Sonntag, 22. November 2020

New York Ripper



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Lucio Fulci

Donald Duck ist böse...
 
Gewaltverherrlichend und extrem frauenfeindlich. So kam Lucio Fulcis 1982 entstandener Großstadt-Thriller "The New York Ripper" nicht nur auf den Index. In Deutschland wurde der Film sogar bundesweit beschlagnahmt. Gewalt und Sex werden in abscheulicher Weise miteinander kombiniert, so urteilte auch das Lexikon des internationalen Films. Dennoch gehört das brutale Machwerk zu den wichtigsten Arbeiten des italienischen Genre-Regisseurs, es wurde auch sein letzter großer Erfolg.
Was aber mit Sicherheit dem Entfant Terrible des Films gut gelang, ist die morbide Großstadtatmosphäre, die im "New York Ripper" ganz stark zum Tragen kommt. Fulcis Blick konzentriert sich auf das Böse und Verkommene der Stadt, der untersten Stufe des Rotlichtmilieus und liefert dazu Impressionen von dreckigen Hinterhöfen.
Auch die Protagonisten der Geschichte sind irgendwie Gefangene in diesem Dschungel aus Sex and Crime. Der Ermittler holt sich öfters eine junge Prostituierte ins Haus. Der Professor, der ihm hilft, kauft sich heimlich am Kiosk um die Ecke ein Schwulen-Pornoheft, diskret versteckt in der Tageszeitung.
Am Ufer des Hudson Rivers in New York City findet der Hund eines Spaziergängers eine verstümmelte Frauenleiche. Bald darauf wird eine junge Frau auf einer Fähre grausam ermordet. Die Gerichtsmedizin findet heraus, dass eine Verbindung dieser beiden Morde besteht und dass dieser psychisch gestörte Mörder seine Opfer vorher auf grausamste Art und Weise quält, bevor er sie regelrecht abschlachtet. Lieutenant Williams (Jack Hedley) ermittelt in diesem Fall und hat zunächst wenig bis gar keine Anhaltspunkte. Lediglich die etwas konfuse Zeugenaussage einer älteren Frau, die behauptete, dass sie diesen Mörder am Telefon gehört hat und dieser eine kreischende Stimme wie Donald Duck hätte. Auch dieses fiese Kichern der Disney Legende. Williams setzt auf die Profilertätigkeit und fragt den renommierten Psychologen Professor Dr. Paul Davis (Paolo Malco) um Rat, um so ein psychologisch brauchbareres Profil des Wahnsinnigen zu bekommen.
Dann schlägt der Serienkiller erneut zu und meldet sich gerade dann mit dieser enervierend gackernden Stimme telefonisch bei Williams als dieser mit der Prostituirten Kittie (Daniela Dora) beschäftigt ist.
Woher weiss der Täter, wo ich bin ?
Inzwischen kann Davis weitere Rückschlüsse ziehen: Mann, ca. 30 Jahre, kalkulierend im Vorgehen und hoch intelligent.





 
Die junge Fay Majors (Antonella Interlenghi) wird in letzter Sekunde von ihrem Freund Peter Bunch (Andrea Occhipinti) gerettet, als der vermeintliche Täter mit zwei verstümmelten Fingern, ein gewisser Mickey Scellanda (Howard Ross) zuschlagen will.
Scellanda ist triebhaft und sexsüchtig, besucht gut und gerne das Rotlichtmilieu, in dem sich auch die sexuell aktive Millionärsgattin Fay Majors (Amanta Suska) herumtreibt. Ist auch sie in Lebensgefahr ?
Auf Hochtouren macht Williams Jagd auf das Monster, diesen New York Ripper...
Lucio Fulci drehte diesen slasherhaften Giallo im Jahr 1983 und die expliziten Gewaltszenen waren so heftig, dass der Film bis heute auf dem Index blieb.
Dabei ist auch im "New York Ripper" die Überzogenheit Programm, sowohl in der Darstellung der Morde, als auch in den immer wieder in diesen schönen obskuren Auflösungen, wie sie nur der Giallo bietet.
Fulci setzt auf 100 % Sex and Crime, die Dialoge machen deshalb nur 50 % des Tons aus, alles andere besteht aus lustvollem Stöhnen, aus Geschrei und dem Gegacker des Übeltäters.
Lucio Fulcis bekanntester Film neben "Voodoo" und "Zombie hing am Glockenseil".
 





Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Freitag, 20. November 2020

Circus der Vampire


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Regie: Robert Young

Circus des Todes...

