Dienstag, 11. Juni 2019

Ein Platz an der Sonne







































Regie: George Stevens

Der amerikanische Alptraum..

George Stevens sozialkritisches Drama "Ein Platz an der Sonne" war in der Oscarnacht 1952 neben "Enstation Sehnsucht" und "Ein Amerikaner in Paris" der große Favorit und am Ende sprangen 6 Academy Awards für den auf Meisterwerk getrimmten Film heraus. George Stevens wurde zum besten Regisseur gewählt, ausserdem konnte man Siege in den Kategorien Bester Schnitt, Beste Filmmusik, bestes Kostümdesign, bestes adaptiertes Drehbuch und beste Kamera (William C. Mellor) verbuchen. In der Kategorie "Bester Film" gewann allerdings "Ein Amerikaner in Paris" und die nominierten Hauptdarsteller Montgomery Clift und Shelley Winters mussten sich von Humphrey Bogart für "African Queen" und Vivien Leigh für "Endstation Sehnsucht" geschlagen geben. Die junge Elizabeth Taylor wurde nicht berücksichtigt - sie musste noch 6 Jahre auf ihre erste Oscarnominierung für "Land des Regenbaums" warten.
"Ein Platz an der Sonne" entstand nach dem Roman "Eine amerikanische Tragödie" von Theodore Dreiser und beschreibt ein bisschen den Mythos "Vom Tellerwäscher zum Millionär" und lässt einen jungen Mann der unteren Schichten gesellschaftlich aufsteigen.
Dieser junge Mann heißt George Eastman (Montgomery Clift) und ist der verarmte Neffe des reichen Industriellen Charles Eastman (Herbert Heyes). Den hat der junge Mann rein zufällig getroffen als er noch als Hotelpage in einem Hotel in Chicago arbeitete. Die reichen Eastmans betrachteten schon immer Georges Eltern (die Mutter wird von Oscarpreisträgerin Anne Revere gespielt) als religiöse Aussenseiter, nun ist vor kurzem der Vater gestorben. Eastman will dem ehrgeizigen jungen Mann mit guten Manieren aber eine Chance geben und er lädt ihn ein zum Besuch, er könne vielleicht beruflich etwas für ihn arrangieren. Tatsächlich nimmt George die Chance wahr und in der ersten Szene des Films sehen wir George auf dem Highway trampen. Bei den Eastmans angekommen ist die Freude eher verhalten, aber der Onkel steht zu seinem Wort und George bekommt Arbeit in der Verpackungsabteilung der Firma. Dort lernt George die Fabrikarbeiterin Alice Tripp (Shelley Winters) kennen und obwohl ein strenges Verbot herrscht, dass die Angestellten untereinander Beziehungen beginnen, beginnt George eine leidenschaftliche Affäre mit Alice. George hat aber auch Augen für das attraktive Society Girl Angela Vickers (Elizabeth Taylor), die ihn zuerst gar nicht beachtet. Er beneidet insgeheim den opulenten Lebensstil seiner reichen Verwandten und fühlt sich in den oberen Kreisen sehr wohl. Bei einem weiteren Treffen kommt er mit der hübschen Angela ins Gespräch und tatsächlich verliebt er sich in sie und auch Angela ist an dem stillen Aussenseiter interessiert. Bald sind die beiden ein Paar und er sondert sich mehr und mehr von seiner Alice ab, die zudem auch noch schwanger wird. Wenn dies bekannt würde, wäre es das Karriereende von George und so kommt der Gedanke auf das ungewollte Kind abzutreiben. Doch der Arzt weigert sich. Nun drängt Alice auf eine Heirat, doch George hat sich innerlich schon für Angela entschieden. Die Situation eskaliert völlig als Alice droht das Verhältnis und die Schwangerschaft öffentlich zu machen. Um den Aufstieg und seine Angela nicht zu verlieren, kommt in George der düstere Gedanke auf Alice aus dem Weg zu schaffen. Während einer gemeinsamen Bootsfahrt entscheidet sich das weitere Schicksal...




