Montag, 28. Mai 2018

Der Name der Rose







































Regie: Jean Jacques Annaud

Es war einmal im Jahr 1327...

Mit 5.896.891 Zuschauern ist "Der Name der Rose" von Jean Jacques Annaud einer der erfolgreichsten Kassenhits Made in Germany. Die Bernd Eichinger Produktion entstand in 1986 in Zusammenarbeit mit Frankreich und Italien. Nicht nur das Publikum liebte den Film - auch die zeitgenösssischen Kritiker waren positiv gestimmt und so gewann der verschachtelte Mittelalterkrimi nach dem großartigen Roman des Italieners Umberto Eco auch das Filmband in Silber. Siegreich bei der Vergabe des deutschen Filmpreises auch der weltberühmte Ausstatter Dante Feretti und Sean Connery gewann Gold für seine Darstellung als Franziskanermönch William von Baskerville, der mit dem Gespür eines Sherlock Holmes im Jahr 1327 merkwürdige Todesfälle in einer kleinen Abteil in den Apenninen aufklären möchte.
Der Erfolg setzte sich auch international durch. "Der Name der Rose" brachte seinem Regisseur Jean Jacques Annaud den Cesar als bester Auslandsfilm ein. Ausserdem gabs insgesamt vier David Di Donatello Awards in Italien.
In den USA kam der Film nicht ganz so gut weg. Namhafte Kritiker äusserten sich eher negativ und empfanden das Drehuch als viel zu chaotisch und die Figuren überzeichnet und klischeehaft, beinahe wie aus Parodien entstiegen.
In der Tat mussten einige der Darsteller schon einen starken Mut zur Hässlichkeit aufbringen, aber für mich sehen die Figuren, die wir in dieser unheimlichen Abtei kennenlernen, schon sehr authentisch aus. Jedenfalls sind die Gesichter dieser Mönche sehr markant und gezeichnet. Egal ob sie nun Jorge von Burgos (Fjodor Schaljapin)  Malachias von Hildesheim (Volker Prechtel), Remigo da Varagine (Helmut Qualtinger), Salvatore (Ron Perlman) oder Severinus von St. Emmeran (Elya Baskin) heißen.
Großartig wird in diesem sehr publikumswirksamen Historienfilm der Geist einer längst vergangenen Eopche beschworen, die als düsteres Zeitalter sehr stark von der großen Gottesfurcht geprägt war. Der franziskanische Mönch William von Baskerville (Sean Connery) hat Ambitionen einen Mord aufzuklären, den die Mitbrüder als Zeichen der Apocalpyse deuten . In Laufe der Geschichte erfahren wir von seiner Vergangenheit als Inqusitor, der der Ketzerei beschuldigt wurde. Baskerville ist ein Liebhaber von Büchern, er ist bekannt für seinen scharfen Verstand und er es steckt in ihm heimlich ein moderner anachronistischer Charakter. Begleitet wird er von seinem Adlatus, dem jungen Benediktiner Novizze Adson von Melk (Christian Slater in seiner ersten Filmrolle), dem jüngsten Sohn eines adligen Grafen, der zugleich wie im Roman auch die Rolle des Ich-Erzählers einnimmt...lange Zeit nach diesen Eregnissen in der Abtei - als greiser Mönch, an der Schwelle seines Todes, schreibt er diese entsetzlichen und denkwürdigen Erlebnisse von damals auf, deren Zeuge er wurde.
In der Abtei der Benediktiner soll William von Baskerville an einem theologischen Disput teilnehmen. Der Sprituale Führer der Franziskaner (William Hickey) weilt bereits vor Ort, weitere Glaubensbrüder sollen folgen. 
 Es ist die Zeit des Avignonesischen Papsttums, die Franziskaner sollen mit einer ebenfalls erwartenden Gesandtschaft des Papstes Johannes XXII, zu der auch der berüchtigte Inquisitor Berarndo Gui (F. Murray Abraham) gehören soll, über die brisante theologische Frage, der Armut der Kirche, diskutieren und vielleicht zu einer Einigung kommen.
Doch das Leben der Mönche in der Abtei wird von dem seltsamen Todesfall des jungen, hübschen Mönchs Adelmo von Otranto (Lars Bodin-Jorgensen) überschattet. Die Mönche glauben, dass der Teufel die Hände im Spiel hatte und erwarten die beginnende Apokalypse. Der Abt (Michael Lonsdale) bittet Willam von Baskerville um Rat. Dieser findet auch schnell heraus, dass nicht Teufelswerk die Ursache am Ableben des Mönchs, sondern ein Selbstmord. Alles scheint sich wieder zu beruhigen, als der griechische Übersetzer Venatus von Salvernec (Urs Athaus) in der Metzgerei des Klosters ermordet aufgefunden wird. Alles deutet auf Vergiftung hin und William findet heraus, dass er gut befreundet mit Adelmo war. Der Tote hatte geschwärzte Finger und eine geschwärzte Zunge. Er glaubt, dass der Suizid und der Mord auch etwas mit der Bibliothek des Klosters zu tun hat, in die sie keinen Zutritt bekommen. Auch der Gehilfe des Bibliothekars, der dicke, feminine Berengar von Arundel (Michael Habeck) beninnt sich reichlich sonderbar. Während der kriminalistischen Ermittlungen lernt Adson bei einer nächtlichen Verfolgung ein Bauernmädchen (VAlentina Vargas) kennen, die ihn liebevoll verführt. Willam selbst hat den Fall schon fast gelöst als er die Klosterbibliothek findet, die sich als nahezu unzugängliches Labyrinth herausstellt. Dann trifft auch schon die päpstliche Delegation ein. Bernardo Gui nimmt sich des Falles an..




