Regie: Otakar Vavra
Die Säuberung durch die heilige Inquisition...
Der tschechische Regisseur Otakar Vávra, geboren 1911 in Königgrätz,
war bereits als Student der Architektur im Jahre 1929 an den
Dreharbeiten einiger Dokumentarfilme beteiligt. Danach schrieb er ab
1933 Drehbücher, gemeinsam realisierte er in Gemeinschaftsarbeit mit
Hugo Haas seinen ersten abendfüllenden Spielfilm. Es sollten im Laufe
der nächsten Jahrzehnte sehr viele werden. Ein Schwerpunkt war der
historische Film, darunter zählt auch der nach dem Prager Frühling
entstandene "Kladivo na čarodějnice" (Hexenjagd).
Der Film zeigt sehr authentisch die Hexenprozesse von Groß Ullersdorf in
Nordmähren auf, die unter dem Inquisitionstribunal von Henrich Frank
Bobling (Vladimir Smeral) in der Zeit von 1678 bis 1692 stattfanden. Am
Ende der katholischen Reinigung gab es 104 Tote. Alleine in Groß
Ullensdorf starben 56 Menschen auf dem Scheiterhaufen.
Die Katastrophe fängt während einer heiligen Messe an.
Am Palmsonntag 1678 geschieht sonderbares, die Bettlerin Marina Schuch
(Lola Skrbkova) nimmt an der heiligen Kommunion teil, doch sie nimmt die
Hostie wieder aus dem Mund und legt sie verstohlen in ein Tuch. Dies
sieht ein Ministrant und meldet dem neuen Pfarrer Eusebius Leandrus
Schmit (Eduard Kupak) den Diebstahl noch während der Messe. Die Alte
gibt an, dass sie im Auftrag einer anderen Frau des Dorfes (Marie
Nademlejnská) die Hostie an eine Kuh verfüttern wollte, weil diese keine
Milch mehr gibt.
Da der junge Geistliche ein fanatischer Prediger gegen Zauberei und
Hexenrituale ist, gibt er dem Vorfall, der aufgrund des weit
verbreitenden Aberglaubens geschah, eine große Bedeutung und setzt
umgehend den Dekan von Mährisch Schönberg, Christoph Alois Lautner (Elo
Romacik) sowie die Gräfin von Grop Ullensdorf (Jirina Speknikova) in
Kentniss und in Aufruhr. Der belesene wie besonnene Dekan warnt vor
einer Panikmache, doch er findet mit seiner liberalen Einstellung kein
Gehör. Man setzt den strengen Inquisitor Bobling ein, ein
machtbesessener und finaziell kalkulierender Hexenjäger, der es darauf
abgesehen hat, vor allem die reichen Frauen auf den Scheiterhaufen zu
bringen....
Der 1969 realisierte Schwarz-weiss Film hält in eindrücklichen Bildern diese grauenvolle Kirchengeschichts-Episode fest.
Dabei stellt er mit den verschiedenen Personen auch verschiedene Strömungen des spirituellen Denkens der damaligen Zeit vor. Lautner ist ein menschenfreundlicher Intellektueller. Ein Geistlicher, der weiss, dass auch er ein Sünder ist.
Der junge Pfarrer Schmit dagegen ist ein sich und die Menschen überfordernder religiöser Ereiferer, der erwst später erkennt, was für ein schweres Verbrechen er auf sich geladen hat.
Bobling dagegen ist ein gottloser Beamter, der über Leichen geht.
Mit der schönen Pfarrköchin Zuzana (Sona Valentova) wirds dann zunehmend dramatischer.
Ein guter Historienfilm, der sich qualitativ mit dem gleichnamigen, 1996 entstanden Film von Nicholas Hynter messen lassen kann. Dieser Hexenprozess befasst sich mit der Inquisition in Salem, die 1692 begann - also gleich im Anschluß an die unrühmlichen Vorbilder aus Böhmen im fernen Europa.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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