Regie: Mel Gibson
Die Leiden des William Wallace...
Schon beim ersten Mal, als ich Mel Gibsons gewaltiges wie brutales
Historienepos "Braveheart" sah, habe ich mich gefragt, ob es gut war,
dass der Australier auch die Hauptrolle des William Wallace übernommen
hat.
Denn zur Zeit der Enstehung von "Braveheart" war Gibson bereits 40
Jahre alt. William Wallace war jedoch deutlich jünger, als er sich dazu
entschloss gegen den englischen König Edward Longshanks zu rebellieren.
Der Aufständische Schotte soll von 1280 bis 1305 gelebt haben.
Trotz dieser Irritation hat es Gibson geschafft, dass sein Film
phasenweise sehr fesselnd inszeniert ist und das Manko der Rollenauswahl
wieder ausgleicht. Irgendwann im Lauf des dreistündigen Monumentalepos
hat man sich auch an Zottelmähne Gibson gewöhnt.
"Braveheart" basiert zum größten Teil auf tatsächlichen
historischen Gegebenheit, dennoch hat man aufgrund der Dramaturgie
entschieden einige Fakten stark verzerrt darzustellen, weil sie dann
publikumswirksamer werden.
Das Drehbuch von Randall Wallace orientiert sich auch sehr stark an
das Gedicht "Wallace" des Minnesängers Blind Harry, der seine Verse um
1470 verfasste. Einige Jahre später wurde er auch als Volksheld
ausgerufen.
"Braveheart" beginnt mit der tragischen Kindheit des William
Wallace (als Kind: James Robinson, als Erwachsener: Mel Gibson), denn
der Junge, der gemeinsam mit seinem älteren Bruder John (Sandy Nelson)
bei seinem Vater (Sean Lawlor) aufwächst, wird durch die englischen
Besatzer zur Vollwaise. Der Vater und der Bruder werden mit anderen
Schottischen Unterhändlern in einen Hinterhalt gelockt und ermordet. So
wächst der Junge bei seinem belesenen Onkel Argyle (Brian Cox) auf. Als
junger Mann verliebt er sich in die schöne Murron (Catherine McCormack),
die er schon als Junge kannte und die ihm bei der Beerdigung seines
Vaters eine Blume schenkte.
Doch das junge Glück währt nicht lange. Nachdem das Paar heimlich
geheiratet hat (sie wollten damit das schändliche Dekret "Lus primae
noctis" umgehen, dass dem englischen Lehnsherrn das Recht auf die erste
Nacht mit der Jungfrau gewährte) wird Murron von englischen Soldaten
bedrängt, die sie vergewaltigen wollen. Sie wehrt sich und William kommt
ihr zur Hilfe. Er tötet einige der Besatzer und flieht. Doch Murron
wird gefangen genommen und um Wallace aus seinem Versteck
herauszulocken, wird die Frau vom englischen Sheriff hingerichtet. Dies
führt zu einem Rachefeldzug, vom dem auch der König (Patrick McGoohan)
erfährt. Am englischen Hof ist Prinzessin Isabelle (Sophie Marceau), die
junge Frau von Longshanks Sohn und Thronfolger Prinz Edward (Peter
Hanly) sehr unglücklich, denn der Gatte hat aufgrund seiner
Homosexualiät kein Intresse an ihr, sondern vergnügt sich mit dem
Adligen Philipp (Stephen Billington).
In Schottland wird Wallace immer populärer und er kann die
Unterdrückten gewinnen, dass sie in den Kampf ziehen. Dies sorgt für
einen Sieg bei der Schlacht von Stirling Bridge und macht auch den
Robert the Bruce (Angus MacFadyen), den möglichen schottischen
Thronerben auf ihn aufmerksam. Doch dessen Vater Robert Bruce, der Earl
of Carrick (Ian Bannen) zieht im Hintergrund die Fäden, die zweimal zum
Verrat führen...
"Freiheit" wird dann das letzte Wort sein, dass der Gefangene
Terrorist William Wallace seinen Henkern zur Antwort gibt, bevor er von
diesen enthauptet wird - die vorherige Folter war nicht ausreichend,
dass der Kämpfer für ein freies Schottland den Feind Edward Longshanks
als König öffentlich anerkannte. "Braveheart" ist in erster Linie ein
gut gemachtes Racheepos mit einem fast perfekten Helden, der für seine
Ideale kämpft, eifrig Schlachten führt, unzählige Feinde ermordet und am
Ende von den Widersachern niedergestreckt wird. Du kannst alles töten,
aber nicht den Geist, den ich in mir trage. Denn sein Tod bewegte Robert
The Bruce in der Schlacht von Bannockburn die Schotten in die ersehnte
Freiheit zu führen. Es gelingt Gibson das Mittelalter mit vielen
Grausamkeiten wieder lebendig werden zu lassen. Die Academy war so
beeindruckt, dass sie das Heldenepos mit 5 Oscars auszeichnete. Als
bester Film wurde "Braveheart" ausgezeichnet. Mel Gibson gewann den
Regiepreis und John Toll wurde für die großartige Kameraleistung
belohnt. Auch für den besten Tonschnitt und das beste Make up gabs den
Oscar. Sehr eindrucksvoll in der Nebenrolle als verfaulender Intrigant
ist Ian Bannen, der 1966 für seine Rolle in "Flug des Phoenix" eine
oscar-Nominerung erhielt.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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