George Stevens hat seine tragische Geschichte über den Aufsteiger, der am Ende alles verlieren wird, sehr straff und spannend inszeniert. Dabei sind die drei Hauptdarsteller perfekt besetzt: Montgomery Clift erweist sich auch hier als sehr guter Charakterdarsteller, er gibt der Figur die nötige Ambivalenz und gewährt einen Einblick in eine fraglie Gefühlswelt. Die schöne Liz Taylor beeindruckt ebenfalls, immer mehr an Tiefe kann der Zuschauer aus der zuerst sehr oberflächlich wirkenden Angela herauslesen. Natürlich belibt auch Shelley Winters als abgehängte Exgeliebte im Gedächtnis, ihre beste Szene bekommt sie während der schicksalhaften Bootsfahrt, als sie aus Georges Augen schreckliche Wahrheiten herauslesen wird. Kameramann William C. Mellor agierte ebenfalls meisterhaft - seine Kamera bewirkt, dass der Zuschauer das Gefühl bekommt nicht nur Beobachter des Szenarios zu sein, sondern gelegentlich empfindet er sich mittendrin im Geschehen.




Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

Johnny Belinda







































Regie: Jean Negulesco

Schweigende Lippen....

Mit "Die Wendeltreppe" von Robert Siodmak landete die RKO einen Riesenhit. Großen Anteil daran hatte die taubstumme Filmfigur Helen, gespielt von Dorothy McGuire, die vor einem irren Mörder Angst haben muss. Daher wollte Erfolgsproduzent Jerry Wald den Studioboss Jack Warner überzeugen, die Filmrechte an dem Theaterstück "Johnny Belinda" zu erwerben, denn auch hier war die Hauptfigur ein taubstummes Mädchen. Warner war zunächst skeptisch und konnte sich nicht vorstellen, dass es Zuschauer gibt, die einen Film sehen wollen, in dem die Hauptdarstellerin kein einziges Wort sagt. Er ließ sich dann aber vom guten kassenerfolg des Siodmaks Thrillers endlich überzeugen. Um sich auf die Rolle vorzubereiten, lernten Jane Wyman und Lew Eyres die Taubstummensprache und die Hauptdarstellerin verbrachte sogar ganze Tage mit Wachs in Ohren, um ein Gefühl für dieses Handikap zu beommen. Die Dreharbeiten fanden in Fort Bragg, ein Kleinstadt in Kalifornien statt und danach lag der fertige Film noch ein Jahr im Archiv, ehe sich Warner entschide den Film in den Verleih zu geben. Wie unrecht er doch mit der Figur der Taubstummen hatte...Jane Wyman erhielt einen Oscar für die beste Hauptrolle als Taubstumme und es sollte nicht die letzte in der Oscar-History sein. Marlee Matlin bekam 1987 den Preis als Gehörlose in "Gottes vergessene Kinder" und als Stumme triumphierte Holly Hunter mit "Das Piano" im Jahr 1993. Insgesamt konnte "Johnny Belinda" (deutscher Titel: Schweigende Lippen) 12 Oscarnominierungen im Jahr 1949 erreichen.
Die brutale Geschichte ist angesiedelt auf der Insle Cap Breton in Neuschottland an der Ostküste Kanadas. Irgendwann am Ende des 19. Jahrhunderts. Mit Dr. Richardson (Lew Ayres) kommt ein neuer Arzt auf die Insel, die Bewohner sind aber allem Neuen erstmal skeptisch bis misstrauisch gesinnt.  Aber der Arzt hat auch Zuspruch und ist als Junggeselle für einige Frauen nicht uninteressant. So wird er von seiner Sekretärin Stella (Jan Sterling) regelrecht angehimmelt, aber er bemerkt die Schwärmerei überhaupt nicht. Als er eines Abend auf Bitten der Farmerin Aggie McDonald (Agnes Moorhead) sich eine kranke Kuh ansehen soll, wird er zum erfolgreichen Geburtshelfer des Tiers und lernt dabei die Halbwaise Belinda (Jane Wyman) kennen, die weder sprechen noch hören kann. Ihr Vater Black McDonald (Charles Bickford) hat früh seine Frau verloren und kümmert sich vor allem seine Schwester Aggie um das Mädchen. Durch ihr Gebrechen gilt das Mädchen bei der unwissenden Bevölkerung als extrem dumm und man behandelt die junge Frau mit ihrer Behinderung wie eine Idiotin. Erst der Arzt kann durch sein Wissen den Vater davon überzeugen, dass man durchaus mit einem taubstummen Menschen kommunizieren kann. Er lernt ihr schreiben und lernt ihr die Taubstummen- und Gebärdensprache. Eines Tages wird Belinda vom Fischer Locky McCormick (Stephen McNally) vergewaltigt. Locky hat auch in der Zwischenzeit erfolgreich um die hand von Stella angehalten, die leider immer mehr bemerken musste, dass ihre heimliche Liebe keine Notiz von ihr nimmt. Die frevelhafte Tat bleibt unbemerkt, doch bei einer Untersuchung, die von Dr. Richardson angeregt wird, weil dieser mehr Klarheit über mögliche Fähigkeiten haben möchte, kommt heraus, dass Belinda schwanger ist. Der ganze Ort geht nun davon aus, dass der Arzt Vater des Kindes ist und bald wird er und auch die Familie McDonald geächtet...





