Freitag, 11. April 2025

Der Holzschuhbaum


Regie: Ermanno Olmi

Das Leben lombardischer Bauern...

"Der Holzschuhbaum" (italienischer Originaltitel: L´albero degli zoccoli) wurde 1978 von Ermanno Olmi geschrieben und inszeniert. Der Film zeigt das Leben von lombardischen Bauern in einem riesigen Bauernhaus (Cascina) im späten 19. Jahrhundert. Dieser Gutshof in der Po-Ebene gehört "dem Herrn" - ebenso der große Teil des Viehs und auch das umliegende Land. Die vier Bauernfamilien, die auf dem Gutshof leben und ihn bewirtschaften müssen auch zwei Drittel ihrer Ernte dem Gutshofbesitzer abgeben. Olmi wählte für seine Filmfiguren echte Bauern und Einheimische aus. Der Film kann beinahe schon als Dokumentation angesehen werden, so authentisch ist der Ablauf eines Jahres auf dem Gutshof. Dabei erinnert "Der Holzschuhbaum" sehr stark an die früheren italienischen Klassiker des Neorealismus, weil er das Leben der Armen in den Mittelpunkt stellt. Olmi erhielt viel Lob und sein bester Film gewann vierzehn Preise, darunter die Goldene Palme und den Cesar für den besten fremdsprachigen Film. Am Anfang des Films überredet der Pfarrer den Bauern Battisti (Luigi Ornhagi) und dessen Frau (Francesca Morrigi) ihren Sohn Minek (Omar Brignoli) auf die Schule zu schicken. Damit fällt der kleine Junge weitestgehend als Arbeitskraft auf dem Hof aus. Battistas Frau ist zudem schwanger - wieder ein Kind, wieder einer mehr, der essen will. Dann zerbricht auch noch zu allem Unglück auf dem Heimweg von der Schule Mineks Holzschuh. Um Schuhe zu kaufen, ist kein Geld da. Heimlich schleicht sich Battisti nachts aus dem Haus und fällt eine kleine Erlenpappel und genauso heimlich shcnitzt er seinem Sohn einen neuen Schuh als dem gestohlenen Holz. Kinder werden geboren, Feldfrüchte angebaut, Tiere geschlachtet (eine Gans und ein Schwein: Diese Szenen sah ich mir als Tierschützer und Vegetarier mit Widerwillen an) und Paare heiraten. Im gemeinsamen Bauernhaus werden Geschichten ausgetauscht und Gebete gesprochen. Obwohl die Bauern die unterschwelligen Strömungen der Revolution wahrnehmen, bleiben sie von den politischen Unruhen weitgehend unberührt. Ein kommunistischer Agitator hält eine Rede auf einem Jahrmarkt, und ein frisch verheiratetes Paar wird bei einem Besuch in Mailand Zeuge der Verhaftung politischer Gefangener. In der Familie Finard gibt es oft Streit, da der Vater sehr geizig ist. Neben den Battistis und Finards lebt die Witwe Runk (Teresa Brescianini) mit ihren sechs Kindern sowie die Familie Brena mit auf dem Hof. Mit ihrem Verdienst als Wäscherin kann die Witwe ihre Sprösslinge kaum ernähren. Sie plant daher, mit Hilfe des Pfarrers die beiden jüngsten Kinder in ein Heim zu geben. Ihr ältester Sohn Peppino (Carlo Rota) wehrt sich aber dagegen. Lieber will er Tag und Nacht arbeiten, als dass die Familie zerbricht. Als die Kuh der Familie erkrankt und der Arzt prophezeit, dass das Tier sterben wird, gibt die Mutter dem Tier Wasser zu trinken, das sie neben der Kapelle geschöpft hat. Die Kuh gesundet wider Erwarten, wird jedoch später samt Kalb vom Gutsverwalter abgeholt. Die Familie Brena steckt in Hochzeitsvorbereitungen – Tochter Maddalena (Lucia Pezzoli) heiratet Stefano (Franco Pilenga), der ihr schon seit längerem den Hof gemacht hat. Die Hochzeitsreise verbringt das Paar bei der frommen Tante des Mädchens in Mailand, die ein Waisenhaus leitet. Sie gelangen mit einem Flusskahn in die Stadt, die zu dieser Zeit von Demonstrationen und Unruhen streikender Arbeiter heimgesucht wird. Die Zeiten ändern sich - doch mit Protest und Rebellion haben die religiös geprägten Menschen auf dem Land nichts zu tun. Sie sehen ihr Leben in Armut als Gott gegeben an. Ihre Hochzeitsnacht verbringt das junge Paar in zwei zusammengeschobenen und mit einem Kranz geschmückten Betten im Klostersaal. Einen Tag später gelingt es der Tante, Maddalena und Stefano zur Adoption eines Kindes zu überreden... 












Am Ende wird Battista für das Fällen des Baums hart bestraft. Der Besitzer kündigt der Familie fristlos. Im Abenddunkel beladen sie einen Karren mit ihren wenigen Habseligkeiten. Erst als das Gefährt in der Dunkelheit verschwindet, kommen die Nachbarn heraus, die drinnen für die Familie gebetet haben, und schauen dem Karren, der bald verschwindet, von der Ferne aus zu. Olmis Film wird von vielen bewundert - von Mike Leigh, von Al Pacino, der "Albero degli zoccoli" als seinen Lieblingsfilm nannte. Auch von mir, denn die Geschichte, die fast 3 Stunden dauert und keine besonderen Höhepunkte ausweist, ist geprägt von großem Respekt und spürbarer Anteilnahme und Empathie für diese einfachen Menschen. 











Bewertung: 10 von 10 Punkten

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