1805, irgendwo in den Karpaten: Das Örtchen Schtettel leidet schon lange unter dem Horror des angesehen Grafen Mitterhaus (Robert Tayman). Alle im Dorf wissen, dass Mitterhaus ein Vampir ist, doch keiner wagt es den Mund gegen die Obrigkeit aufzumachen.
So müssen sich die Bewohner selbst helfen und auch Gefahr laufen für ihre Auflehnung an den Galgen zu kommen.
Prof. Albert Mueller (Laurence Payne) ist einer dieser Dorfbewohner. Bei einem Spaziergang durch den Wald beobachtet er seine eigene Frau Anna (Domini Blythe), wie sie ein Mädchen des Dorfes in Richtung Schloß lockt. Dort wartet der Blutsauger schon auf frisches Blut und auf seine Geliebte. Anna ist dem Grafen sexuell verfallen.
Die Bewohner stürmen das Schloß und der böse Vampir wird seiner gerechten Strafe zugeführt, indem ihm die Dorfbewohner einen Pflock ins Herz treiben.
Vor seinem Ableben verflucht der Graf den ganzen Ort und vor allem will er durch das Blut der Kinder seiner Mörder wieder auferstehen.
Seine Mätresse kann fliehen, bevor der aufgebrachte Mob sich über sie hermachen möchte.
15 Jahre vergehen. Seit kurzem wütet eine böse unbekannte Krankheit im Dorf und rafft die Bewohner nur so dahin. Der Bürgermeister (Horley Waltes) selbst erwähnt wieder den fast schon vergessenen Fluch Mitterhausens, doch mit Dr. Kersh (Richard Owens) hat auch die Ratio eine Stimme im Dorf und dieser glaubt nicht an Geister, Vampire, Flüche und Untoten. Er verspricht, ein Medikament aus der Stadt zu besorgen und trickst gemeinsam mit seinem gescheiten Sohnemann Anton (John Moulder Brown) den um das Dorf existierenden Quarantänering aus.
Anton ist natürlich in Muellers Tochter Dora (Lynne Frederick) verliebt, dies mal am Rande erwähnt.
Trotz dieser von beängstigten Bürgern der Nachbargemeinden gezogene Barriere kann eine Schar Gaukler das verseuchte Dorf erreichen. Die Zirkusleute sind eine Zigeunerin (Adrienne Corri), ein Kraftprotz (Dave Browse), akrobatische Zwillinge (Laila Ward/Robin Sachs) ein böser Zwerg (Skip Martin) und der mysteriöse Emil (Anthony Corlan), der sich in einen Panther verwandeln kann, dazu ein Tiger und ein Schimpanse.
Die verängstigten Bürger sehen in den Vorstellungen der Zirkusleute ein bisschen Abwechslung, wohlwissend dass das Thema der Vorstellungen immer "Tod" heisst...




 

In den 70er Jahren waren bei Hammer Neudefinitionen angesagt. Die frühere Erfolgsformel gotischer Horrorgeschichten (Dracula/Frankenstein) hatte angesichts des Siegeszuges immer realerer Horrorfilme in der Popularität nachgelassen. So versuchte man vor allem dem Vampirfilm neue Facetten zu entlocken, einerseits mit freizügiger Erotik zu würzen (Karnstein Triolgie), andererseits neue Helden aufwarten zu lassen (Captain Kronos). "Circus der Vampire" ist wohl ein Mischung aus beiden Ideen.
Der Film von 1972 ist ein für Hammer sehr ungewöhnlicher Film. Ungewöhnlich schon alleine deshalb, weil das Studio vor allem Newcomern ein Chance als Macher gab. Weder vor noch hinter der Kamera lassen sich Hammers übliche Verdächtige ausmachen.
Regisseur war der Neuling Robert Young.
Der Film hat eine bemerkenswerte 12 minuten dauernde Eröffnungssequenz, wo praktisch in einem Schnelldurchlauf die übliche Vampirstory von Jäger, Gejagten, Täter, Opfern und Ausschalten des Bösen zelebriert wird.
Doch Achtung: Da gibts einen Fluch und von diesem handelt die eigentliche Geschichte.
Gelungen ist dabei eine traumhaft schöne Melange des Schreckens, die einen ganz eigenen Charme ausstrahlt und durchgehend eine sehr individuelle Note beibehält.
Auf alle Fälle einer der wirklich empfehlenswerten Spätwerke Hammers.
 





Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Lisa und der Teufel


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Mario Bava 

Gefangen im Traum...

