Samstag, 26. April 2025

Mein Leben als Hund


Regie: Lasse Hallström

Gedanken über Laika...

Der schwedische Regisseur Lasse Hallström schaffte mit dem 1985 inszenierten Film "Mein Leben als Hund" den internationalen Durchbruch. Auch das amerikanische Publikum war begeistert und öffnete dem Regisseur den Beginn einer Hollywood-Karriere mit Erfolgsfilmen wie "Gilbert Grape", "Gottes Werk und Teufels Beitrag", "Chocolat", "Hachiko" oder "Lachsfischen im Yemen".  Allgemein wird "Mein Leben als Hund" auch als Kinderfilm angesehen, doch für Kinder dürfte der Film noch trauriger sein als für einen Erwachsenen.  Hallströms thematisches Plädoyer – jedwedes Leben in seiner Eigenart wertzuschätzen – zeigt sich nicht nur darin, wie er die Nebenfiguren am Hauptschauplatz des Films, jenem Dorf in Smaland zeichnet - denn fast ausnahmslos sind es "Individualisten" oder "Originale". Auch die Aussenseiter sind dort integriert. Und die Hauptfigur ist der 12jährige Ingemar, der sich Gedanken macht über die Welt und die Ungerechtigkeiten, die geschehen. Ein Junge, dessen Mutter schwer erkrankt ist und der seinen Hund Sickan, den er genauso liebt wie seine Mama.  Die Handlung spielt in Schweden von 1958 bis 1959. Ingemar (Anton Glanzelius) gerät mit seinem geliebten Hund in allerlei Schwierigkeiten und erlebt Abenteuer. Er und sein älterer Bruder Erik (Manfred Serner) werden ihrer alleinerziehenden Mutter (Anki Liden) zu viel; Ingemar weiß nicht, dass seine Mutter todkrank ist. Damit ihre Mutter die nötige Ruhe und Erholung bekommt, werden die Jungen getrennt und zu Verwandten geschickt. Ingemar landet bei seinem Onkel mütterlicherseits, Gunnar (Tomas von Brömmsen) und dessen Frau Ulla (Kicki Rundgren) in einer kleinen ländlichen Stadt in Småland. Trotz seiner Proteste darf Ingemar seine geliebte Sickan nicht mitnehmen, und der Hund kommt in einem Zwinger in einer Tierpension unter.  Während Ingemars Aufenthalt entwickelt sich zwischen ihm und Gunnar eine enge Bindung. In der Stadt begegnet er verschiedenen Charakteren. Saga (Melinda Kinnamann), ein selbstbewusster Wildfang in seinem Alter, mag ihn und zeigt dies, indem sie ihn in einem Boxkampf besiegt. Zu den exzentrischeren Bewohnern gehören Fransson, ein Mann, der ständig das Dach seines Hauses repariert, und Herr Arvidsson (Didrik Gustafsson), ein alter Mann, der im Erdgeschoss wohnt und Ingemar dazu bringt, ihm aus einem Dessous-Katalog vorzulesen. Später ist Ingemar wieder mit seiner Familie vereint, doch der Gesundheitszustand seiner Mutter verschlechtert sich bald, und sie wird ins Krankenhaus eingeliefert. Er und sein Bruder ziehen zu ihrem Onkel Sandberg (Leif Ericson) in die Stadt, doch dessen Frau hält den Jungen für psychisch gestört. Nach dem Tod seiner Mutter wird Ingemar nach Småland zurückgeschickt. Herr Arvidsson ist inzwischen gestorben; Gunnar und Ulla teilen sich nun das Haus mit einer großen griechischen Familie. Gunnar heißt ihn willkommen und tröstet ihn, so gut er kann, doch das Haus ist so überfüllt, dass er Ingemar bei Frau Arvidsson (Vivi Johannson) in einem anderen Haus unterbringt. Ingemar hofft weiterhin auf ein Wiedersehen mit seinem Hund und fragt seinen Onkel immer wieder, ob der Hund bei ihm bleiben kann. Währenddessen gerät Ingemar zwischen Saga und einem anderen Mädchen in Streit. Als sie anfangen, sich um ihn zu streiten, klammert er sich an Sagas Bein und fängt an, wie ein Hund zu bellen. Sie ist über sein seltsames Verhalten verärgert und bringt ihn in den Boxring. Während des Kampfes erzählt Saga Ingemar aus Trotz, dass sein Hund (den er in einem Zwinger geglaubt hatte) eingeschläfert wurde. Dies, zusammen mit dem Tod seiner Mutter, ist zu viel für ihn, und er schließt sich in Gunnars Einzimmer-Sommerhaus“ im Hinterhof ein. Zurückgezogen hier denkt Ingemar über den Tod seiner Mutter, den Verlust seines Hundes und eine sich verändernde und veränderte Welt nach. Immer wieder kommt ihm auch das Schicksal der Hündin Laika in den Sinn, die das erste Lebewesen war, das in die Erdumlaufbahn geschickt wurde. An Bord der Sputnik 2 sollte sie ihr Ziel erreichen. Kein Tier war bisher so weit ins All geflogen und ihr Tod war von Anfang an eingeplant Ingemar sieht es ganz richtig: Es war eine von Menschen geplante Hinrichtung. Der Junge nutzt die Erfahrungen anderer und seinen eigenen persönlichen Verlust, um ein manchmal hartes Leben zu verarbeiten. Im Laufe des Films sagt sich Ingemar immer wieder, dass es schlimmer hätte kommen können. Er nennt mehrere Beispiele, wie den Mann, der während eines Leichtathletik-Meetings eine Abkürzung aufs Spielfeld nahm und von einem Speer getötet wurde Der Film endet mit der Radioübertragung eines berühmten Schwergewichts-Boxkampfs zwischen dem Schweden Ingemar Johansson und dem Amerikaner Floyd Patterson. Als Johansson gewinnt, bricht die ganze Stadt in Jubel aus, doch die nun versöhnten Ingemar und Saga schlafen fest zusammen auf einem Sofa und halten sich fest...









