Regie: Stuart Heisler
Undurchsichtig...
1942 wurde "Der gläserne Schlüssel" nach dem gleichnamigen Roman von
Dashiell Hammett bereits zum zweiten Mal verfilmt. Die Erstverfilmung
von 1935 wurde von Frank Tuttle inszeniert, aber erst die 7 Jahre später
gedrehte Version von Stuart Heisler wurde zu einem Klassiker des Film
Noir. Ausschlaggebend für den Erfolg ist u.a. auch die Besetzung. Dabei
spielte Brian Donlevy als Politiker eine ähnliche Rolle wie in dem
Preston Sturgess Film "Der große McGinty". Donlevys Markenzeichen waren
damals seine sogenannten "Bösen Augen", die ihn für zahlreiche
Schurkenrollen prädestinierten. Mit Veronica Lake und Alan Ladd
präsentierte der Film bereits zum zweiten Mal ein erfolgreiches Gespann,
die beiden beliebten Stars spielten bereits in "Die Narbenhand" von
Frank Tuttle zusammen und sollten auch noch in einem weiteren Film Noir
aus dem Jahr 1946 Erfolg haben: "Die blaue Dahlie" des Regisseurs George
Marshall wurde ebenfalls ein Klassiker des Genres und war auch nicht
der letzte Film dieses Duos. 1948 wurde das Kriegsdrama "Saigon"
nachgeschoben. Beide Schauspieler hatten im echten Leben ein ähnliches
Schicksal: Sie starben beide jung - und beide im Alter von 51 Jahren.
Dabei hat Alan Ladd mit Sicherheit den interessantesten Part als rechte
Hand des korrupten Politikers Paul Madvig (Brian Donlevy). Er spielt
diesen Ed Beaumont, der scheinbar immer wieder durch seine grenzenlose
Loyalität zu Madvig auffällt. Dennoch bleibt die Figur bis zum Schluß
irgendwie rätselhaft. Das Szenario beginnt mit einer starken Ohrfeige.
Die bekommt Madvig von Janet Henry (Veronica Lake) verpasst, als sie
hört, dass dieser sich in aller Öffentlichkeit negativ über die
Charakterzüge ihres Bruders Taylor (Richard Denning) geäuusert hat. Das
entspricht zwar irgendwie der Wahrheit, denn Taylor lebt in den Tag
hinein und hat eine ausgeprägte Spielsucht. Aber die Ohrfeige wirkt auf
Madvig wie die Liebe auf den ersten Schlag. Er verkündet Beaumont, dass
er diese Frau heiraten will. Ab sofort will er auch deren Vater Senator
Ralph Henry (Moroni Olsen) im Wahlkampf um das Amt des Gouverneurs
unterstützen und auch die Seiten wechseln. Also weg mit den
Verbandelungen mit Gangster Nick Varna (Joseph Calleia) und dies - so
hofft er - würde ihm den Schlüssel zum Haus der Henrys öffnen. Beaumont
ist skeptisch und gibt seinem Chef zu verstehen, dass er sich auch einen
gläsernen Schlüssel von seiner Angebeteten bekommen könnte, die zwar
mit Madvig flirtet - aber auch mit Beaumont. Und letzteres mit ener
weitaus größerer Glaubwürdigkeit. Da die Welt klein ist, hat auch
Madvigs jüngere Schwester Opal (Bonita Granville) eine Liebschaft mit
dem Nichtsnutz Taylor angefangen. Das passt Madvig nicht. Die beiden
geraten in Streit. Wenig später wird die Leiche von Taylor auf der
Straße aufgefunden...
Die meisten Filme der schwarzen Serie beschreiben das Dunkel der Großstadt und die Figuren sind Teil der Unterwelt. In "Der gläserne Schlüssel" stößt Heisler das Tor zum Bürgertum und Establishment weit auf. Und er zeigt die Nähe zwischen dieser Welt zu den Gangstern. Und alle Figuren der Geschichte sind irgendwie berechnend und auf den eigenen Vorteil bedacht. Einen tollen Auftritt legt auch William Bendix als Varnas Mann fürs Grobe hin. Dieser Jeff ist ein perverser Schläger, der bald einen Narren an Beaumont gefressen hat. Dieser agiert raffiniert und weiterhin rätselhaft. Den Avancen der berechnenden Blondine Janet bleibt er gewachsen, er agiert immer wieder als "eiskalter Engel". So auch in einer Schlüsselszene des Films, als er mit Eloise (Margaret Hayes), der Frau des Zeitungsverlegers Matthews (Arthur Loft) vor dessen Augen Zärtlichkeiten austauscht. Die Folgen sind tödlich. Dabei stellt sich die Frage, ob dies einfach der unglücklichen Verkettung der Ereignisse geschuldet ist oder aber ob es eine eiskalte Berechnung war. Beaumont bleibt bis zum Schlüß nicht greifbar - das Ende erinnert an "Die Spur des Falken" allerdings mit einem überraschenden Plot. "Der gläserne Schlüssel" gehört wie auch die beiden andern Lake/Ladd Noirs zu den Klassikern des Genres.
Bewertung: 8 von 10 Punkten
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