"Schweigende Lippen" ist ein gut gemachtes Melodram von Jean Negulesco, der ursprünglich aus Rumänien stammte und in Hollywood Klassiker wie "Als Salontiroler", "Die Maske des Dimitrios", "Humoresque", "Wie angelt man sich einen Millionär", Drei Münzen im Brunnen" oder "Daddy Langbein" inszenierte. Wobei "Schweigende Lippen" der an der Kasse erfolgreichste blieb. Er hatte sogar die meisten Kinozuschauer des Jahres und spielte fast 10 Millionen Dollar in den USA ein. An der spannenden Machart gibt es kaum was auszusetzen. Ein gutes Melodram, das vor allem durch das gute Spiel der Darsteller lebt. Dabei überzeugt die damals schon 29 Jährige Jane Wyman als junge Belinda und strahlt vor allem in den Close ups viel Wärme aus. Lew Ayres bleibt vielleicht etwas blass, aber dennoch wars für ihn ein zweiter Riesenerfolg nach "Im Westen nichts Neues" und einer Zeit der Arbeitslosigkeit als Schauspieler, weil man ihn als bekennenden Kriegsdienstverweigerer nicht engagierte. Erst als bekannt wurde, dass er als Sanitäter für die US Army Medical Corps in Neuguinea und auf den Philippinen gearbeitet hatte, war er wieder rehabilitiert.
Sehr gut auch Agnes Moorehead, Jan Sterling und Charles Bickford, der sich in einer der besten Szenen des Films einen Kampf auf Leben und Tod mit dem Übeltäter Stephen McNally liefert. Er kommt dabei ums Leben und dieses Verbrechen soll nie aufgedeckt werden und er wird als vermeintliches Unfallopfer begraben. Kameramann Ted McCord, der auch für die Bilder in "Der Schatz am Sierra Madre" verantwortlich war, erhielt natürlich auch eine der 12 Oscar-Nominees. Es sollte nicht seine letzte sein...auch für "Meine Lieder, Meine Träume" wurde er für den Oscar vorgschlagen.





Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Der gebrochene Pfeil







































Regie: Delmer Daves

Sonseeahray...

