Montag, 28. Mai 2018

Der wilde Schlag meines Herzens







































Regie: Jacques Audiard

Mein zärtliches und brutales Leben...

Bei der Cesar Verleihung 2006 bekam der Film "Der wilde Schlag meines Herzens" von Jacques Audiard 10 Nominerungen, acht davon konnte er in Siege verwandeln. Der eigenwillige Film - eine Art Neo-Noir kombiniert mit einer aussergewöhnlichen Charakterstudie - lockte in Frankreich sogar 1 Million Zuschauer in die Kinos. Ein Erfolg für einen Film, der sich gar nicht so leicht kategorisieren lässt und eigentlich viel zu düster ist für einen Blockbuster. Erschwerend kommt hinzu, dass Audidards Inszenierungstil - wie auch in seinem später entstandenen Meisterwerk "Ein Prophet" eindeutig klaustrophobische Züge hat. Auch Hautpdarsteller Roman Duris drückt mit seiner Darstellung dem Film einen nachhaltigen Stempel auf. Seine Figur ist äusserst interessant, schwer zugänglich und schwer zu greifen. Man muss mit Überraschungen und Wendungen rechnen. Dabei ist er als musikalisch hoch begabter Thomas Seyr kein Sympathieträger und noch nicht mal gut aussehend. Aber er wirkt irgendwie attraktiv. Seine Brötchen verdient sich der Einzelgänger, der ein bisschen wie ein Verwandter des jungen Alain Delons oder des jungen Belmondo wirkt, seit 10 Jahren als unkonventioneller "Häusermakler" für seinen Vater Robert (Niels Arestrup). Weder Vater noch Sohn agieren in ihren Methoden nicht gerade zimperlich - sie setzen um Druck zu machen auch schon mal Ratten in Gebäuden aus, stellen Wasser und Strom aus oder setzen illegale Einwanderer oder Hausbesetzer auf die Straße. Es ist also immer Action im Leben des jungen Mannes angesagt und er pendelt zwischen krummen Geschäften und dem betriebigen Nachtleben von Paris hin- und her. Thomas verstorbene Mutter war eine berühmte Konzertpianistin und auch er selbst hat das Talent geerbt. Das weiß auch Monsieur Fox, der damals die Konzerte für die erfolgreiche Sonia Seyl organisierte. Diesen trifft er zufällig in einem Konzerthaus und er wird von eingeladen irgendwann bei ihm vorbeizukommen und vorzuspielen. Diese Option beflügelt und er beginnt selbst wieder auf dem Flügel in seiner Wohnung zu spielen. Es folgt die Anmeldung für ein Vorspiel beim Pariser Konservatorium, doch er muss sich verbessern. Daher nimmt er Stunden bei der Repetitorin Miao-Lin (Linh Dan Pham) und tatsächlich wird sein Spiel immer besser. Er vernachlässigt aber zunehmend seinen Job und geht sogar eine Affäre mit Aline (Aure Atika) ein, der Frau seines besten Freundes. Der Vater hingegen hat mit dem skrupellosen Russen Minskow (Anton Yakoviev), der sich gerne mit hübschen Frauen (Melanie Laurent) umgibt, große Probleme. Thomas soll für den Vater einen Betrug des Russen rächen, doch Minskow erweist sich als äusserst gefährlich...



Audiards Film ist sehr ungewöhnlich und wirkt auf die ersten Blicke sehr spröde, kann aber sehr schnell ein gelungenes Großstadtportrait entfalten, dass sich in einer tollen Schlußszene gipfelt, die die Zerissenheit des Protagonisten perfekt wiedergibt. Einerseits die Hingabe an die schönen Künste, andererseits aber auch diese enorm dunkle und gewalttätige Charakterfacette von Thomas. Neben der Cesar-Nominerung wurde er auch für den Europäischen Filmpreis nominiert - er musste sich allerdings durch Daniel Auteuil in "Cache" geschlagen geben.



Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen