Donnerstag, 10. Juli 2025

Red Rooms


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Pascal Plante

Serienkiller-Groupies...

Der ruhige Thriller "Red Rooms - Zeugin des Bösen" heißt im Original "Les Chambres Rouges" und wurde 2023 von dem kanadischen Drehbuchautor und Regisseur Pascal Plante inszeniert. Gestützt auf Juliette Gariépys großartiger Darstellung einer selbstzerstörerischen Besessenheit ist "Red Rooms" vor allem eine eindringliche und zeitgemäße Reise in eine besonders morbides Schlangengrube. Ein Gerichtsthriller und eine Reise ins Darknet bzw. in einen "Red Room" - einem Bereich im Internet, in dem die schlimmsten Perversionen ausgelebt werden - als Täter, als Opfer, als Zuschauer. Dabei spielt sich der daraus resultierende Horror fast ausschließlich im Kopf des Zuschauers statt. Es reichen die Beschreibungen im Gerichtssaal, vage Fotos, die als Beweismittel aufgeführt werden und die Reaktionen der filmfiguren, wenn sie den erschreckenden Snuff Videos ausgesetzt sind  - eine Geschichte, die das Publikum immer tiefer in die dunklen Abgründe des Menschen zieht. In Montreal nimmt Model Kelly-Anne (Juliette Gariepy) am Prozess gegen Ludovic Chevalier (Maxwell McCabe-Lokos) teil. Dieser soll den Mord an drei Teenagerinnen in einem "Red Room“ – einem Chatroom im Darknet, in dem man gegen Bezahlung Snuff-Filme ansehen kann – übertragen haben. Der Fall hat sich zu einem Medienrummel entwickelt und sowohl die Aufmerksamkeit der Presse als auch der Chevalier-Fans erregt. Einige glauben, dass ihm aufgrund seiner sanftmütigen Art und seines freundlichen Auftretens eine Schuld in die Schuhe geschoben wird. Obwohl das FBI den kanadischen Behörden zwei Snuff-Filme übergeben hat, stellt die Verwendung einer Sturmhaube durch den Mörder Chevaliers Identität in Frage, trotz belastender Beweise wie dem Fund der Leichen der Mädchen im Hinterhof eines ehemaligen Wohnhauses von Chevalier. Kelly-Anne freundet sich mit einer von Chevaliers neurotischen "Fans“ an, Clementine (Laurie Babin), einer jüngeren Frau, die per Anhalter nach Montreal gekommen ist, um dem Prozess beizuwohnen, und die aus Geldmangel in einem Obdachlosenheim lebt. Nachdem die beiden Frauen sich durch ihre gemeinsame Faszination für den Fall näher gekommen sind, lädt Kelly-Anne Clementine ein, für die Dauer des Prozesses bei ihr zu wohnen. Während Clementine Chevalier leidenschaftlich verteidigt, bleibt Kelly-Anne in ihren Gesprächen distanziert und wortkarg. Kelly-Anne enthüllt, dass sie den Großteil ihres Einkommens aus Online-Glücksspielen bezieht. Darüber hinaus offenbart sie ihre Computerkenntnisse und hat ihre eigene KI programmiert, die sie Guinevere nennt. Ohne Clementines Wissen hat Kelly-Anne begonnen, Francine Beaulieu (Elisabeth Locas), die Mutter von Camille Beaulieu, Chevaliers jüngstem