Delmer Daves Indianerwestern "Der gebrochene Pfeil" entstand 1950 und markiert gemeinsam mit Anthony Manns "Fluch des Blutes" einen bedeutenden Wendepunkt in der Geschichte seines Genres. Man kann "Broken Arrow" (so der Originaltitel) als eine Art "Der mit dem Wolf tanzt" der frühen 50s ansehen. Es war einer der ersten Western überhaupt, die die Indianer nicht als die blutrünstigen Bösen darstellte.
Die Handlung ist dem Costner Film nicht unähnlich, natürlich nicht so ausufernd episch, dafür aber aufs Wesentliche konzentriert. Neben seinen gemeinsamen Western mit Anthony Mann gehört dieser Film zu James Stewart besten Western. Die Ereignisse beruhen auf Tatsachen, sie wurden aber für den Film aus dramaturgischen Gründen etwas verändert. Stewart spielt den Scout Tom Jeffords, der es durch seine Bemühungen zustande brachte, ein Friedensabkommen zwischen Rot und Weiß zu realisieren.
Der Abenteurer Tom Jeffords (James Stewart) reitet durch das gefährliche Indianergebiet - er ist auf dem Weg zum Fort, denn er arbeitet gelegentlich für die Armee. Als er Geier in der Luft kreisen sieht, denkt er zuerst an ein verletztes oder totes Tier, dass in der Nähe liegen muss. Doch es ist ein verletzter Indianerjunge (Robert Foster Dover). Obwohl die Apachen als blutrünstige Bestien verschrien sind, behandelt Jeffords die Verletzungen des jungen Indianers und es gelingt ihm ihn gesund zu pflegen. Dies ist auch seine Rettung, denn er stößt bald auf weitere Indianer, die sein Leben verschonen, weil der Junge ihn als seinen Retter vorstellt. Jeffords muss aber mitansehen, wie einige Siedler kurz darauf von den selben Indianern überfallen werden und einige davon ums Leben kommen. In der Stadt angekommen, versucht Jeffords seine Beweggründe zu erklären, warum er dem Jungen half. Doch seine Argumentation stößt auf großes Unverständnis. Man sieht sofort in ihm einen "Indianerfreund". Doch Jeffords lässt sich nicht unterkriegen und hat entschieden zwischen den Weißen und dem Stamm der Chiricaua-Apachen zu vermitteln. Er nimmt dabei in Kauf am Marterpfahl der Indianer zu sterben, denn es herrscht ja erbitterter Krieg. Doch man sagt vom Stammeshäuptling Cochise (Jeff Chandler), dass er ein sehr kluger und besonnener Führer sei. Tatsächlich gelangt er ins Lager der Indianer und kann mit Cochise ein erstes Abkommen in Richtung Frieden schließen. Bei diesem ersten Treffen lernt er auch die junge Indianerin Sonseeahray (Debra Paget) kennen, in die er sich verliebt. Er möchte die Frau sehr bald wiedersehen. Von Cochise hat er die Zusage, dass man die Postreiter, die normale Post mit dem Pferd befördern, nicht mehr angegriffen werden. Tatsächlich halten sich die Indianer an diese Abmachung. Der Krieg geht dennoch weiter und eine Einheit von Soldaten, die durchs Indianergebiet reiten, wird konsequent angegriffen. General Howard (Basil Ruysdael) erkennt aber die Möglichkeit von weiteren Schritten in Richtung Frieden. Gemeinsam mit Jefford will er Cochise besuchen. Dies gibt Jefford die Gelegenheit seine große Liebe wieder zu sehen...





Der Film schildert eindrücklich, dass diese gut gemeinten Friedensbemühungen auf beiden Seiten immer auch Gegner hervorrufen. Cochise macht sich damit seinen Stammesbruder Geronimo (Jay Silverheels) zum Feind. Bei den Weißen sind es am Ende die Rachegedanken des Farmers Ben Slade (Will Geer) und dessen Sohn (Mickey Kuhn), die Cochise in einen Hinterhalt locken. Der Film endet traurig, dennoch wird gleichzeitig am Schluß erwähnt, dass man durch persönliche Opfer ein stück weit mehr Frieden erlangen konnte. Natürlich wirkt "Broken Arrow" heute etwas naiv, aber an der Aussage selbst ist nichts falsch geworden. Denn Daves Film wirbt für ein besseres Verständnis für das fremde Gegenüber und zeigt sowohl die Bemühungen als auch die Stolperfallen in diesem Prozess. So gesehen ist der Film zeitlos und gerade heute wieder aktuell. Jeff Chandler gibt dabei eine besonders imponierende Darstellung des Indianerhäuptling, die gar mit einer Oscarnominierung belohnt wurde. Ebenso oscarnominiert wurde das Drehbuch von Albert Maltz und die Kameraarbeit von Ernest Palmer.






Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Das siebte Kreuz







































Regie: Fred Zinnemann

Flucht aus dem KZ....

