Regie: Billy Wilder
Der Strohwitwer....
"Es gibt drei wichtige Regeln beim Filmemachen: Du sollst nicht
langweilen. Du sollst nicht langweilen und Du sollst nicht langweilen" -
das war ein Leitspruch von Regisseur Billy Wilder und dies gelang ihm
mit Sicherheit in der 1955 inszenierten Komödie "Das verflixte 7. Jahr".
In diesem Film drehte er erstmalig mit Marilyn Monroe und schuf dabei
eines der berühmtesten Bilder bwz. Filmszenen der Popkultur des 20.
Jahrhundert: Die Diva steht auf einem U-Bahn Gitter, während ihr weißes
Kleid von einem unten vorbeifahrenden Zug nach oben geweht ist. Beim
Kinostar war der Film äusserst erfolgreich und landete auch im
Jahresranking der erfolgreichsten Filme in die Top10.
Der Film geht auf das erfolgreiche Broadway Theaterstück "Meine
Frau erfährt kein Wort" zurück. Während im Theater die Affäre
tatsächlich stattfindet, war es beim Film aufgrund der strengen
Richtlinien des Hays Codes nicht möglich. So musste Billy Wilder
Kompromisse machen und es bleibt im Film bei eher harmlosen Küssen und
den Fantasieträumen des Helden Richard Sherman (Tom Ewell), dessen Frau
Helen (Evelyn Keyes) mit Söhnchen Ricky (Tom Nolan) in den Sommerurlaub
nach Maine fährt. In der ersten Szene nimmt Wilder Bezug auf die
Manhattan Indianer, die ihre Frauen auch jeden Sommer in den Urlaub
schickten. So konnten sie bei den jungen Frauen des Stammes sozusagen
den "Wilden Mann" spielen. Dies alles geschah vor einigen Jahrhunderten,
aber auch in den 50er Jahren hat sich dieser Brauch erhalten, denn
viele New Yorker Familienväter nutzen diese Zeit ohne Gattin für Hobbys,
die sie nur alleine ausleben können: In Bars gehen, Alkohol genießen
und eventuell hübsche jungen Damen kennenlernen. Als das sind Themen,
die auch dem Strohwitwer Richard durch den Kopf gehen. Aber er
verabscheut diese animalischen Gedanken und findet es skandalös, dass es
Vertreter seines Geschlechts gibt, die diese ehefraulose Zeit gehörig
ausnutzen. "Nicht mit mir" - so holt er seine wilden Fantasien wieder
runter. Mit guten Vorsätzen am Abend etwas zu lesen, geht er nach Hause.
Doch an diesem Abend lernt er eine junge Frau (Marilyn Monroe), die im
Stockwerk oben eine Wohnung gemietet hat. Ein Sommer in New York bietet
einige Hundstage und die Werbeschauspielerin und Model hat sich extra
für die heiße Wohnung einen Ventilator gekauft. Sie klingelt an der
Wohnungstür der Shermans und so sehen sich die beiden zum ersten Mal.
Richard ist von der Attraktivität der Blondine hingerissen. In seiner
Wohnung denkt er an diese Traumfrau und beginnt das Buch des Psychiaters
Dr. Brubaker (Oskar Homolka) zu lesen, in dem beschrieben wird, dass
gerade in dem verflixten 7. Ehejahr sehr viele ausserehelichen Affären
begonnen werden. Dann fällt von oben eine Topfpflanze auf seinen Sessel.
Verursacht hat dies natürlich die Blondine und so lernen sich die
beiden noch besser kennen. Er lädt das Mädchen zu sich in die Wohnung
ein und es entstehen Gedanken zwischen großer erotischer Anziehung, aber
auch Gedanken von starken Schuldgefühlen...
Tom Ewell spielte die Figur des Richard Sherman bereits in der
Broadway Theateraufführung. Er begeistert durch seine grandiose
Darstellung eines durchschnittlichen Mannes, der über eine überbordende
Fantasie verfügt, aber durch Schuldgefühle und Eifersucht immer wieder
paranoide Züge annehmen. Wilder hat dies mit einem perfekten Humor
ausgestattet - das Drehbuch verfasste er zusammen mit George Axelrod.
Und selbst wegen der Tatsache, dass Wilder nie glücklich war, dass dem
Film aufgrund der Zensur die Affäre verweigert wurde, hat er für mich
einen seiner absoluten Topfilme geschaffen. Wilder wusste wie kein
Zweiter, wie man das Publikum zum Lachen bringen konnte. Er schuf damit
eine der schönsten Rollen für Marilyn Monroe, die prima zu Tom Ewell
passte, der für diese Rolle eine Golden Globe Nominerung bekam.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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