Dienstag, 11. Juni 2019

Die Schlangengrube







































Regie: Anatole Litvak

Die Schizophrenie der Virginia Cunningham...

Die Oscarverleihung 1948 ging mit einer Überraschung zu Ende, denn es wurde ein  Triumph für Laurence Oliviers Shakespeare Verfilmung "Hamlet", der vier Preise gewann. Dabei galten Jean Negulescos "Johnny Belinda" und Anatole Litvaks "Die Schlangengrube" als große Favoriten. Am Ende gewann Litvaks Film über die unhaltbaren Zustände in den Psychiatrieanstalten des Landes lediglich einen Oscar für den besten Ton. Auch Hauptdarstellerin Olivia de Havilland musste sich gegen Jane Wymans Darstellung in "Johnny Belinda" geschlagen geben. Dabei steht und fällt der Psychiatrieschocker mit der Leistung seiner Hauptdarstellerin. Man muss "Die Schlangengrube" natürlich auch im zeitlichen Kontext sehen, denn heute wirkt das Szenario des Film eher befremdlich, ein Glück: Die Zustände in den Psychiatrien haben sich massgeblich verbessert. Aber der Film galt zur Zeit seiner Herstellung als sehr brisant, da er die Zustände eher nüchtern schilderte und er wurde bewundert für die Darstellung eines gesellschaftskritischen Themas. Die Darstellung von Wahnsinn und Geisteskrankheit war noch ein Tabu. In Gróßbritannien musste der Film sogar geschnitten werden, so brutal und verstörend wurden manche Szenen empfunden. Die Kritik  rühmte den Film dafür, dass er das Bewusstsein der Öffentlichkeit für die verbesserungswürdigen Zustände in den psychiatrischen Einrichtungen geweckt hat.  Olivia de Havilland zierte die Ausgabe des Time Magazins vom 20. Dezember 1948, das sich intensiv mit dem Problem von geistigen Erkrankungen beschäftigte. Sehr gut gelungen im Film sind die grotesken Massenszenen (muss man schon beinahe sagen) in den beengten Gemeinschaftsräumen der Psychiatrie, man überlässt die Patienten ihrem Schicksal und regt sich nur dann auf, wenn eine der Frauen den neuen Teppich betritt und darauf läuft. Überhaupt ist das strenge Regiment der Schwestern in beinahe jeder Szene spürbar. Es geht um die Einhaltung der Ordnung, jede Regung in diesem System des unbedingten Gehorsams, führt zu Sanktionen und Zwangsjacken. In einer dieser Psychiatrien ist die junge Virigina Stuart Cunningham (Olivia de Havilland), die sowohl an Schizophrenie als auch an einem Ödipuskomplex leidet. Diese Krankheit hat bewirkt, dass die junge noch junge Ehe mit Robert (Marc Stevens) seit längerer Zeit unter einer extremen Belastung steht. Die junge Frau ist nicht mal fähig ihren Mann zu erkennen. Hier in der Psychiatrie muss sie vor allen Dingen den Anweisungen der Engel in Weiß gehorchen, denn die können auch gewalttätig werden. Immerhin hat sie mit dem emphatischen Psychiater Dr. Marc Kik (Leo Genn) einen Therapeuten, der sich für das Wohl und die Gesundung seiner sehr kranken Patienten mit ganzer Kraft engagiert. Er kommt immer mehr an Virginia heran und kommt so auf die Spur ihrerer Traumatsierung...




Natürlich ist bei einem Film wie "Die Schlangengrube" die zeitgenössische Betrachtung anders als die Eindrücke, die der Film heute vermittelt und man sich wundert wie man vor etwa 65 Jahren mit Geisteskrankheiten umging. Die damals damit verbundene Brisanz, die dem Film die hohe Gewichtung gab, ist heute natürlich nicht mehr gegeben. So wird der Film heute eher über seine filmischen Qualitäten bewertet. Die liegen wie erwähnt eindeutig bei den Darstellern und die machen ihre Sache gut. Auch Leo Genn überzeugt als Arzt mit sehr viel Geduld. Der Film schenkt dem Ehepaar ein HappyEnd und vermittelt  daher etwas zu sehr Hollywood-Dramatik, die Realität dürfte anders ausgesehen haben. Der Film entstand Der Film entstand nach dem gleichnamigen autobiografischen Roman von Mary Jane Ward, die über ihre eigenen Erfahrung in der Psychiatrie schrieb.




Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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