Diese Coming of Age Geschichte ist zwar großartig, ein echtes Meisterwerk - aber sehr sehr nachdenklich und man wird mit den vielen Schicksalen, die sich abspielen, direkt konfrontiert. Ein Film mit ungewöhnlicher Tiefe und Sensibilität.  Ich sehe Ingemar vor meinen Augen erwachsen werden und sich zu einem Menschen entwickeln, der sowohl mit den harten als auch mit den lyrischeren Erinnerungen leben kann. Ein Kind, dass schon früh den Schmerz erleben musste, der ihn aber nicht zerbricht - auf alle Fälle aber empathisch und sensibel werden lässt. Eigenschaften, die so wichtig sind, denn man braucht sie im weiteren Leben immer wieder. Mitunter scheint Ingemar regelrecht mit Laikas Augen auf die Welt zu schauen, blickt man doch als Zuschauer gerade in den Momenten, in denen er von jenen Unglücksfällen erzählt, stets auf das gleiche unbewegte Bild: einen gestirnten Nachthimmel. Robert Duvall bezeichnete den Film als einen seiner Lieblingsfilme, diesem Urteil kann ich zustimmen. Zweimal gab es eine Oscarnominierung: Beste Regie und bestes Drehbuch. 1988 gewann der Film auch den Golden Globe als bester Auslandsfilm.  









Bewertung: 10 von 10 Punkten.

Cinema Paradiso


Regie: Giuseppe Tornatore

Eine Liebeserklärung an das Kino... 

