Regie: Sidney Lumet
Schmiergelder....
Bereits als kleines Kind träumte Frank Serpico (Al Pacino) davon
Polizist zu werden. Im Jahr 1959 geht dieser Traum dann tatsächlich in
Erfüllung, er schafft die Prüfung an der Polizeiakademie und gehört
somit zum New York City Police Department.
Die dortigen Ideale interessieren ihn, er wird zum Schwur für Gesetz und Ordnung, für Ehrlichkeit und Ehrbarkeit verpflichtet.
Doch die Realität sieht anders aus. Als er als Streifenpolizist eine
junge Frau vor drei Vergewaltigern rettet und einen dieser jungen Männer
(Damien Leake) verhaften kann, erlebt er wie sein Kollege Malone (Hawk
Garrett) den Verhafteten schlägt und misshandelt, nur um schnell eine
Aussage zu erzwingen. Serpico ist angewidert vom solchem Verhalten und
macht mit seiner etwas liberaleren Art die Kollegen misstrauisch.
Erschwerend kommt hinzu, dass Serpico keine Schmiergelder annehmen will,
die er von den Kollegen angeboten bekommt und die in den New Yorker
Polizeirevieren üblich und weit verbreitet sind.
Serpico hebt sich ab von der Mehrzahl seiner korrupten Kollegen, auch sein Äusseres ist individuell.
Er liest viel, lässt sich einen Bart wachsen, kleidet sich anders, trägt einen Hut und lebt privat ein bisschen Hippieleben aus.
Seine Kollegen verfahren nach dem Prinzip: Einer für Alle, Alle für
Einen. Das bedeutet Jeder muss Schmiergeld annehmen. Derjenige der keins
nimmt, wird als Außenseiter und Verräter gebrandmarkt.
Und so bugsiert sich Serpico mit seiner unbestechlichen Art immer mehr
ins Abseits, darunter leidet auch sein Privatleben. Seine Freundinnen
wechseln, nach Leslie (Cornelia Sharpe) kommt Laurie (Barbara
Eda-Young), die Frauen haben es nicht leicht, da das Privatleben vom
Ärger im Job geprägt wird.
Immer mehr wird er gemieden und beschimpft. Mit Hilfe seines Kollegen
Bob Blair (Tony Roberts) versucht Serpico die Vorfälle seinen
Vorgesetzten zu melden, welche jedoch nur scheinbar etwas dagegen
unternehmen. Als Serpico nach fast zwei Jahren des Wartens Kontakt mit
dem integren Sidney Green (John Randolph), der schon seit langem
Korruption in den eigenen Reihen bekämpft und darüberhinaus mit der
Geschichte an die Öffentlichkeit geht, spitzt sich die Situation zu...
"Serpico" wurde 1973 von Sidney Lumet. Der etwas spröde Polizeifilm beruht auf der wahren Geschichte des Polizisten Serpico, Peter Maas schrieb einen Bestseller darüber, es folgte Lumets beinahe dokumentarisch anmutende Verfilmung.
"Serpico" gilt als einer der ersten Filme die die großangelegte und weitverbreitete Korruption in der amerikanischen Polizei anprangerte.
Daher sorgte der Film bei seinem Erscheinen für viel Aufsehen.
Lumet zeigt die dunklen Machenschaften dieses mächtigen Apparates in aller Deutlichkeit. Eine fest zusammengeschweiste Mannschaft der Gesetzeshüter, die nach außen andere Regeln verkündet und auch leben soll, als sie im Inneren tatsächlich gelten. Diese inneren Regeln sind eindeutig: Man profitiert vom kriminellen System, nimmt Geld von Beschuldigten, auch von überführten Verbrechern, und lässt sie zumeist dafür in Ruhe. Ganze Reviere kassieren Spielgelder, andere bereichern sich kollektiv an Gelder aus Betrügereien, Hehlerei-Geschäften, Drogengeschäften und so weiter. Im schmutzigen Drogengeschäft lässt sich am meisten absahnen, dort ist auch schon mal 40.000 Dollar pro Nase drin. Das alles geschieht, weil die Vorgesetzten in allen Teilen des Apparates entweder die Korruption dulden oder gar selbst abkassieren. Selbst der Bürgermeister entscheidet sich eher dafür keinen Streit mit der Polizei haben zu wollen, denn dann könnten die Wahlen verloren werden.
Regisseur Lumet ließ dieses Thema nicht mehr los: Sein tiefes Mißtrauen gegenüber dem Polizeiapparat verarbeitete er anschliessend auch in "Prince of the City", "Tödliche Fragen" und "Nacht über Manhattan".
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten
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