Regie: George Stevens
Der amerikanische Alptraum..
George Stevens sozialkritisches Drama "Ein Platz an der Sonne" war
in der Oscarnacht 1952 neben "Enstation Sehnsucht" und "Ein Amerikaner
in Paris" der große Favorit und am Ende sprangen 6 Academy Awards für
den auf Meisterwerk getrimmten Film heraus. George Stevens wurde zum
besten Regisseur gewählt, ausserdem konnte man Siege in den Kategorien
Bester Schnitt, Beste Filmmusik, bestes Kostümdesign, bestes adaptiertes
Drehbuch und beste Kamera (William C. Mellor) verbuchen. In der
Kategorie "Bester Film" gewann allerdings "Ein Amerikaner in Paris" und
die nominierten Hauptdarsteller Montgomery Clift und Shelley Winters
mussten sich von Humphrey Bogart für "African Queen" und Vivien Leigh
für "Endstation Sehnsucht" geschlagen geben. Die junge Elizabeth Taylor
wurde nicht berücksichtigt - sie musste noch 6 Jahre auf ihre erste
Oscarnominierung für "Land des Regenbaums" warten.
"Ein Platz an der Sonne" entstand nach dem Roman "Eine
amerikanische Tragödie" von Theodore Dreiser und beschreibt ein bisschen
den Mythos "Vom Tellerwäscher zum Millionär" und lässt einen jungen
Mann der unteren Schichten gesellschaftlich aufsteigen.
Dieser junge Mann heißt George Eastman (Montgomery Clift) und ist
der verarmte Neffe des reichen Industriellen Charles Eastman (Herbert
Heyes). Den hat der junge Mann rein zufällig getroffen als er noch als
Hotelpage in einem Hotel in Chicago arbeitete. Die reichen Eastmans
betrachteten schon immer Georges Eltern (die Mutter wird von
Oscarpreisträgerin Anne Revere gespielt) als religiöse Aussenseiter, nun
ist vor kurzem der Vater gestorben. Eastman will dem ehrgeizigen jungen
Mann mit guten Manieren aber eine Chance geben und er lädt ihn ein zum
Besuch, er könne vielleicht beruflich etwas für ihn arrangieren.
Tatsächlich nimmt George die Chance wahr und in der ersten Szene des
Films sehen wir George auf dem Highway trampen. Bei den Eastmans
angekommen ist die Freude eher verhalten, aber der Onkel steht zu seinem
Wort und George bekommt Arbeit in der Verpackungsabteilung der Firma.
Dort lernt George die Fabrikarbeiterin Alice Tripp (Shelley Winters)
kennen und obwohl ein strenges Verbot herrscht, dass die Angestellten
untereinander Beziehungen beginnen, beginnt George eine
leidenschaftliche Affäre mit Alice. George hat aber auch Augen für das
attraktive Society Girl Angela Vickers (Elizabeth Taylor), die ihn
zuerst gar nicht beachtet. Er beneidet insgeheim den opulenten
Lebensstil seiner reichen Verwandten und fühlt sich in den oberen
Kreisen sehr wohl. Bei einem weiteren Treffen kommt er mit der hübschen
Angela ins Gespräch und tatsächlich verliebt er sich in sie und auch
Angela ist an dem stillen Aussenseiter interessiert. Bald sind die
beiden ein Paar und er sondert sich mehr und mehr von seiner Alice ab,
die zudem auch noch schwanger wird. Wenn dies bekannt würde, wäre es das
Karriereende von George und so kommt der Gedanke auf das ungewollte
Kind abzutreiben. Doch der Arzt weigert sich. Nun drängt Alice auf eine
Heirat, doch George hat sich innerlich schon für Angela entschieden. Die
Situation eskaliert völlig als Alice droht das Verhältnis und die
Schwangerschaft öffentlich zu machen. Um den Aufstieg und seine Angela
nicht zu verlieren, kommt in George der düstere Gedanke auf Alice aus
dem Weg zu schaffen. Während einer gemeinsamen Bootsfahrt entscheidet
sich das weitere Schicksal...
George Stevens hat seine tragische Geschichte über den Aufsteiger,
der am Ende alles verlieren wird, sehr straff und spannend inszeniert.
Dabei sind die drei Hauptdarsteller perfekt besetzt: Montgomery Clift
erweist sich auch hier als sehr guter Charakterdarsteller, er gibt der
Figur die nötige Ambivalenz und gewährt einen Einblick in eine fraglie
Gefühlswelt. Die schöne Liz Taylor beeindruckt ebenfalls, immer mehr an
Tiefe kann der Zuschauer aus der zuerst sehr oberflächlich wirkenden
Angela herauslesen. Natürlich belibt auch Shelley Winters als abgehängte
Exgeliebte im Gedächtnis, ihre beste Szene bekommt sie während der
schicksalhaften Bootsfahrt, als sie aus Georges Augen schreckliche
Wahrheiten herauslesen wird. Kameramann William C. Mellor agierte
ebenfalls meisterhaft - seine Kamera bewirkt, dass der Zuschauer das
Gefühl bekommt nicht nur Beobachter des Szenarios zu sein, sondern
gelegentlich empfindet er sich mittendrin im Geschehen.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.