Für seine Liebeserklärung ans Kino "Cinema Paradiso" aus dem Jahr 1988 wurde der italienische Regisseur und Drehbuchautor Giuseppe Tornatore 1990 mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet. Es folgten weitere Erfolgsfilme wie "Der Mann, der die Sterne macht", "Die Legende des Ozeanpianisten" oder "Der Zauber von Malena". In "Cinema Paradiso" lassen sich doch einige autobiographische Tendenzen entdecken, denn Filmfigur Salvatore (Salvatore Cascio als Kind, Marco Leonardi als Jugendlicher und Jacques Perrin als Erwachsener) und Regisseur Tornatore haben einige Gemeinsamkeiten: Beide haben ihre Kindheit in Sizilien verbracht, beiden haben den Ort ihrer Kindheit und Jugend verlassen und beide haben ihre Liebe zum Film zu ihrem Beruf gemacht. Sogar der Drehort ist Tornatore sehr bekannt und vertraut: Es war sein Heimatort. Im Rom des Jahres 1988 kommt Salvatore Di Vita (Jacques Perrin), ein berühmter Filmregisseur, eines Abends spät nach Hause. Seine Freundin erzählt ihm verschlafen, seine Mutter (Pupella Maggio und Antonella Attilli) habe angerufen und ihm mitgeteilt, Alfredo (Philippe Noiret) sei gestorben. Salvatore scheut feste Beziehungen und war seit dreißig Jahren nicht mehr in seinem Heimatdorf Giancaldo auf Sizilien. Als seine Freundin ihn fragt, wer Alfredo war, kann Salvatore nicht einschlafen und wird in seine Kindheit zurückversetzt. Einige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg ist der achtjährige Salvatore der verschmitzte, intelligente Sohn einer Kriegerwitwe. Mit dem Spitznamen Toto entdeckt er seine Liebe zum Film und verbringt jede freie Minute im örtlichen Kino, dem Cinema Paradiso. Obwohl sie anfangs ein angespanntes Verhältnis haben, entwickelt er eine Freundschaft mit dem Filmvorführer mittleren Alters, Alfredo, der ihn oft Filme aus der Projektionskabine schauen lässt. Während der Vorstellungen hört man das Publikum buhen, weil Teile fehlen, wodurch der Film plötzlich springt und Szenen mit romantischen Küssen oder Umarmungen ausgelassen werden. Der örtliche Pfarrer, der Besitzer des Kinos, hatte die Zensur dieser Teile angeordnet, und die gelöschten Szenen wurden von Alfredo aus den Filmrollen geschnitten und auf dem Boden des Vorführraums gestapelt, wo Alfredo sie aufbewahrt, bis er sie wieder zusammenfügen kann, um den Film in die nächste Stadt zu schicken. Alfredo bringt Salvatore schließlich die Bedienung des Filmprojektors bei. Eines Tages gerät das Cinema Paradiso in Brand, als Alfredo nach Ladenschluss "Die Feuerwehrleute von Viggiù“ auf die Wand eines nahegelegenen Hauses projiziert. Salvatore rettet Alfredo das Leben, doch nicht bevor ihm eine Rolle Nitrofilm ins Gesicht explodiert und ihn dauerhaft erblinden lässt. Das Kino wird von einem Bürger, Ciccio Spaccafico (Enzo Cannavale), mit seinem Gewinn aus einer Fußballlotterie wiederaufgebaut. Salvatore, noch ein Kind, wird als neuer Filmvorführer eingestellt, da nur er die Geräte bedienen kann. Etwa zehn Jahre später bedient Salvatore, inzwischen Schüler, immer noch den Projektor im "Nuovo Cinema Paradiso“. Seine Beziehung zu dem blinden Alfredo hat sich gefestigt, und Salvatore bittet ihn oft um Hilfe – Ratschläge, die Alfredo oft mit Zitaten aus klassischen Filmen erteilt. Salvatore experimentiert mit Filmen und benutzt dabei eine Heimvideokamera. Dabei lernt er Elena Mendola (Agnese Nano), die Tochter eines wohlhabenden Bankiers, kennen und filmt sie. Er verliebt sich in sie. Salvatore umwirbt Elenas Herz – und gewinnt sie, verliert sie aber aufgrund der Missbilligung ihres Vaters. Als Elena und ihre Familie wegziehen, verlässt Salvatore die Stadt, um seinen Wehrdienst anzutreten. Seine Versuche, Elena zu schreiben, sind vergeblich; seine Briefe kommen als unzustellbar zurück. Nach seiner Rückkehr vom Militär drängt Alfredo Salvatore, Giancaldo endgültig zu verlassen. Die Stadt sei zu klein, als dass Salvatore jemals seine Träume verwirklichen könne. Der alte Mann sagt ihm außerdem, dass Salvatore, sobald er weg sei, seinem Schicksal mit ganzem Herzen folgen müsse, niemals zurückblicken und niemals zurückkehren dürfe, nicht einmal für einen Besuch; er dürfe niemals der Nostalgie nachgeben oder auch nur darüber schreiben oder nachdenken. Unter Tränen umarmen sie sich, und Salvatore geht, um seine Zukunft als Filmemacher zu verfolgen. Zurück in der Gegenwart erkennt Salvatore, dass er beruflich, privat jedoch nicht mit seinem Leben zufrieden ist. Er beschließt, nach Hause zurückzukehren, um Alfredos Beerdigung beizuwohnen. Obwohl sich die Stadt stark verändert hat, versteht er nun, warum Alfredo es für wichtig hielt, wegzugehen. Alfredos Witwe erzählt ihm, dass der alte Mann Salvatores Erfolge mit Stolz verfolgt und ihm etwas hinterlassen habe: eine unbeschriftete Filmrolle und den alten Hocker, auf dem Salvatore einst stand, um den Projektor zu bedienen. Salvatore erfährt, dass das Cinema Paradiso abgerissen werden soll, um Platz für einen Parkplatz zu schaffen. Bei der Beerdigung erkennt er die Gesichter vieler Kinobesucher wieder, als er noch Filmvorführer war. Salvatore kehrt nach Rom zurück, wo er Alfredos Filmrolle sieht und entdeckt, dass sie alle romantischen Szenen enthält, die Alfredo auf Befehl des Priesters aus den Filmen schneiden ließ. Alfredo hatte jeden Kuss zu einer einzigen Filmrolle zusammengefügt – Toto findet Frieden mit seiner Vergangenheit und lächelt mit Tränen in den Augen...