Opfer und dem einzigen Mädchen, dessen Snuff-Video nie entdeckt wurde, im Internet zu stalken. An dem Tag, an dem zwei von Chevaliers Snuff-Filmen gezeigt werden sollen, wird der Gerichtssaal bis auf die Familien der Opfer verlassen. Eine verärgerte Clementine äußert ihre Enttäuschung darüber, dass sie die Filme nicht sehen kann, von denen sie glaubt, sie könnten Chevaliers Unschuld beweisen. Kelly-Anne enthüllt, dass sie die Filme bereits über das Darknet erhalten und angesehen hat und dass sie Beweise dafür enthalten, dass Chevalier der Mörder ist. Kelly-Anne und Clementine kehren in Kelly-Annes Wohnung zurück, wo sie sich gemeinsam die Videos ansehen. Kelly-Anne weist darauf hin, dass der maskierte Mörder Chevaliers markante blaue Augen und seinen ungewöhnlichen Gang hat. Clementine beginnt angesichts der Brutalität der Videos und der Enthüllung, dass Chevalier schuldig ist, zu weinen. Beunruhigt beschließt Clementine, den Rest des Prozesses auszulassen und kauft sich ein Busticket nach Hause. Beim Gehen fragt Clementine Kelly-Anne, warum sie von dem Fall so fasziniert ist, doch Kelly-Anne kann nicht antworten. An Chevaliers Geburtstag erscheint Kelly-Anne im gleichen Design der Schulmädchenuniform, in der Camille ermordet wurde, vor Gericht, mit einer Perücke und farbigen Kontaktlinsen, um dem Mädchen noch ähnlicher zu sehen. Kelly-Anne wird gewaltsam aus dem Gerichtssaal verwiesen. Als sie geht, winkt der sonst so reglose Chevalier und sucht Blickkontakt mit ihr. In dieser Nacht wird Kelly-Annes Modelagentur sie feuern, da viele ihrer Kunden von ihrem Stunt gehört haben. Kelly-Anne nimmt im Darknet Kontakt zu einem Hacker auf, der Camilles Snuff-Video in die Hände bekommen hat und es versteigern will. Nachdem Kelly-Anne ihre Identität und ihre Fähigkeit zum Bieten nachgewiesen hat, wird sie zur Auktion eingeladen. Obwohl das Gebot zunächst über ihr Budget hinausgeht, gewinnt Kelly-Anne in letzter Minute eine Pokerrunde und ersteigert mit dem Erlös den Snuff-Film. Kelly-Anne vermutet, dass ihre Aktivitäten über Guinevere überwacht wurden, zerstört die KI in ihrem Mixer und sieht sich anschließend das Video von Camille an. In derselben Nacht nutzt Kelly-Anne Informationen über Camilles Mutter aus dem Darknet, um die intelligenten Schlösser ihres Hauses zu umgehen und einzubrechen. Nachdem sie in ihrer Schuluniform für Selfies in Camilles Zimmer posiert hat, hinterlässt Kelly-Anne einen USB-Stick mit dem Snuff-Film im Schlafzimmer von Camilles Mutter. Einige Zeit später enthüllt eine Nachrichtensendung, dass Camilles Mutter den USB-Stick der Polizei übergeben hat. Camilles Snuff-Film enthält Aufnahmen, die Chevalier als Mörder zweifelsfrei beweisen. Außerdem wird bekannt, dass Bitcoin-Aufzeichnungen, die Chevaliers Gewinne aus den Snuff-Filmen belegen...







