Donnerstag, 24. August 2017

Deliverance - Beim Sterben ist jeder der Erste

Regie: John Boorman

Flußfahrt...

Lewis Medlock (Burt Reynolds) ist so etwas wie der Boss einer Gruppe von Großstädtern aus Atlanta, die der Zivilisation müde sind und deswegen ein Wochenende Abenteuer und Entspannung in der Wildnis suchen. Zu diesem Quartett gehören auch Ed Gentry (Jon Voight), Bobby Trippe (Ned Beatty) und Drew Ballinger (Ronny Cox).
Die Vier nutzen das Wochenende, um mit zwei Aluminium-Kanus den  Cahulawassee River in Georgia zu bezwingen. Die Kanutour soll von einer sehr abgelegenen Stelle aus im Hinterland hinunter nach Aintry führen - der wilde Fluß und seine Umgebung soll durch den Bau eines Dammes bald völlig unter Wasser sein.
Gefährlich ist das Gewässer auch, denn die wilden Stromschnellen sind nicht zu unterschützen.
In den Wäldern machen sie erste Bekanntschaft mit den Einheimischen. Die wirken zwar ganz nett, aber irgendwie weltfremd mit schlechter Zahnbeschaffenheit und teilweise auch etwas zurückgeblieben oder leicht debil. Der gitarrenspielende Drew fangt spontan mit einem Jungen, der mit seinem Banjo auf der Veranda des heruntergekommenen Holzhauses sitzt, zu musizieren.
Das Duell der Banjos gewinnt der extrem talentierte junge Einheimische.
Die Männer lassen sich an eine optimale Stelle führen und teilen sich in zwei Gruppen auf − ein Kanu teilen sich der Versicherungsmensch Bobby und Ed, während der tonangebende Lewis, der sich gleich ein bisschen auf  Bobby eingeschossen hat, ihn "Pfannkuchen" nennt daher mit dem ruhgien Drew ein Kanu teilt.
Durch unterschiedliche Geschwindigkeiten entsteht am anderen Tag ein bisschen Abstand zwischen den beiden Kanus.
Die beiden vorausfahrenden Bobby und Ed gehen an Land und treffen dort überraschend auf zwei Hillbillys, die nichts gutes im Schild führen. Die Begegnung führt zur Katastrophe, bald geht es draussen in der Natur um Leben und Tod...




John Boormans "Deliverance" aus dem Jahre 1972 ist sicherlich einer der einflussreichsten Werke der Filmgeschichte, dass er ganz allein den Backwood-Film initiierte und damit ein Subgenre des Horrorfilms schuf, ist mehr als beachtlich.
Dabei inszenierte Boorman äusserst dicht und intensiv, so sehr dass man als Zuschauer unter Umständen auch auf die Autosuggestion seiner Protagonisten hereinfallen könnte, denn auf dem Höhepunkt des Kampfes zwischen Mensch und Natur, Städter gegen Rednecks ist die Wahrnehmung sehr stark in Frage gestellt. War es eine Kugel oder war es eine Verzweiflungstat im Schockzustand, war es der Unhold mit den schlechten Zähnen ?
Jedenfalls gelingt es Boorman nicht nur einen unheimlich spannenden Thriller zu schaffen, sondern das perfide Wochenendspiel lebt auch von den Gegensatzpaaren wie Stadt vs. Land, Zivilisation vs. Wildnis, Ratio vs. Natur, Mann vs. Weichling. Diese Gegenüberstellungen erreichen eine eigene spannende Dynamik, die bald nicht mehr voneinander zu trennen sind, sondern ineinander übergehen, sich spiegeln oder brechen.
Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von James Dickey, der auf deutsch unter dem Titel Flußfahrt erschienen ist.
Der Film wurde 1973 in den Kategorien bester Schnitt, bester Regisseur und bester Film für den Oscar nominiert, ging aber leider leer aus.
Boormans düstere Parabel über den Hochmut der städtischen Zivilisation gilt zu Recht als einer der besten Filme der 70er Jahre.




Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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