Alfredo warnt seinen jungen Freund der Nostalgie nachzugeben. Doch "Cinema Paradiso" ist ein nostalgischer Filmhappen durch und durch und eine sehr melancholische Liebeserklärung an das Kino und den Film. Eine vergangene Zeit in der das Kino in der Kleinstadt noch eine große Magie ausübte und wo die gesamte Bevölkerung gemeinsam das Lichtspielhaus besuchten. In einigen Szenen erweist Tornatore Klassikern der Filmgeschichte wie Renoirs "Nachtasyl", Fellinis "Müßiggänger", Chaplins "Knockout", Viscontis "Die Erde bebt" oder Mario Camerinis "Die Fahrten des Odysseus" seine Reverenz. Sehr gut war auch die Auswahl der Darsteller, allen voran Toto vom Kind bis zum Erwachsenen. "Cinema Paradiso" gewann nicht nur den Oscar. Hauptdarsteller Philippe Noiret gewann den Felix im Jahr 1990 als bester Hauptdarsteller, Regisseur Tornatore bekam bei der Verleihung in Paris den Preis der Jury. Der Film spielte 36 Millionen Dollar ein. 









 Bewertung: 8 von 10 Punkte.

Schön ist die Jugendzeit



Regie: Bo Widerberg

Stig und die Lehrerin...