Einer dieser Filme in diesem Jahr, die noch länger nachwirken und mit einer Protagonistin, die auch nach dem Ende des Films noch immer ein gewisses Geheimnis bleibt. Denn es ist offensichtlich, dass die Frau gefangen in ihren Obsessionen ist - zunächst offensichtlich in ihrer Obsession zum Angeklagten. Dann aber vor allem wird ihre Faszination für den dunklen Kellerbereich der menschlichen Psyche erkennbar. 








Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Pearl


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie. Ti West

Das tanzende Farmermädchen...

"Pearl" ist ein US-Horrorfilm aus dem Jahr 2022. Regie, Produktion und Schnitt stammen von Ti West, der gemeinsam mit Mia Goth das Drehbuch schrieb. Es ist der zweite Teil von Ti Wests X-Filmreihe und ein Prequel zu "X", der im gleichen Jahr entstand.  Mia Goth schlüpft erneut in die Rolle der Titelfigur, sie spielt in jedem der X Filme die Hauptrolle. Der Film erzählt die Entstehungsgeschichte der titelgebenden Bösewichtin, deren glühender Wunsch, Filmstar zu werden, mit ihrem Privatleben und ihren gewalttätigen Tendenzen kollidiert, was 1918 zu Gewalttaten auf dem texanischen Anwesen ihrer Familie führt. Der Filmemacher gab an, dass er sich von den Werken Douglas Sirks, Technicolor-Filmen wie Der Zauberer von Oz (1939) und Mary Poppins (1964) sowie Disney-Filmen inspirieren ließ. "MaXXXine", der dritte Film der Reihe und eine direkte Fortsetzung von "X", erschien am 5. Juli 2024.  1918 lebt Pearl (Mia Goth) als junge Frau mit ihren deutschen Einwanderereltern (Tandi Wright und Matthew Sunderland) auf deren Farm in Texas, während ihr Mann Howard (Alistair Sewell) im Ersten Weltkrieg dient. Ihr Vater ist gebrechlich und gelähmt, und ihre strenge Mutter Ruth besteht darauf, dass sie sich um ihn und die Farm kümmert, während sie sich zum Schutz vor der Spanischen Grippe isolieren. Im Jahr 1918 grassiert auch in den USA die Spanische Grippe. Pearl ist sehr ehrgeizig und hat den Wunsch landesweit als Tänzerin bekannt zu werden. Sie ist Fan von Tanzfilmen und will unbedngt ein Star werden und der Tristesse ihres Farmeralltags entfliehen. Obwohl ihr Mann im Ersten Weltkrieg beim Militär ist, bleibt sie im Haus ihrer Eltern, muss deren zurückhaltende und strenge Erwartungen erfüllen und sich um deren Bauernhof kümmern. Ihre deutsche Mutter Ruth missbilligt ihre Ambitionen, missbilligt deren ausbeuterische Natur und befiehlt ihr, während ihres Aufenthalts im Haus Aufgaben zu übernehmen. Dazu gehört auch die Pflege ihres Vaters, der im Rollstuhl sitzt und nicht sprechen kann. Obwohl sie die Nutztiere zunächst als ihre Freunde betrachtet und sich mit ihnen unterhält, als wären sie Menschen, beginnt sie, ihre Frustration an ihnen auszulassen und tötet eines Tages die Gans, um ihre innere Wut zu besänftigen - den Leichnam verfüttert sie dem Alligator im Gewässer nahe des Hauses. Trotz dieser Einschränkungen schleicht sich Pearl oft ins örtliche Kino und sich eine Zukunft auszumalen, die sich von ihrem bisherigen Leben unterscheidet. Mit der Zeit beginnt der Filmvorführer (David Corenswet) im Kino eine kokette und lustvolle Beziehung mit ihr. Als er ihr den Junggesellenfilm "A Free Ride“ zeigt und ihr sagt, dass er sie eines Tages in etwas Ähnlichem sehen möchte, beginnt sie erneut zu glauben, dass sie eines Tages ein Star sein wird. Ihr Verlangen nach sexueller Interaktion wird weiterhin unterdrückt, während sie sich um die Bedürfnisse der Farm kümmert. Ihre Mutter sagt ihr ständig, dass etwas mit ihr nicht stimmt, und es kommt zu Ausbrüchen inakzeptabler psychopathischer und soziopathischer Tendenzen. Als ihre Differenzen eskalieren, lässt Pearl ihren wahren antisozialen Trieben freien Lauf. Indem sie sich dazu entschließt, durch Mordtaten zur Serienmörderin zu werden, besiegelt sie unabsichtlich ihr Schicksal, um einer strafrechtlichen Untersuchung wegen Mordes zu entgehen. Sie kämpft damit, sich mit der Realität abzufinden, dass sie ihre Ziele, ihre Träume niemals erreichen und auf der Familienfarm, die sie aufgrund ihrer Taten erbt, für immer anonym bleiben muss... 









In der Rolle ihrer freundschaftlich mit ihr verbundenen Schwägerin ist Emma Jenkins-Purro zu sehen. "Pearl" ist der stärkste der drei X Filme, die Geschichte ist clever, geschmeidig, grausam und extrem gut gespielt.  Die junge Frau mit dem blutroten Kleid, der blauen Spitzenschleife und ihrer Axt in der Hand gehört sicherlich zu den markantesten Filmfiguren im Horrorfilm der letzten Jahre. 









Bewertung. 8,5 von 10 Punkten.  

Für immer hier


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Walter Salles

Opfer der Militärdiktatur... 

