Regie: Gus van Sant
Orientierungslos in Portland...
Portland, Oregan in den frühen 80er Jahren: Der junge
Zigarettenverkäufer Walt Curtis (Tim Streeter) wirft ein Auge auf den
jungen Mexikaner Johnny (Doug Cooeyate), einem illegalen Einwanderer,
der sich gemeinsam mit seinem Freund Roberto Pepper (Ray Monge) seit
geraumer Zeit in den USA aufhält. Beide ohne Persepktive einer
tragfähigen Zukunft. Walt lebt ganz offen seine Homosexualität aus und
hat es sich in den Kopf gesetzt mit dem Verliebten eine Nacht zu
verbringen. Was eigentlich kein großes Problem darstellen sollte, denn
15 Dollar schnell verdientes Geld locken auf den gerade mal 18jährigen
Herumtreiber.
Der Herzbube scheint sich aber nichts daraus zu machen. Viel wichtiger
ist ihm, wie er mit seinen Freunden Pepper und den anderen Mexikanern
über die Runden kommt. Das Geld reicht nicht mal immer für das karge
Zimmer in einer Jugendherberge.
Manchmal hausen die Jungs auch auf der Straße, in Bruchbuden und
muffigen Absteigen. Und hier wimmelt es vor Problemen. Der Einstieg in
die Kriminalität ist unaufhaltsam, aus Diebstählen werden dann
vermutlich Überfälle.
Walt übernimmt den Vorschlag seiner Freundin Betty (Nyla McCarthy) auf,
die Jungs zum Abendessen zu sich einzuladen. Der Abend wird ganz nett,
auch wenn die beiden Mexikaner eher an Betty als an Walt interessiert
sind. Als Walt die Jungs im strömenden Regen zur Jugendherberge
zurückfährt, macht er Johnny den Vorschlag eine Nacht mit ihm zu
verbringen. Dieser lehnt ab, stattdessen geht Pepper darauf ein. Es
beginnt eine Zeit des Herumhängens. Walt nimmt die jungen Kerle im Auto
mit, zu dritt fahren sie ohne Ziel über die weiten Landstraßen, dem Wind
und der Ungewissheit entgegen. Die graue Leere dieser Umgebung, das
totale Nirgendwo fungiert als Platz des Suchens, nicht nur deshalb, weil
Johnny plötzlich verschwindet und Walt ihn aus den Augen verliert...
In Gus van Sants kultigem Erstling Hier tummeln sich verwahrloste Menschen, Obdachlose, Stricher und an den sozialen Rand gedrängte Gestalten. Hauptthema des Films ist aber die unerwiderte Liebe des Amerikaners zu dem jungen Mexikaner Johnny, der die schwärmerischen Neigungen der Schwuchtel" eher belächelt und die Beziehung der beiden bleibt seltsam flüchtig.
"Mala Noche" ( zu deutsch:üble Nacht) ist eine Art dokumentarische 16mm-Momentaufnahme, die sich jungen Erwachsenen widmet, die sich irgendwo zwischen nicht mehr und noch nicht befinden.
Der Film, im grobkörnigen schwarz-weiss inszeniert, bleibt dauerhaft unterkühlt und fremdartig, trotz seiner intimen Inszenierung, die keine räumlichen Grenzen zu kennen scheint, obwohl es gerade um die Beengtheit seiner Figuren geht.
Hier gelingen Gus van Sant schon erstaunlich intensive Momente. Nicht zuletzt ist "Mala Noche" auch ein romantisches, fast poetisches Movie über Verlierer und ein Blick in eine ganz spezielle, fast schwerelose Zeit, die sich wahrscheinlich sehr oft an einem anderen Ort wiederholen wird.
Mir hat dieser an Jim Jarmush erinnernde Erstling von van Sant sehr gut gefallen, weil ihm ein sehr persönlicher Film gelungen ist.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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