 und damit wird der Zuschauer Zeuge der grässlichen Verbrechen, die im Namen der heiligen Inquisition begangen wurden. Schnell sind Verdächtige gefunden, die mit dem Teufel im Bunde stehen müssen und genauso schnell sollen sie am Scheiterhaufen den gerechten Tod empfangen. Dabei ist nicht der Teufel die Ursache für die Morde, sondern ein verscholles Buch: Das zweite Buch der Poetik von Aristoteles. in dem der Philosoph der Antike nach der Tragödie in seinem ersten Teil die Komödie und somit auch das Lachen behandelt. Und dies scheint in den düsteren Zeiten der Gottesfurcht ein sehr gefährliches Thema zu sein. Denn die in diesem verschollen geglaubten Werk vertretene positive Einstellung zur Freude und zum Humor scheinen unvereinbar mit der Ehrfurcht vor dem Schöpfer.
Es ist klar, dass der Film niemals diese Vielschichtigkeit des grandiosen Romans erreichen kann. Der mehrschichte Roman ist zum einen Epochenwerk, aber auch philosophisches Essay. Aber als breit angelegte historische Kriminalgeschichte funktioniert der Film genauso perfekt wie der Roman. Die düsteren und stimmigen Bilder entwerfen in ihrer Substanz ein lebendiges Bilder vom Klosterleben des späten Mittelalters und den religiösen, politischen und sozialen Strömungen. Tolle Darsteller verstärken das positive Bild. Sean Connery glänzt, aber es ist auch vor allem der junge Christian Slater, der als Adson von Melk in Erinnerung bleibt. Er ist ein junger Mensch, der von diesen Strömungen seiner zeit hin- und hergerissen wird und sich noch einen Platz in seinem Leben und in der Zukunft erarbeiten muss. Keine Frage, dass diese elementaren Eregnisse um Leben und Tod fürs ganze leben prägend sein werden. "Der Name der Rose" - ein Kommerzfilm durch und durch, aber auch ein spannendes Meisterwerk des europäischen Kinos.





Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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