Dienstag, 23. Mai 2023

Leben und Sterben des Colonel Blimp


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Michael Powell und Emeric Pressburger

Eine deutsch-Britische Freundschaft...

Beim Kinostart im Jahr 1943 erntete das opulente Filmepos "Leben und Sterben des Colonel Blimp" des Regieduos Emeric Pressburger und William Powell teilweise harsche Kritiken. Das Soziologen-Ehepaar Robson fand es sogar die schändlichste Produktion eines britischen Filmstudios. Kein Wunder, denn es herrschte der totale Krieg und die Macher wagten es die deutsche Hauptfigur als überaus sympathisch darzustellen. Dagegen empfanden sie die britische Hauptfigur - also diesen Captain Blimp Charakter - als Klischeebild des walross-schnauzböärtigen Engländers. Trotz der Vorbehalte gelang den beiden Filmemacher ein großer Erfolg an der Kinokasse und im Laufe der Jahre gewann der Film immer mehr Kultstatus und heute zählt "Lebeen und Sterben des Colonel Blimp" zu den 100 besten britischen Filmen aller Zeiten. Die Hauptfigur ist Major Clive Wynne- Candy, gespielt von Roger Livesy, dessen Figur der satirischen Comicfigur "Colonel Blimp" von David Low nachempfunden wurde, der Name taucht aber nie im film auf, der mit einer Wehrübung während des 2. Weltkrieges beginnt. In London probt man sozusagen den Einmarsch der Deutschen auf die britische Hauptstadt. Anführer der "Angreifer" ist der ehrgeizige Lieutenant Spud Wilson (James McKenchie), der gar nicht erst auf die Losung der Übung "Es beginnt um Mitternacht" hört, sondern mit seinen Männern sofort den Angriff startet. Wilson will damit den altgedienten Soldaten zeigen, dass dieser Krieg nicht mit Fairness, sondern es wird vom Feind mit unfairen Mitteln gekämpft und Wilson ist sich sicher, dass man sich diesen neuen Begebenheit anpassen muss. Im türkischen Bad wird Major Clive Wynne-Candy als gefangengenommen, was dramaturgisch zu mehreren Rückblenden aus seinem Leben als Soldat führt. Es beginnt alls im Jahr 1902. Der junge britische Soldat hat kurz zuvor im Burenkrieg gekämpft, als er von der in Deutschland tätigen Lehrerin Edith Hunter (Deborah Kerr) erfährt, dass ein Radikaler namens Kaunitz (David Ward) öffentlich eine antibritische Hetze gestartet hat. Wynne-Candy fährt nach Deutschland, denn er kennt Kaunitz nur zu gut. Er will diesen öffentlich bloßstellen, was schließlich dazu führt, dass der gesamte Korpsverband von Kaunitz sich genauso gekränkt fühlt und Satisfaction verlangt. Er muss sich in einem Fechtturnier duellieren - als Gegner wird ihm ein gewisser Oberst Theodor Kretschmar-Schuldorff (Adolf Wohlbrück) zugelost, der nicht mal ein Freund solcher Duelle ist. Die Pflicht will es jedoch - beide Männer verletzen sich und werden im gleichen Krankenhaus mehrere Wochen behandelt. In dieser Zeit schließen der Deutsche und der Engländer eine Freundschaft. Kretschmar-Schuldorff verliebt sich sogar in Wynne-Candys Begleiterin Edith, von der dieser erst bei seiner Abreise erfährt. Edith bleibt in Deutschland und wird nun Frau Kretschmar-Schuldorff. Das Paar bekommt 2 Kinder. Im 1. Weltkrieg kommt es zu einer erneuten Begegnung der beiden Freunde, doch das ist nicht das letzte Kapitel in dieser abwechslungsreichen und stets treuen Freundschaftsbeziehung...






Mit 163 Minuten Laufzeit ist der Technicolorfilm äusserst opulent und verteilt gekonnte satirische Seitenhiebe auf das britische Militär. Die junge Deborah Kerr spielt drei verschiedene Frauen mit Bravour. Neben der Lehrerin verkörpert sie nach dem 1. Weltkrieg die Krankenschwester Barbara, die Wynne Candy ganz zufällig kennenlernt und nicht mehr von ihr loskommt, weil sie seiner einstigen Bekannten Edith sehr ähnlich sieht. Auch im 2. Weltkrieg taucht während der Übung eine Angela Cannon auf, die Freundin von Spud Wilson, natürlich wurde auch für diese Figur Deborah Kerr ausgewählt. "Leben und Sterben des Colonel Blimp" ist ein wunderbarer und faszinierender Film, der heute noch fasziniert. Und das Regieduo schafft es sogar aus dieser wichtigtuerischen Klischeefigur Colonel Blimp, der veraltete Überzeugungen vertritt,  im Laufe der Geschichte einen echten Sympathieträger zu machen. Er erkennt was die Alten wissen, aber die Jungen sich gar nicht mehr vorstellen können und zeigt einen nuancierten Blick auf das Zeitgeschehen. Das Alte muss weichen, weil die Werte und Überzeugungen nichts mehr gelten. Aber der Film verteidigt diese alte gegen die neue Zeit.





Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

 

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