Mittwoch, 7. November 2018

Das Parfüm der Dame in Schwarz







































Regie: Francesco Barilli

Rätselhafte Alpträume...

Francesco Barilli schrieb 1972 das Drehbuch zu Aldo Lados Giallo "The Child" und ein Jahr später entstand mit "Das Parfüm der Dame in Schwarz" seine erste Regiearbeit, die später zu einem echten Kultfilm des Genres wurde.
Tatsächlich sind die Lobeshymnen nicht zu hoch gegriffen - "Das Parfüm der Dame in Schwarz" erweist sich als Meisterwerk des Giallo. vor allem weil der Regisseur es versteht bis zum Ende die Spannung aufrechtzuerhalten. Dabei spielt er mit dem Zuschauer, der gerne wissen möchte, warum die junge Sylvia (Mimsy Farmer) "heimgesucht" wird - kommen diese Phänomene aus ihrem Innern oder wird sie von Außen bedroht ?
In gewisser Weise erinnert mich "Das Parfum der Dame in Schwarz" an das Robert Altman Kammerspiel "Spiegelbilder " - auch dort lässt man die Hauptigur - ebenfalls eine sensible junge Frau - plötzlich halluzinieren. Es erscheinen ihr Personen aus der Vergangenheit, irgendwann kommt auch in Kind hinzu, von dem man sagt, dass es so aussieht wie die Protagonistin als sie Kind war. Und bis zum Schluß ist alles offen - eine mögliche Auflösung wird angeboten, doch es bleibt eine starke Unsicherheit bestehen. Wie der Filmfigur haben die Macher entschieden dem Zuschauer den Boden unter den Füßen wegzuziehen.
Während Altman aber sehr still in der Art eines Kammerspiels inszeniert hat, entschied sich Francesco Barilla für eine viel knalligere Variante.
Er erzählt vom Schicksal der jungen Silvia Hacherman, die als Chemikerin ganz viel Zeit und Engagement in ihren Job steckt. Sehr zum Leidwesen ihres Freundes Roberto (Maurizio Bonuglia).  Sie entscheidet sich immer öfters zuhause in ihrem Appartemnt zu bleiben. Der Freund und auch der Freundeskreis, darunter der Mediziner Andy (Iho Jenkins) und die Nachbarin Orchidea (Nike Arrighi) haben das Nachsehen. Sylvia wird von rätselhaften Alpträumen heimgesucht - dort erscheint ihr im Spiegel die Mutter (Renata Zamengos), die schon lange tot ist und die unter rätselhaften Umständen starb. Roberto hat das Gefühl, dass seine Freundin in eine geistige Verwirrung abdriftet. In ihrem Nachbar Rosetti (Mario Scaccia) findet sie nach einer gewissen zeit einen Ansprechpartner. Der ist auch sehr introvertiert und hat ein Faible für Flußpferde. Und der Zuschauer findet auch Anhaltspunkte, dass seltsame Menschen in Sylvias Umgebung agieren...



Diese Verschwörungstheorie wird vom Regisseur natürlich immer wieder genährt und damit katapultiert sich der Film in die Nähe der allesamt später entstandenen Genreklassiker "Rosemarys Baby" sowie "Der Mieter" (Roman Polanski) oder "Das Ritual" (John Frankenheimer). Auch dort könnte die Hauptfigur zum Spielball einer teuflisch agierenden Gemeinschaft werden. Natürlich hat sich Barilli auch an den Giallo Ikonen Mario Bava und Dario Argento orientiert - vor allem der visuelle Stil drückt diese Nähe aus. Er selbst hat sicherlich mit seinen Bildern in diesem Film auch andere Regisseure inspiriert - die Szene mit den beiden weißen Schuhe hat mich doch verdächtig an "Dressed to Kill", dem Meisterwerk von Brian de Palma erinnert.
Nach dem ganzen Rätselraten ist der Schluß dieses wahnsinnigen Paranoia Schockers zwar mit der Chance einer Auflösung versehen, aber das lässt den Alptraum noch lange nicht enden. Denn das was wir sehen ist grausam, aber es ist auch Spiegelbild und folgt nicht mehr den Gesetzen unserer Logik, mit der wir die Hintergründe entdecken wollten. Hauptdarstellerin Mimsy Farmer trägt ebenfalls viel zum Gelingen dieses aussergewöhnlichen und superben Horrorfilms bei. Ihre Sensibilität, ihre Schönheit und ihre Natürlichkeit passen sehr gut zu der Figur Syliva. Neben der Erscheinung ihrer Mom "der dame in Schwarz" bekommt sie auch noch Besuch aus der Vergangenheit - sie selbst als Kind wird von der kleinen Lara Wendel gespielt. Am Anfang des Films wird auch ein geheimnisvolles Bild gezeigt, dort sind Sylvia, die Mutter und der Vater abgebildet. Ein Bild, dass womöglich für die Zukunft eine große Rolle spielt. Stanley Kubrick zeigt am Ende von "Shining" ebenfalls ein Bild, dass möglicherweise in die Vergangenheit des Schriftstellers Torrance bietet. In beiden Filmen bleibt die Bedeutung des Bilders aber im Dunkel. 



Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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