Regie: Hark Bohm
In den Bergen von Montana....
Am 18. April 1971 unterzeichneten dreizehn
Filmemacher in München die Gründungsurkungen des Filmverlags der
Autroen. Es waren Hark Bohm, Michael Fengler, Peter Lilienthal, Hans
Noever, Pete Ariel, Uwe Brandner, Veith von Fürstenberg, Florian
Furtwängler, Thomas Schamoni, Laurens Straub, Volkver Vogeler, Wim
Wenders und Hans W. Geissendörfer.
Grund war
die Finanzierung und den Vertrieb unabhängiger Filme deutscher
Autorenfilmer zu unterstützen, die dafür bekannt sind, überwiegend
eigene Drehbücher zu adaptieren. Viele
Regisseure des Neuen Deutschen Films, die als "Flaggschiff“ bezeichnet
wurden, waren mit dem Filmverlag der Autoren verbunden, darunter Werner
Herzog, Rainer Werner Fassbinder, Percy Adlon und Alexander Kluge, deren
Filme von dem Unternehmen produziert und vertrieben wurden. Viele von
ihnen waren Mitglieder des Vorstands des Filmverlags. Die
Gründung des Filmverlags war das Ergebnis wiederkehrender
Schwierigkeiten der Regisseure bei der Finanzierung ihrer politisch und
ästhetisch anspruchsvollen Filme. Sie hatten
das Gefühl, dass die üblichen Finanzierungswege im etablierten System,
das teils kommerziell orientiert, teils staatlich finanziert war, zu
einschränkend waren, ihnen wenig Kontrolle über ihre eigene Arbeit
ließen oder einfach keine so anspruchsvollen Aufgabenstellungen
zuließen, wie sie sie sich vorstellten. Deshalb gründeten sie den
Filmverlag als unabhängigen Verein, um die vollständige Kontrolle über
ihre Projekte zu haben, von der Finanzierung über Vorproduktion,
Produktion, Postproduktion bis hin zum Vertrieb. Das
Vorbild, nach dem die Gründer des Filmverlags ihren Verein gestalteten,
war der Verlag der Autoren in Frankfurt, ein unabhängiger
Zusammenschluss von Bühnenautoren, die ihre eigenen Werke
veröffentlichten. Der erste vom Filmverlag der Autoren produzierte Film war "Furchtlose Flieger" von Veith von Fürstenberg und Martin Müller.
In den 1970er Jahren genossen die vom Filmverlag veröffentlichten Filme
ein hohes Ansehen bei Kritikern und Intellektuellen, doch der Verein
stand oft am Rande des Bankrotts. Zu den
bemerkenswerten Produktionen dieser Ära zählten Herzogs "Aguirre, der
Zorn Gottes" (1972), "Das Rätsel des Kaspar Hauser" (1974), Wenders'
"Die Angst des Torwarts vor dem Elfmeter" (1972), "Alice in den Städten"
(1974), "Im Lauf der Zeit"(1976), "Der amerikanische Freund" (1977),
Fassbinders "Der Händler der vier Jahreszeiten" (1971), "Die bitteren
Tränen der Petra von Kant" (1972), "Angst essen Seele auf" (1974) oder
auch das Gemeinschaftswerk Deutschland im Herbst (1977/78) über die
Reaktion der deutschen Gesellschaft auf den Terrorismus der Roten Armee
Fraktion und die staatlichen Gegenmaßnahmen während der Ereignisse des
Deutschen Herbsts 1977. Auch Hark Bohms beste Filme "Nordsee ist
Mordsee" oder "Tschetan, der Indianerjunge" wurden so realisiert. In
beiden Filmen spielt Dschinghis Bowakow, der Ziehsohn von Hark Bohm,
eine der Hauptrollen. Mit "Tschetan, der Indianerjunge" wurde ein
äusserst interessanter Beitrag zum klassischen Westerngenre inszeniert,
der völlig eigenständig und ganz ohne Vorbilder prächtig funktioniert.
Der Regisseur inszeniert ruhig und langsam, er baut aber dafür
kontinuierlich eine gewisse Tiefe auf. Zusammengehalten wird die
Geschichte durch einen konsequenten Inszenierungstil und durch die guten
Darstellerleistung des jungen Dschinghis Bowakow und Bohms zwei Jahre
jüngeren Bruder Marquard, der den Schäfer Alaska alias Jacob Brecht
spielt. Gedreht wurde in Bayern, die Geschichte selbst spielt um 1880 in
den Bergen von Montana. In dieser Zeit wandern sehr viele Deutsche in
das neue Land aus. So auch der Schäfer Jacob. Er zieht mit seinen
Schafen und seinen Hunden durch das Land. Bald wird der Winter das
Wandern nicht mehr möglich machen und so hat er einen Platz zum
Überwindern für seine Herde gesucht und gefunden. Dieser Platz an einem
See liegt auch in der Nähe der Ranch von Rinderzüchter Ben Johnson
(Willy Schultes), der zwei Söhne im Teenageralter (Erich Dolz, Edy
Hendorfer) hat. Dieser jagt nach Viehdieben und hat einen Indianerjungen
(Bowakow) gefangengenommen. Der soll seine gerechte Strafe bekommen und
ausserdem missfallen dem Rancher die lagernden Schafe am Fluß. Er
behauptet dies wäre sein Land und der Schäfer soll bloß bis zum
Winterbeginn hier verschwinden. Doch stattdessen befreit Alaska - so
nennt man den Schäfer - den Jungen aus der Hand des selbstgerechten
Ranchers. Was zunächst so aussieht, dass er damit eine billige
Arbeitskraft bekommen hätte, verändert sich im Laufe der Zeit. Die
beiden nähern sich an und so entsteht gegenseitiger Respekt bis hin zur
Freundschaft...
Naürlich hat der Rancher etwas dagegen, weil er keine Indianer duldet und auf dem Höhepunkt des atmosphärisch sehr gut gelungenen Films geht er mit seinen beiden Söhnen rigoros gegen die beiden Eindringlinge vor. Bohm hat den Western mit einer Coming of Age Story verknüpft und für die stimmungsvollen Kamerabilder war Michael Ballhaus verantwortlich. Für mich einer der ungewöhnlichsten und auch schönsten Eurowestern überhaupt.
Naürlich hat der Rancher etwas dagegen, weil er keine Indianer duldet und auf dem Höhepunkt des atmosphärisch sehr gut gelungenen Films geht er mit seinen beiden Söhnen rigoros gegen die beiden Eindringlinge vor. Bohm hat den Western mit einer Coming of Age Story verknüpft und für die stimmungsvollen Kamerabilder war Michael Ballhaus verantwortlich. Für mich einer der ungewöhnlichsten und auch schönsten Eurowestern überhaupt.