1995 drehte der schwedische Regisseur Bo Widerberg mit "Lust och fägring stor" (deutscher Titel: Schön ist die Jugendzeit) seinen letzten Film. Widerberg starb am 1. Mai 1997 in Ängelholm, Schweden, an Magenkrebs und wurde auf dem Neuen Friedhof in Båstad beigesetzt. Er hatte vier Kinder: Nina, Martin, Johan und Matilda. Johan ist Schauspieler geworden und spielt in "Schön ist die Jugendzeit" die Hauptrolle.  Der Film erzählt die Geschichte einer sexuellen Beziehung zwischen einer Lehrerin und ihrem 15-jährigen Schüler im schwedischen Malmö während des Zweiten Weltkriegs. Der Originaltitel stammt aus der schwedischen Hymne „Den blomstertid nu kommer“, die traditionell in Schulen vor den Sommerferien gesungen wird. Der Film gewann mehrere nationale und internationale Preise und wurde für den Oscar für den besten fremdsprachigen Film nominiert. Der heiter anmutende deutsche Verleihtitel ist vielleicht etwas irreführend, denn die Geschichte, die Widerberg hier erzählt ist nicht immer besonders schön, eher schwierig. Aber wenn man bedenkt, dass man im Alter von 15 Jahren noch seine Erfahrungen machen will und das Leben gerade erst richtig entdeckt, ohne sich große Gedanken um die Folgen oder Konsequenzen zu machen, dann ist der Filmtitel doch nicht so ganz verfehlt. Je älter man wird, desto weniger Freiraum bietet der eingespielte Alltag.  1943, mitten im Zweiten Weltkrieg, ist Stig ein 15-jähriger Junge (Johan Widerberg) und besucht sein drittes Schuljahr in Malmö, nachdem er zwei Jahre zuvor mit seiner Familie von Stockholm dorthin gezogen war. Er steht seinem älteren Bruder Sigge (Björn Kjellman), einem Boxer, der bald an die Front gehen wird, sehr nahe. Eines Tages gerät Stig während des Unterrichts in Schwierigkeiten, weil er Zettel weitergibt, und wird von seiner Lehrerin Viola (Marika Lagercrantz) gebeten, zurückzubleiben. Sie verlangt den Zettel, der die Unwissenheit der Jungen in peinlichen Einzelheiten über Sex enthüllt. Zur Strafe lässt Viola Stig die Tafel abwaschen und die Fliegen im Klassenzimmer zu entfernen, die er mit seinem Wurfgeschoss getötet hat. Stig fühlt sich zu der verheirateten Viola hingezogen und täuscht Interesse an ihrer Wörterbuchsammlung vor, um in ihrer Nähe zu sein. Viola erwidert Stigs Zuneigung, und bald beginnen die beiden eine Affäre. Stig und Violas Ehemann Kjell (Tomas von Brömssen) sind eines Tages zufällig beide bei Viola zu Hause, und Stig wird von Kjell entdeckt, bevor er fliehen kann. Kjell, ein Verkäufer, ist Stig nicht böse und scheint den Jungen nicht zu verdächtigen, da er ihn für einen Schüler seiner Frau hält. Kjell und Stig entwickeln eine ungezwungene Bindung über klassische Musik, ein Hobby, für das Stigs Vater nichts übrig hat. Unterdessen findet Stigs Nachbarin und Klassenkameradin Lisbet (Karin Huldt) Gefallen an ihm und versucht, über Funk den Stockholmer Dialekt zu lernen, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Sigge schickt Stig von Bord des U-Boots Ulven Briefe, die in einem speziellen Code zwischen den beiden Geschwistern verfasst sind. Eines Tages erwischt Kjell Stig dabei, wie er im Morgenmantel durch sein Haus läuft, und Stig ist gezwungen, reinen Tisch zu machen. Es stellt sich heraus, dass Kjell die ganze Zeit von der Affäre wusste, aber nichts dagegen tun kann. Kjell gesteht, dass seine Eheprobleme mit Viola auf seine eigene Untreue kurz nach ihrer Hochzeit zurückzuführen sind, und die Beziehung hat sich danach nicht verbessert. Kjells Freundschaft mit Stig hält an, doch sein Alkoholismus wird dem Jungen immer deutlicher, und er beginnt, seine