Regie: Ladj Ly
Das Viertel brennt...
Im Nachbarland Frankreich wurde "Les Miserables" mit fast 1,7
Millionen Kinozuschauern ein großer Erfolg. Der Film des französischen
Filmemachers Ladj Ly, der in Mali geboren wurde, wurde mit 4 Cesars
ausgezeichnet. Er bekam den Preis als Bester Film, Alexis Djebril gewann
in der Kategorie "Bester Nebendarsteller" und ausserdem gewann "Die
Wütenden" (so der deutsche Verleihtitel) den Preis für den besten
Schnitt und erhielt den Publikumspreis.
Dem Regisseur Ladj Ly liegen die Probleme der Banlieues am Herzen.
Ly hatte 2005 während der Unruhen in seinem Viertel begonnen, die Doku
"365 Tage in Clichy-Montfermeil" zu drehen. Er zeigte die Gewalt, die
sich damals in den Vororten entlud.
Sein Kinodebüt hat das selbe Thema und wurde erstmalig in Cannes bei den Filmfestspielen dem Publikum vorgestellt. Es folgte eine Nomierung bei den Oscars als "Bester ausländischer Film" sowie zwei Nomierungen für den Europäischen Filmpreis 2019.
Sein Kinodebüt hat das selbe Thema und wurde erstmalig in Cannes bei den Filmfestspielen dem Publikum vorgestellt. Es folgte eine Nomierung bei den Oscars als "Bester ausländischer Film" sowie zwei Nomierungen für den Europäischen Filmpreis 2019.
Dabei erinnert die Geschichte des jungen Polizisten Stephane
(Damien Bonnard), der den ersten Tag bei einer neuen Einheit absolviert,
etwas an Antoine Fuquas "Training Day". In Lys Film sind es zwei
erfahrene Polizisten und ein Neuling, die im Problemviertel Montfermeil
für Recht und Ordnung sorgen sollen. Wie in Fuquas Film ist der Neue
irritiert von den zweifelhaften Methoden seiner Kollegen.
Inhaltlich wird aus "Die Wütenden" aber sehr schnell ein
französischer Verwandter von Fernando Meirelles "City of God", der über
das von Gewalt geprägte Leben der Jugendlichen in den Armenvierteln von
Rio de Janeiro berichtete.
"Die Wütenden" beginnt mit Bildern der Champs-Elysees, in denen das
Publikum den Sieg der franzöischen Mannschaft bei der
Fußball-Weltmeisterschaft in Russland feiert. Zu den Stars der Equipe
Tricolore gehören auch Franzosen mit fremdländischen Wurzeln wie Kylian
Mbappe (Sohn eines Kameruners und einer Algerierin) oder Paul Bogba
(dessen Eltern stammen aus Guinea). In diesem Moment des sportlichen
Triumphs scheint man aber vereint zu sein. Der Jubel zeigt oberflächlich
ein harmonisches Bild von Multi Kulti, doch die Wahrheit sieht anders
aus. In den Vorstädten der großen Städte haben sich
Parallelgesellschaften entwickelt, die ihren eigenen Gesetzen folgen und
in diesem Gegenden ist die Polizei fast machtlos. Die Beamten müssen
sich mit den Gegebenheiten dort irgendwie arrangieren und nach Meinung
von Stephanes erfahrenem Kollegen Chris (Alexis Manenti) müssen die
Menschen in diesem Quartier nicht nur Respekt vor der Polizei haben,
sondern auch Angst. Ein System, in dem der Stärkere gewinnt und der
Schwache verliert. Stephane, der seine Dienststelle in Cherbourg aus
privaten Gründen verließ, sieht dies ganz anders. Er ist mit den
Methoden seines Kollegen gar nicht einverstanden. Der dritte Mann im
Wagen ist Gwada (Djebril Zonga), der selbst in solch einem Vorort groß
wurde. Gwada verhält sich eher neutral, er ist gespannter Zuschauer in
den Diskussionen seiner beiden Kollegen.
Die Jugendkriminaliät ist sehr hoch. Auch der Jugendliche Issa
(Issa Perica) ist kein ungeschriebenes Blatt, er hat bereits eine dicke
Polizeiakte und nun hat er den Gipsys von Zirkus ein junges Löwenbaby
gestohlen. Das könnte richtig Ärger geben. Das wissen auch der
selbsternannte Boss des Viertels (Steve Tientcheu), der einflussreiche
Kneipenwirt und Muslimbruder Salah (Almamy Kanoute). Auf den Dächern
steht der junge Buzz (Al Hassan Ly), der seine Drohne fliegen lässt und
so zum Beobachter der Geschehnisse im Viertel wird. Als die Polizisten
erfahren, dass Issa den Löwen entwendet hat, ist es Priorität ihn so
schnell wie möglich zu finden...
Doch an diesem Tag wird es eine beängstigende Eskalation im Banlieu
geben. Denn die Jugendlichen gehen auf die Barrikaden und die Einheit
der Verbrechensbekämpfung in Montfermeil, dieser französischen Gemeinde
im Departement Seine-Saint-Denis, kommt extrem unter Druck. Nicht nur
durch die Anarchie, sondern auch durch ihre ganz verschiedene Haltungen.
Das Ende deutet darauf hin, dass die empathische Art von Stephane,
lebensrettend war. Inspiriert von Victor Hugos bekanntem Roman "Die
Miserablen" steht auch am Ende ein Zitat des großen Werkes der
Weltliteratur "Es gibt kein Unkraut, es gibt keine schlechten Menschen -
es gibt nur schlechte Gärtner". Die Geschichte geht auf die
verheerenden Unruhen des Jahres 2005 in diesem Viertel zurück.
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.
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