Der brasilianische Politfilm "Ainda estou aqui" (deutscher Titel: Für immer hier) wurde von Walter Salles (Central Station, Die Reisen des jungen Che, Dark Water, Paris Je´taime) im Jahr 2024 gedreht und ist eng verwandt mit einigen früheren Politfilmklassikern wie "Missing" von Costa Gavras oder "Die offizielle Geschichte" von Luis Puenzo und Jaoquin Calatayut. Filme, die sich mit einer unrühmlichen und noch lange nicht aufgearbeiteten Vergangenheit eines Landes auseinandersetzt. In "Missing" wird der 1973er Putsch in Chile thematisiert, "Die offizielle Geschichte" setzt sich mit dem "Schmutzigen Krieg" in Argentinien der Jahre 1976 bis 1983 auseinander. "Für immer hier" ist zunächst im Jahr 1970 angesiedelt. Im Dezember 1970 wird auch Brasilien von einer Militärdiktatur regiert, die es sich zur obersten Aufgabe machte die Opposition im Lande nicht nur zu unterdrücken, sondern führende Köpfe auch auszuschalten.. Das Filmdrama basiert auf Marcelo Rubens Paivas gleichnamigen Memoiren aus dem Jahr 2015. Fernanda Torres und Fernanda Montenegro spielen Eunice Paiva, eine Mutter und Aktivistin, die mit dem Verschwinden ihres Mannes, des oppositionellen Politikers Rubens Paiva (Selton Mello), während der Militärdiktatur in Brasilien zu kämpfen hat  Der Film feierte seine Weltpremiere am 1. September 2024 bei den 81. Internationalen Filmfestspielen von Venedig, wo er von der Kritik gefeiert wurde, insbesondere Torres' Leistung und gewann den Preis für das beste Drehbuch. Bei den 82. Golden Globe Awards gewann Torres die Kategorie "Beste Hauptdarstellerin in einem Filmdrama“, während der Film für den „Besten fremdsprachigen Film“ nominiert war.  Bei den 97. Academy Awards wurde der Film für die „Beste Hauptdarstellerin (Torres)“ und den "Besten Film“ nominiert und gewann den Preis für den „Besten internationalen Spielfilm“. Damit war er der erste brasilianische Film, der einen Oscar gewann.  Kurz nach seinem Kinostart am 7. November 2024 durch Sony Pictures Releasing International wurde der Film von der brasilianischen extremen Rechten boykottiert, die leugnet, dass das Militärregime eine Diktatur war. Nicht jedes Land hat eine adäquate Aufarbeitung ihrer Vergangenheit. Mit einem Einspielergebnis von 36 Millionen US-Dollar war er der umsatzstärkste brasilianische Film seit der COVID-19-Pandemie. Im Dezember 1970 lebt Rubens Paiva (Selton Mello) mit seiner Frau Eunice (Fernanda Torres) und ihren fünf Kindern (Veroca: Maria Manoella (älter) Valentina Herszage (jünger), Eliana: Marjorie Estiano (älter), Luiza Kozovski (jünger), Nalu: Gabriela Carneiro da Cunha (älter), Barbara Luz (jünger), Babiu: Olivia Torres (älter), Cora Mora (jünger) und Marcelo: Antonio Saboia (älter) Guilherme Silveira (jünger) in einem idyllischen Haus in der Nähe des Strandes von Leblon. Nach der Aberkennung seines Amtes zu Beginn des brasilianischen Staatsstreichs 1964 kehrt Paiva zu seiner zivilen Karriere zurück und unterstützt weiterhin politische Expatriates, ohne seine Aktivitäten mit seiner Familie zu besprechen. Nach der Entführung des Schweizer Botschafters in Brasilien durch revolutionäre Bewegungen droht dem Land politische Instabilität. Ihre Freunde Fernando (Charles Fricks) und Dalva Gasparian (Maeve Jinkings) beschließen, in London Zuflucht zu suchen und nehmen Vera, die älteste Tochter der Paivas, mit. Vera war zuvor auf dem Rückweg vom Kino mit ihren Freunden Zeugin militärischer Gewalt geworden. In Paivas Haus findet eine Militärrazzia statt, die im Januar 1971 zu seiner Verhaftung und seinem Verschwinden führt. Eunices öffentliche Nachforschungen nach Rubens' Aufenthaltsort führen zu ihrer Verhaftung und zwölftägigen Folter. Eliana, ihre jugendliche Tochter, wird ebenfalls inhaftiert, aber nach 24 Stunden freigelassen. Eunice wird gefragt, ob ihr Mann in prodemokratischen Bewegungen aktiv sei, was sie bestreitet. Falsche Zeitungsberichte behaupten, Rubens sei ins Exil geflohen, doch Eunice und ihre Freunde vermuten etwas anderes. Mit Hilfe des Anwalts Lino Machado (Thelmo Fernandez) reicht sie einen Antrag auf Habeas Corpus ein. Sie erfährt sie außerdem, dass Rubens heimlich politische Exilanten unterstützt hatte. Der Vater der Familie bleibt verschwunden und sein Schicksal scheint sich nicht aufzuklären...







Der Film spielt zunächst 1970 und 1971, später 1996 und am Ende 2014.  Die Macher konnten sich zu 100 % auf die großartige und vielschichte Darstellung von Feranda Torres verlassen, die den Film bis zum Schluß vorantreibt.Ihre Figur strahlt eine emotionale Sensibiliät aus, die alles extrem glaubwürdig erscheinen lässt. Sie unterdrückt sowohl Angst und Wut, nur ihrer Familie zuliebe. 






Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

Anora


Regie: Sean Baker

Turbulente Heirat...

