Regie: Antoine Fuqua
Der Probetag...
Ich mag nicht alle Filme von Antoine Fuqua, aber sein 2001
entstandener "Training Day" ist für mich trotz der an einigen Stellen zu
affektierten Darstellung von Denzel Washington, in seiner ersten
"Bösewicht" Rolle , einer der Thriller Klassiker des vergangenen
Jahrzehnts. Washington erhielt für seine markante Performance als
korrupter Boss des Drogendezernats auch prompt einen Oscar als bester
Hauptdarsteller 2002. Trotz der bereits erwähnten Kritik war dieser
Erfolg nicht unverdient, denn Washington trägt einerseits fast im
Alleingang den Film, hat aber auf der anderen Seite mit seinem Co-Star
Ethan Hawke einen genauso gut agierenden Gegenpart als Partner. Ein Teil
der Spannung geht einzig und allein auf das gute Spiel des ungleichen
Duos. Beide Männer treffen sich am besagten "Training Day". Für den
jungen und ehrgeizigen Officer Jack Hoyt (Ethan Hawke) geht es dabei um
sehr viel. Denn er wird von Detective Alonso Harris (Denzel Washington)
daraufhin geprüft und gemustert, ob er in dessen kleine 6 Mann starke
Drogenabteilung passt. Dieser Probetag entscheidet insofern über die
weitere Zukunft von Hoyt, dessen ehrgeizige Pläne eine große Nummer beim
Drogendezernat des LAPD zu werden. Alonso Harris gilt als schwierig und
egozentrisch und alles hängt nun davon ab, ob Hoyts Nase passt und er
angenommen wird. Tatsächlich setzt er sich auch am Anfang des Probetages
ins Fettnäpfchen, dass in einem Restaurant beginnt. Harris nutzt dabei
die Fahrt mit dem Youngster durch die Straßen von Los Angeles sich
selbst effektiv in Szene zu setzen als der Mann, der alles unter
Kontrolle hat. Der Mann, der die ganz großen Fische fängt, weil er auf
viele kleine Fische als Informanten bauen kann, da er immer mal wieder
ein Auge bei deren Verfehlungen zugedrückt hat. Alonso Harris behauptet
auch, dass nur der ein guter Drogenbulle sein kann, der die Droge auch
kennt und schon ausprobiert hat. So setzt er sogar auf seinen
Untergebenen Druck aus sich was reinzupfeifen, ansonsten - so Harris -
könne er den Job eh vergessen. So steht Hoyt sozusagen für einige
Stunden dieses Arbeitstages unter Drogen, alles gedeckt und gutgeheißen
vom Boss, der den Neuling auch in die korrupten Geheimnisse der
Abteilung einweiht. Gemeinsam besuchen sie einen gewissen Roger (Scott
Glen), nach Aussagen von Harris, einer der mächtigsten Drogenbosse der
Stadt. Der Kontakt zu dem Kriminellen ist äusserst freundschaftlich....
Die
erste Stunde des Films behandelt dieses Abtasten der beiden ungleichen
Männer. Auf der einen Seite der selbstsichere, aber korrupte Harris -
auf der anderen der ehrgeizige, aber engagierte und ehrliche Hoyt, dem
durch die Erlebnisse des Probetages bewusst gemacht wird, dass er -
sollte er am anderen Tag zum Team gehören - sehr viel seiner Ideale
aufgeben muss, denn die Methoden der Verbrechensbekämpfung sind denen
der kriminellen Gegner sehr ähnlich. Nach einer Stunde Spannungsaufbau
kommt dann mit aller Wucht die Schlüsselszene des Films und plötzlich
sind die Karten dramatisch neu gemischt und mit dieser emotionalen
Dynamik lassen sich auch die weiteren Aktionen ableiten. Immer mehr
gerät Hoyt dabei in eine akute Lebensgefahr, die nur deshalb eine
rettende Wendung erfährt, weil er im Laufe des ereignisreichen Tages die
Cousine eines Gangmitglieds vor einer drohenden Vergewaltigung gerettet
hat. Ansonsten ist die Story von David Ayer sehr geschickt aufgebaut
und gibt mit einem Paukenschlag den doppelten Boden der Geschichte frei.
Hinter der Kamera stand mit Mauro Fiore ebenfalls ein Könner seiner
Zunft. Selbst der etwas zu überladene Schlußpart kann dem Film nicht
mehr seinen Klassikerstatus absprechen. Diesen hat sich Antoine Fuguas
Film schon mit der ersten ruhigen Hälfte und dem unvergessenen Hauptteil
mehr als verdient. Die Handlung spielt sich im Wagen von Alonso sowie
an zahlreichen Brennpunkten der Millionenmetropole ab, Schauplätze sind
die Elendsviertel der Stadt, die von Drogendealern und Gangs beherrscht
wird. Über allem steht dieser selbstherrliche Cop, der glaubt eine Art
"Gott" zu sein, doch auch er ist bereits ein Gejagter.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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