Alles nur ein Traum ? Oder ein Totentanz ? Jedenfalls beantwortet Mario Bava in seinem Film "Lisa und der Teufel" diese aufgeworfenen Fragen nicht vollständig, die Story selbst ist auch nebensächlich. Dafür hat Bava hier einen wunderbaren Ausstattungsfilm abgeliefert und schwelgt in seiner Bildkomposition, das unheimliche Haus und sämtliche Requisiten sind vom Feinsten und unterstreichen die morbide Stimmung im Geisterhaus. Mit Liebe zum Detail (Uhren, Spiel- und Wachsfiguren) zelebriert er voll Poesie eine Art Requiem. Daneben kunstvoll eingebettet ein gewisser 60s Trash, eine leichte Brise Bunuel, ein Telly Savalas mit Lolly und unsere Elke Sommer.
Die junge attraktive Lisa Reiner (Elke Sommer) ist mit ihrer Freundin auf einer Reise in Spanien. In einem kleinen Dorf zeigt der Reiseführer den interessierten Reisenden ein Fresko des Teufels. Dieses Bild löst bei Lisa eine große Verwirrung aus, sie trennt sich spontan von ihrer Reisegesellschaft und erkundet den Ort auf eigene Faust. Wo noch vor einigen Minuten reger Publikumsverkehr auf den Straßen herrscht, ist es nun totenstill in diesem Ort. Dadurch erhalten diese kleine verwinkelten Gassen einen unheimlichen Anstrich. Sie sieht einen Fußgänger, der aber sofort das Weite sucht und von einer alten Frau am Fenster wird sie total ignoriert. In einem der Gässchen ist ein Antiquiätenladen offen und dort trifft sie auf einen mysteriösen Fremden (Telly Savalas), der mit der Abbildung des Teufels auf dem Fresko eine gewisse Ähnlichkeit hat. Er trägt eine lebensgroße Puppe mit sich und sagt ihr wie sie am besten wieder zum belebten Marktplatz gelangt. Doch stattdessen trifft sie auf einen Mann, der sie zu kennen scheint und irgendwie wie ein Toter wirkt. Lisa findet nicht mehr zurück. Gegen Abend wird sie von dem reichen Ehepaar Lehar (Sylvia Koscina und Eduardo Fajardo) und deren Chauffeur (Gabriele Tinti) aufgelesen und von ihnen mitgenommen. Doch scheinbar will der Teufel, dass das Auto nicht mehr weiterfährt und vor einer verfallenen nahen Villa zum Stoppen kommt. Dort wohnt die blinde Contessa (Alida Valli) mit ihrem obsessiven Sohn Maximilian (Alessio Orano). Der mysteriöse Fremde aus dem Antiquitätengeschäft ist dort als Butler beschäftigt. Dort werden sie eingeladen über Nacht zu bleiben. In der Nacht wird Lisa bald klar, dass sie Elena, einer Frau, die von Maximilian und dessen verstorbenem Vater geliebt und verehrt wurde, zum Verwechseln ähnlich ist. Dann geschehen in der Nacht blutige Morde...





Mario Bava inszenierte "Lisa und der Teufel" im Jahr 1973. Der Film sollte sein persönliches Meisterwerk werden, da ihm sein Produzent Alfredo Leone frei hand ließ und er den Film in völliger kreativer Ungebundenheit drehen konnte. Der Film thematisiert auch Todessehnsüchte, Sexualität und Spiritualität. Eine Art Verschmelzung zwischen Traum und Realiät oder auch eine Verschmelzung der Welt von Lebenden und Toten. Dazu nutzt der Regisseur surreale Bilder für seine märchenhaften wie grausamen Traum- und Verwirrspiele. Wie schon in Bavas Gothic-Phase ist auch "Lisa und der Teufel" ein Film mit eleganten Kamerafahrten und erlesenen Farbkompositionen. Die Ausstattung in der Villa ist geschmackvoll und edel gestaltet - kurzum ein echter Traum. Für die musikalische Untermalung hat Bava das bekannte Stück "Concierto per Aranjuez" von Joaquin Rodrigo gewählt. Diese Musik verstärkt noch zusätzlich das Delirium dieses Alp)Traums, in dem die junge Lisa gefangen ist.







Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

Vier Fliegen auf grauem Samt


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Dario Argento

Das letzte Bild auf der Netzhaut der Toten...