Der Roman "Das siebte Kreuz" von Anna Seghers über die Flucht von sieben Häftlingen aus einem Konzentrationslager entstand bereits in den Jahren 1938 und 1939. Der komplette Roman erschien 1942 in englischer Sprache und wurde 1944 von de aus Österreich emigrierten Regisseur Fred Zinnemann verfilmt. Die deutsche Premiere dieses Films fand allerdings viel später im Jahr 1972 in der Reihe "Der besondere Film" im ZDF statt.
Das von Seghers zugrundegelegte Konzentrationslager, das KZ Osthofen, lag auf einem damals stillgelegten Fabrikgebäude in der Nähe der Stadt Worms. Im Film wird es zum fiktiven KZ Westhofen am Rhein.
Chefkameramann war Karl Freund, der das Filmdrama teilweise mit expressionistischen Noir Bildern ausstattet und so durchgehend eine unheimliche Atmosphäre auf den Zuschauer projiziert. Der kanadische Schauspieler Hume Cronyn, der bereits in den Hitchcock Klassikern "Im Schatten des Zweifels" und "Das Rettungsboot" zu sehen war, erhielt von der Academy eine Nominierung als bester Darsteller für seine Rolle des mutigen und eigentlich sehr unpolitischen Fabrikarbeiters Paul Roeder.  Roeders Ehefrau wird von Jessica Tandy gespielt, die beiden waren damals schon im echten Leben verheiratet.
Die Geschichte spielt im Jahr 1936. In Deutschland scheint es den Menschen wieder besser zu gehen - vor allem dann, wenn man gewisse Dinge ausblendet. Beispielsweise, dass Regimegegner zur "Besserung" in Lager gesteckt werden und man sie dann nie wiedersieht. Dort werden die Insassen gefoltert und sind sadistischen Aufsehern hilflos ausgeliefert. Doch sieben Insassen - dem Lehrer Pelzer (Paul E. Burns), dem populären Zirkusartisten Bellani (George Suzanne), dem jüdischen Kaufmann Beutler (Martin Berliner), Landwirt Aldinger (William Edmunds), Schriftsteller Füllgrabe (Konstantin Shayne) und den beiden politischen Aktivisten Georg Heisler (Spencer Tracy) und Ernst Wallau (Ray Collins) gelingt jedoch die Flucht aus dem Lager.
Lagerkommandant Fahrenberg (Georg Zucco) errichtet eine Reihe von sieben Kreuzen und schwört sich, dass er alle Gefangenen fassen wird und jeder der Flüchtigen soll dort tot an einem der Kreuze hängen.
Tatsächlich wird Heislers bester Freund Wallau zuerst festgenommen. Er stirbt ohne Informationen weiterzugeben. Doch mit der Gefängniskluft kommt man nicht weit. Heisler hält sich von den Straßen fern, da die Polizei und die SS mit Hochdruck nach dem Flüchtigen sucht. Immerhin hat er eine Adresse von Wallau im Kopf, die er aufsuchen kann, sollte er die Stadt Mainz erreichen. In der Nähe eines Sportplatzes kann er eine Jacke entwenden, so dass er weniger auffällt ist. Doch er hat sich verletzt und mehr als einmal kann er nur knapp der Festnahme entgehen. Die lokale Bevölkerung scheint sich für den Ausbruch gar nicht erst zu interessieren und wenn, dann aus Angst, weil "Schwerverbrecher" auf freiem Fuß sind. In einer Kleinstadt wird er Zeuge als einer seiner Mitflüchtigen von der gesamten Bevölkerung - jung und alt - festgenommen wird. Droht ihm das gleiche Schicksal ? Tatsächlich erreicht er Mainz und besucht seine große Liebe Leni (Karen Veerne), die ihn aber auffordert zu verschwinden. Er kommt bei einem früheren Freund Paul Roeder (Hume Cronyn) unter, der in der Fabrik arbeitet und mit Ehefrau Liesl (Jessica Tandy) und den drei Kindern in einer bescheidenen kleinen Wohnung lebt. Es ist auch der unpolitische Roeder, der ihm schließlich hilft, als er erfährt, dass Heisler einer der gesuchten Ausbrecher ist. Und Heisler, der sein Vaterland sehr düster wahrnimmt, erkennt auch, dass es selbst in diesen schwarzen Zeiten Menschen gibt, die ihm behilflich sind. Er verliebt sich auch in die Kellnerin Toni (Signe Hasso)...




Gehetzt in einer Stadt, in der überall der Zugriff lauern könnte. Fred Zinnemanns "Das siebte Kreuz" erinnert ein bisschen auch an den drei Jahre später inszenierten Carol Reed Film "Ausgestoßen", obwohl dieser noch viel düsterer und hoffnungsloser konzipiert ist. In "Das siebte Kreuz" keimt die Hoffnung auf, denn nicht nur ehemalige politische Freunde versuchen Heisler zu helfen. Es sind auch ganz einfache Menschen in dieser Zeit (gespielt u.a von Agnes Moorehead, Felix Bressart, George MacReady, Katherine Locke, Paul Guilvoye), die einen kleinen Beitrag zu mehr Menschlichkeit wagen, obwohl sie sich damit in große Gefahr begeben. Dennoch zeigt "Das siebte Kreuz" auch eindringlich die Angst und Paranoia dieser Zeit. Man darf keinem trauen und es kostet viel Mut selbstlos zu agieren. "Das siebte Kreuz" war ein guter Kinoerfolg und spielte 3,6 Millionen Dollar in den USA ein.





Bewertung: 9 von 10 Punkten.