Regie: Peter Sasdy
Lebt Jack the Ripper ?
"Hände voller Blut" (Originaltitel: Hands of the Ripper) entstand 1971
als bei Hammer Horror langsam aber sicher die Spättphase eingeleutet
wurde.
Regie führte der Ungar Peter Sasdy, der bereits mit "Wie schmeckt das
Blut von Dracula ?" und "Comtesse des Grauens" Erfahrungen auf diesem
Gebiet mit dem Studio hatte.
Mit der Rippervariante ist ihm einer der besten Hammerfilme überhaupt
gelungen, der Film variiert das sehr oft verfilmte Ripper Thema sehr
originell und kann als einer der frühen Slasher Movies angesehen werden. Spätestens wenn "Hände voller Blut" seinen Schlußakkord auf dem
Echobalkon in der St. Pauls Cathedrale beginnt, erkennt man auch ein
bestimmtes Alleinstellungsmerkmal dieses sehr besonderen Films im
Gesamtangebot der Hammer Production. Die Geschichte spielt in London zur Zeit von Königin Viktoria, Jack the
Ripper treibt sein Unwesen. In der Anfangssequenz flieht der
Serienkiller vor seinen Verfolgern nach Hause zu seiner Frau und seiner
kleinen Tochter. Die Frau sieht zum Fenster und erkennt, dass man in den
Straßen Jagd auf den unbekannten Serienkiller macht und ist dann umso
entsetzter als sie das viele Blut an der Kleidung ihres Mannes entdeckt.
In diesem Moment hat sie sein Geheimnis entlarvt, es sind aber auch die
letzten Augenblicke ihres Lebens. Ripper tötet vor den Augen seiner
Tochter, der kleinen Anna seine eigene Frau. Jahre vergehen. Anna (Angharad Rees) ist eine hübsche junge Frau
und kann sich an die Kindheitsereignisse nicht mehr erinnern. Sie wurde
von ihrer geschäftstüchtigen Tante Mrs. "Granny Golding" (Dora Bryan)
adoptiert. Eine Frau, die ihr Geld mit Wahrsagerei und
Geisterbeschwörungen für Reiche verdient oder aber die junge Anna an
finanziell gut situierte und schmierige Parlamentsabgeordneten wie Mr.
Dysart (Derek Godfrey) verkauft. Bei diesem verkuppelten
Schäferstündchen eskaliert aber die Situation und die geschäftstüchtige
Granny wird von einem Schürhaken aufgespießt. Ist Anna eine Mörderin ?
Sind es die vererbten Gene des Vaters ? Den Psychologen Dr. John
Pritchard (Eric Porter) fasziniert dieser Fall und er holt Anna zu sich
nach Hause und beobachtet entrückte Phasen von Anna, die dann ausgelöst
werden, wenn eine Kombination aus einem glänzendes Objekt, offenem
Kaminfeuer und einem Kuss eintritt. Während Pritchards Sohn Michael
(Keith Bell) seine Hochzeit mit der blinden Laura (Jane Merrow) plant,
geschehen weitere Morde. So muss das Hausmädchen Dolly (Marije Lawrence)
dran glauben. Anna mordet, kann sich aber nach dem Verbrechen nicht
mehr an das Geschehene erinnern. Sie ist aber so schockiert, dass sie
aus dem Haus des Psychologen flieht. Im sündigen Viertel von Whitechapel
trifft sie auf die Prostituierte Long Liz (Lynda Baron), die das
Mädchen zu sich nach Hause mitnimmt. Es sind die letzten Minuten im
Leben der Gastgeberin. Und wieder irrt Anna durch die dunklen Gassen, wo
einst ihr Vater die schrecklichen Morde verübte. Zum Glück wird sie von
Pritchard gefunden, der immer noch an der Gesundung der schuldunfähigen
Mörderin glaubt. Kann das Medium Madame Bullard (Margaret Rawlings)
Licht ins Dunkel bringen...
"Hände voller Blut" glänzt mit einer perfekten Atmosphäre Londons
während des viktorianischen Zeitalters. Pritchard ist ein glühender
Anhänger einer modernen Strömung von Sigmund Freud und verfällt der Idee
die Psyche eines Mörders zu studieren und zu beleuchten. Als Gegenpart
wirkt ein Politiker wie Dysart, der eine Doppelmoral pflegt und Mörder
am Galgen sehen möchte, da wo sie hingehören.
Die FSK 18 Einstufung hat der Film deshalb erhalten, weil die Morde dann doch für ein Publikum von 1971 recht heftig und deftig.
Der finale Schlußakkord ist für mich eine der besten und
anspruchvollsten Szenen in einem Hammerfilm. Hab ich etwa den "Citizen
Kane" der Hammerfilme gesehen...grins ?
Bewertung: 9 von 10 Punkten
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