Dario Argento wird als einer der prägenden Schöpfer des italienischen Giallo angesehen und hat in seinen späteren Werken enomren Einfluß auf den den modernen Horror- und Slasher-Film genommen.
1971 entstand "Vier Fliegen auf grauem Samt", vorher drehte er den thematisch verwandten "Das Geheimnis der schwarzen Handschuh", im Anschluß "Die neunschwänzige Katze" - alle drei Frühwerke werden von seinen Fans als sogenannte Tiertrilogie zusammengefasst.
Alle drei Storys sind auf einem speziellen, titelgebenden Tier aufgebaut, das in allen drei Fällen der verblüffende Schlüssel zur Aufklärung eines Geheimnisses ist.
In "Vier Fliegen auf grauem Samt" ist die Aufdeckung des Mordfalls vor dem Plot besonders raffiniert gelungen.
Alles beginnt harmlos mit Rock aus den frühen 70ern: Experimentell, progressiv und verschnörkelt.
Roberto Tobias (Michael Brandon) ist der Drummer einer Rockband, der sich ärgert, weil eine Fliege ihn beim Spielen im Gesicht attackiert. Er wartet auf den günstigen Augenblick, um das kleine Biest mit dem Instrument zu töten. Irgendwie hat auch Bandkollege Mirko (Fabrizio Moroni) etwas schräg gespielt, genervt verlässt er den Proberaum.
Aber das ist alles nicht der Grund, warum Roberto angespannt wirkt. Seit Tagen verfolgt ihn ein Fremder, doch er verschwindet immer wieder, wenn Roberto auf ihn zugehen will. Was will dieser Mann ?
Auch ein böser Alptraum will ihn nicht mehr loslassen. Das Bild eines Scharfrichters im Orient, der einem zu Tode verurteilten ein Stilett in den Nacken bohrt, damit er beim anschliessenden Enthaupten einen extrem sauberen Schnitt hinbekommt.
Seine Frau Nina (Mimsy Farmer) weiß von alledem nichts. Als Roberto eines Abends wieder von diesem mysteriösen Fremden observiert wird, verfolgt er diesen in ein abgelegenes Theater. Dort kommt es zu Handgreiflichkeitne, plötzlich hat Roberto ein Messer in der Hand, der fremde Mann liegt leblos mit blutender Wunde am Boden. Von der Loge wird Roberto von einer Gestalt mit Maske beobachtet und dabei gefilmt.
Der maskierte Augenzeuge besucht in sogar in der Wohnung, er hat Roberto in der Hand und kündigt ihm auch an, dass er bald an der Reihe ist.
Roberto geht in die Offensive und beschließt gegen den Unbekannten vorzugehen. Er involviert seinen Freund Gottfried (Bud Spencer), der ihm einen exzentrischen, schwulen Privatdetektiv (Jean Pierre Marielle) empfielt.
Die Gattin verlässt aber angstvoll das Haus, immerhin bleibt aber Ninas Cousine Dalia (Francine Racette) bei dem gebeutelten Roberto. In der Badewanne kommt an sich näher...






Das Frühwerk "Vier Fliegen auf grauem Samt" ist in seiner Gesamtheit schon beinahe so geschlossen wie die besten Werke von Dario Argento. Der grandiose italienische Genrefilmer macht hier eine große Verbeugung vor dem Master of Suspence Alfred Hitchcock. Ein ganz normaler Typ wird plötzlich mit einer mörderischen Ausnahmesituation konfrontiert, die sein ganzes Leben mächtig auf den Kopf stellt.
Es bietet aber trotz allem sehr gute effektive Szenen, so ist der maskierte Unbekannte gut gelungen und vermittelt Furcht. Auch Robertos Traumsequenz der öfffentlichen Hinrichtung auf einem arabischen Marktplatz kommt perfekt zur Geltung, wie auch die geniale Drehbuchidee des neuartigen und revolutionärem Verfahren, das es ermöglicht das letzte zum Todeszeitpunkt gesehene Bild eines Opfers aus dessen Auge sichtbar zu machen. Hier kommen dann unsere kleinen fliegnden Insekten ins Spiel.
"Vier Fliegen auf grauem Samt" strahlt sehr starkes 70er Jahre Kriniflair aus und ist für Filmfans, die für diese Dekade schwärmen, sicherlich einen Blick wert.
Natürlich muss man sich wieder - wie bei den meisten Giallo - auf einen ganz extremen, verwegenen Plot einstellen. Davor ist Hochspannung angesagt.
Insgesamt bietet der Film ein perfektes, nostalgisches Krimivergnügen. Die Musik stammt von Ennio Morricone, was man sehr schnell erkennt - wie ich finde.



Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.