Freitag, 18. Mai 2018

American Honey







































Regie: Andrea Arnold

Neues vom amerikanischen Traum...

2016 belegte das 2009 gedrehte britische Drama "Fish Tank" von Andrea Arnold bei einer Umfrage der BBC zu den bedeutendsten Filmen des 21. Jahrhunderts den 65. Platz.  Die Regisseurin lässt sich sehr viel Zeit für ihre Filmprojekte. Nach einem nicht ganz so erfolgreichen Ausflug ins Fach des Historienfilm mit Emily Brontes "Wuthering Heights" im Jahr 2011, gelang ihr mit dem schrägen Roadmovie "American Honey" ein weiterer Treffer.
Wie in "Fish Tank" ist die Hauptfigur eine junge und starke Frau, die aber in einer dreckigen Umgebung ihr Leben lebt. Die 18jährige Star (Sasha Lane) lebt bei ihrem Stiefvater (Johnny Pierce II) und ihren beiden wesentlich jüngeren Halbgeschwistern. In der ersten Szene sieht man Star und die beiden Kids, wie sie Mülltonnen eines Einkaufszentrums nach was Essbarem absuchen. Am Abend macht sich dann "Daddy" an sie heran. Dies führt dann zur Entscheidung das Angebot anzunehmen Mitglied einer Drückerkolonne zu werden. Ein bisschen dazu beigetragen hat auch der smarte Anführer Jake (Shia LaBeouf) der Meute, den sie im Einkaufszentrum Walmart kennengelernt hat und der ihr sofort gefiel. Auch der Typ hat mir ihr geflirtet und sogleich das Angebot gemacht, dass sie einen Job haben könnte. Sie müsse aber ungebunden sein und sozusagen auf Tournee gehen, um Zeitschriften zu verkaufen. Bei ihrer Mom (Chasity Hunsaker) gibt sie die beiden Geschwister ab und dann ab ins Abenteuer. Auf in den amerikanischen Traum. Als Chefin stellt sich die zickige Krystal (Riley Keough) für die Teenager wie Pagan (Arielle Holmes), Corey (McCaul Lombardi), Billy (Chad Cox), Austin (Garry Howell), Sean (Kenneth Kory Tucker), JJ (Raymond Coalson), Kalium (Isaiah Stone), Runt (Dakota Powers), Shaunte (Shawna Rae Moseley), Katness (Crystal Ice) oder QT (Veronica Etzell) arbeiten. Dabei fungiert das charismatische Verkäufertalent Jake als Art Leitwolf, der die Gruppe bestens motivieren kann. Wenn er "We found love in a hopeless place" von Rihanna anstimmt, dann hat er alle im Griff und weiß, dass jeder der beste beim Verkaufen von Zeitschriften sein will, die keiner braucht.
Von ihrer Heimat Oklahoma startet Stars Abenteuer im Mittleren Westen. Tagsüber ist hartes Arbeiten angesagt. Jeder muss bei Haustürgeschäften den größtmöglichen Erfolg ansteuern. Am Abend gehts dann ans Feiern. Krystal, die Chefin, mietet dafür einige Zimmer in billigen Motels. Natürlich beginnt auch eine heiße Affäre mit Jake. Aber das muss natürlich geheim bleiben, weil Liebschaften untereinander verboten sind...




Ein bisschen erinnert das Szenario in "American Honey" an Charles Dickes "Olver Twist" und die kühle Krystal erweist sich als knallharte Geldschefflerin ala Fagin. Sie selbst lässt sich im Cabrio von Jake fahren, die anderen fahren im Bus.
Dabei zeigt Shia LaBeouf, bekannt aus dem Transformern Filmen, sein schauspielerisches Talent. Seine Figur Jake erscheint extrem umtriebig, sehr selbstbewusst - ist aber im Kern total unsicher, wie sich im Lauf der Handlung immer mehr herausstellt. Star, sehr gut gespielt von Neuling Sasha Lane, hat auch noch nicht ihren Platz im Leben gefunden. Sie ist eine starke Persönlichkeit, aber das muss sie erst noch selbst herausfinden. Sie reift aber im Laufe der Geschichte. Sehr signifikant die Szenen, in denen sie ein Insekt entweder vor dem Ertrinken vor dem Einsperren rettet, indem sie dem Tier den Weg zum Fenster frei macht.
"American Honey" ist in seinen Schilderungen knallhart, es geht dabei darum, dass man im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, immer noch schnelles Geld machen kann. Die schlechtesten Verlierer lässt Krystle am Wochenende im Faustkampf gegeneinander antreten. So ist immer auch für eine drastische Form der Motivation gesorgt.
Der zutiefst beeindruckende Film über das Harte Leben der Drückerkolonnen zeigt ausserdem welchen Preis man zahlen muss für diesen immer noch existierenden amerikanischen Traum. Man muss aber bereit sein, Dinge zu tun, die man lieber verschweigt. Der Film dauert 163 Minuten und wirkt phasenweise wie ein Sog. Am Ende darf gerätselt werden, wie Stars Leben weitergeht. Taucht sie ein in eine neue bessere Erfahrung oder lässt sie sich weiter vom Strudel der Kolonne mitreißen ?





Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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