Regie: Jean Renoir
Erste Liebe...
In den 30er Jahren stieg Jean Renoir zu einem der führenden Vertreter
der französischen Filmkunst auf, er drehte Klassiker wie "Toni", "Das
Verbrechen des Herrn Lange", "Die große Illusion", "Bestie Mensch" oder
"Die Spielregel" bevor er bei Kriegsausbruch in die USA emigierte. Dort
hatte er weit weniger Erfolg und kehrte erst spät nach Frankreich
zurück. Vorher machte er noch einige Umwege, denn 1951 hielt er sich in
Indien und wenig später in Italien auf. In Indien drehte er mit
amerikanischem Geld den Film "The River". Möglicherweise suchte er zu
dieser Zeit eine abhandenkommende Harmonie, denn es gibt keinen Film,
den er so romantisch inszenierte wie diese stille Coming of Age
Geschichte. Renoir nannte den Film "mein Tribut an Indien, wo ich neu
geboren wurde. Es war sein erster Farbfilm und diesen gestaltete er
extrem üppig, so fasznieren heute noch die grandiosen Farbbilder
(Kamera: Claude Renoir, der Neffe) und diese wunderbar exotische
Landschaft im Frühling mit dem Strom, den vielen Tempeln und dem Leben
am Ufer des Ganges.
Ein Off-Stimme kommentiert die Geschichte, was zuerst etwas störend
wirkt, aber man erfährt, dass die 14jährige Harriet (Patricia Walters)
eine Schriftstellerin geworden ist und sich an ihre Jugendzeit in Indien
erinnert. Schon damals hat sie ein Tagebuch geführt und Gedichte
geschrieben. Sie sit die Tochter des Vorarbeiters einer Jutefabrik. Ihre
Eltern (Nora Swinburne/Esmond Knight) haben insgesamt 6 Kinder - alles
Mädchen, nur ein Junge (Richard R. Foster). Harriet hat zwei
Freundinnen. Die etwas ältere Valerie (Adrienne Corrie), Tochter des
Fabrikbesitzers und Melanie (Radha Shri Ram), Tochter eines reichen
Engländers und einer indischen Mutter, die bereits verstorben ist. Als
der junge Leutnant John (Arthur Shields) auftaucht, wird die Gefühlswelt
der drei jungen Mädchen schwer durcheinandergewirbelt. Alle drei
verlieben sich in den jungen Amerikaner, der im 2. Weltkrieg sein Bein
verloren hat und nun mit einer Prothese leben muss. Dies fällt ihm
sichtlich schwer, er wirkt depressiv und auch distanziert. Doch die
Mädchen versuchen alles um ihm näher zu kommen...jede auf ihre eigene
Weise und so erlebt auch jede diese Liebe wieder anders. Am Ende reist
er wieder ab. Ein tragischer Schicksalsschlag muss die Familie
überwinden, aber der Strom des Lebens fließt unaufhörlich weiter...
Dazu liefert Renoir dann auch ein passenden Schlußbild für sein ruhiges
Kammerspiel ohne Action, das den Zuschauer in eine fremde und exotische
Welt führt. Man merkt, dass Renoir voller Liebe von diesem Land ist. Es
ist aber auch etwas naiv, so wird auch das schwere Schuften der Arbeiter
in der Jutefabrik romantisiert. Immer wieder lässt uns Renoir aber
faszniert eintauchen in dieses fremde Leben und in fremde Bräuche wie
das hinduistische Opferfest oder bei einer Hochzeitszeremonie -immer
unterlegt mit Sitarmusik. Die schönste Szene ist für mich der magische
Tanz der Inderin Radha, die so zum Gesicht von Renoirs Film wurde.
Wertung: 8 von 10 Punkten.
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