Sean Bakers "Anora" ist eine romantische und irre Dramedy über eine Sexarbeiterin. Eine Art "Pretty Baby" - nur viel krasser und weniger märchenhafter. Er interessierte sich für Konflikte in einer widersprüchlichen Welt. Am Ende kommt eine gewisse Verzweiflung zum Tragen, ein Gefühl der Verlorenheit kommt auf. Dennoch bleibt alles irgendwie leicht in dieser Mischung aus Comedy und Drama. Ein echter Glückgriff ist die Hauptdarstellerin Mikey Madison, die für ihre Rolle als Stripperin und Sexarbeiterin Anora den Oscar als beste Schauspielerin erhielt. Desweiteren gab es auch Auszeichnungen als bester Film, beste Regie, bestes Drehbuch und bester Schnitt und da Sean Baker bei allen vier Kategorien federführend oder zumindest mitbeteiligt war, hat er am 2. März vier Academy Awards mit nach Hause nehmen können. Der russische Schauspieler Juri Borrisow wurde in der Kategorie "Nebenrolle" nominiert."Anora" feierte am 21. Mai 2024 bei den 77. Filmfestspielen von Cannes Premiere, wurde von der Kritik gefeiert und mit der Goldenen Palme ausgezeichnet. Der Kinostart erfolgte am 18. Oktober 2024 bei Neon. Der Film spielte weltweit 59,9 Millionen US-Dollar bei einem Budget von 6 Millionen US-Dollar ein und war damit Bakers umsatzstärkster Film. Anora „Ani“ Mikheeva (Mikey Madison), eine 23-jährige Stripperin, lebt in Brighton Beach, einem russisch-amerikanischen Viertel in Brooklyn, New York City. Ihr Chef stellt sie Ivan „Vanya“ Zakharov (Mark Eidelschtein) vor, dem 21-jährigen Sohn des russischen Oligarchen Nikolai Zakharov (Aleksei Serebryakov), der sich jemanden mit fließenden Russischkenntnissen wünscht. Obwohl Vanya in den USA studiert, verbringt er die meiste Zeit damit, in Clubs zu feiern und Videospiele in der luxuriösen Villa seiner Eltern in Brooklyn zu spielen. Vanya engagiert Anora für mehrere sexuelle Begegnungen. Er lädt sie zu einer Silvesterparty in die Villa ein und bietet ihr am nächsten Tag 15.000 Dollar, damit sie eine Woche lang seine Freundin ist. Während der Woche feiert Anora mit Vanya und seinen Freunden, und alle machen eine extravagante Reise nach Las Vegas. Am Ende der Reise enthüllt Vanya, dass er dauerhaft nach Russland zurückkehren muss, um in der Firma seines Vaters zu arbeiten, und äußert seine Verachtung für seine Eltern. Er meint, er müsse nicht gehen, wenn er eine Amerikanerin heirate, und macht Ani spontan einen Heiratsantrag. Sie zögert zunächst, willigt aber ein, nachdem Wanja ihr versichert, dass seine Gefühle echt seien. Sie heiraten heimlich in einer Hochzeitskapelle in Las Vegas. Wanja kauft ihr daraufhin einen großen Ehering und einen teuren Pelzmantel. Sie kündigt ihren Job und zieht in Wanjas Villa. Als die Nachricht von ihrer Hochzeit Russland erreicht, beauftragt Wanjas Mutter Galina (Darya Ekamasova) ihren armenischen Paten Toros (Karren Karagulian), die beiden zu finden und eine Annullierung der Ehe zu arrangieren, während sie und sein Vater Nikolai in die USA fliegen. Toros schickt seine Handlanger Garnik (Watsche Towmasjan) und Igor (Juri Borissow) zur Villa. Sie informieren Wanja, dass seine Eltern ihn zurück nach Russland bringen, und erzürnen Anora, indem sie sie eine Prostituierte nennen und andeuten, Wanja habe sie nur wegen einer Green Card geheiratet. Wanja flieht aus dem Anwesen, und Anora gerät in einen heftigen Kampf mit Garnik und Igor, bevor diese sie festhalten können. Dann überschlagen sich die Ereignisse....









Der Film wirkt mitreissend und bewegt sich im prallen Leben einer Großstadt. Ein moderner Film, der aber auch an ältere Formen des Kinos erinnert, ein bisschen Lubitsch schwingt mit. Auch brodelt unter der Oberfläche all dieser Flirts und Streitereien eine Dunkelheit. Ani wird ständig hin- und hergerissen, erniedrigt und missachtet, doch Madison ist eine Wucht in ihrer Darstellung einer selbstbewussten Frau, die zwar Sexarbeit verrichtet, aber sich keineswegs über ihren Beruf definiert. Sie leistet sich Emotionen und Zielsetzungen für ihre Zukunft. 









Bewertung: 9 von 10 Punkten.