Beziehung zu Viola zu hinterfragen. Nach einer Familienfeier führt Lisbet Stig in ihr Schlafzimmer und bietet ihm ihre Jungfräulichkeit an. Stig ist nervös, und Lisbet geht, verletzt von seinem vermeintlichen Desinteresse. Später versucht er, sich bei Lisbet zu versöhnen, und schleicht sich in die Mädchenumkleide der Schule, wo er sich in einem Tresorraum versteckt. Es gelingt ihm, ihre Aufmerksamkeit von drinnen zu erregen, und Lisbet klettert freudig mit ihm hinein, um ihre Gefühle heimlich zu vollziehen. Später hört Stig eine alarmierende Radiomeldung über eine U-Boot-Explosion. Besorgt liest er seinen Brief von Sigge, der bestätigt, dass er an Bord desselben U-Boots war. Ein am Boden zerstörter Stig behält die Nachricht zunächst für sich, doch seine Mutter (Nina Gunke) ahnt, was passiert ist. Lisbet ist im örtlichen Kino, wo Stig als Imbissverkäufer arbeitet. Auf der Suche nach Stig erwischt sie ihn beim Sex mit Viola in einer Abstellkammer. Lisbet ist angewidert und weist Stigs Entschuldigungen zurück. Stig geht zu Violas Haus in der Absicht, mit ihr Schluss zu machen, aber sie hat getrunken und ist emotional aufgewühlt, seit Lisbet sie erwischt hat. Viola weigert sich, mit ihm zu reden, und der Junge gibt ihr schließlich nach. Später erzählt Viola Stig eines Tages nach dem Unterricht, dass sie beschlossen hat, ihn durchfallen zu lassen, weil er ihren Kurs nicht bestanden hat. Stig weiß, dass der wahre Grund ihre Beziehung und sein Wunsch ist, sie zu beenden. Er droht, die Behörden zu verraten, aber Viola entgegnet, dass niemand seiner Erzählung Glauben schenken würde. Am letzten Tag des Schuljahres erfährt Stig vom Direktor, dass er tatsächlich eine Klasse wiederholen wird. Stig will Violas Notenbuch aus ihrem Klassenzimmer holen, stellt jedoch fest, dass alle Seiten aus seinem Zeugnis herausgerissen wurden. Im selben Moment nähert sich ein Flugzeug der Schule, die ihren letzten Tag feiert, und lässt Treibstoff auf dem Schulgelände ab, wodurch einige Schüler verletzt werden. Stig nimmt mit seinen Eltern an der Beerdigung seines Bruders und seiner U-Boot-Kameraden teil. Auf der Zugfahrt nach Hause bedauert Stigs Mutter, die nichts von der Affäre ihres Sohnes mit Viola weiß, dass sie der Schule keine Entschuldigung für Stigs schlechte Noten und seine mangelnde Anwesenheit geschrieben hat. Sie glaubt, dass seine schulischen Leistungen durch die Arbeit bis spät in die Nacht im Kino und die Belastungen durch Sigges Militärdienst beeinträchtigt wurden. Sie beginnt zu vermuten, dass hinter Stigs Schulproblemen mehr steckt, aber Stig hält sie davon ab und sagt, er werde ihr die ganze Geschichte eines Tages erzählen, wenn sie älter und weiser sei. Stig besucht Kjell und fleht ihn an, ihm zu helfen, seinen Namen und seine schulischen Leistungen wiederherzustellen, doch Kjell bleibt passiv und wirkungslos. Während Viola ihre Zeugnisse verteilt, platzt Stig herein und geht direkt auf sie zu. Er zeigt ihr seine Genitalien und verweigert ihr das Zeugnis. Der Film endet damit, dass Stig die Schule verlässt und alle Wörterbücher, die er von Violas Schreibtisch gestohlen hat, in einem Koffer mit sich trägt....








Widerberg ist ein sehr interessanter Jugendfilm gelungen, der vor allem die männliche Sichtweise widerspiegelt. Ein Junge, der sich noch keine großen Gedanken über Verantwortung in der Liebe machen muss oder will. Bei den Filmfestspielen in Berlin gewann der Film den Silbernen Bären als Spezialpreis der Jury und den "Blauen Engel" als bester europäischer Wettbewerbsfilm. 









Bewertung: 8 von 10 Punkten