Regie: Claude Chabrol
Auftrag Rufmord...
Szenen einer Familientragödie: Aus der Schlafzimmertür kommt ein
psychiatrisch deutlich auffälliger Mann (Jean Claude Drouot) mit
wutverzerrtem Gesicht in die Küche, dort befindet sich seine Frau
(Stephane Audran) und sein kleiner Sohn. Ohne ersichtlichen Grund stürzt
er sich auf die Frau und würgt sie. Das verängstigte Kind will ihr zu
Hilfe eilen und wird von seinem Vater brutal weggeschleudert, so daß er
verletzt auf dem Boden liegen bleibt. Aus Verzweiflung greift die Frau
zur Bratpfanne und schlägt ihren Mann zu Boden.
Das Opfer heisst Helene Regnier und ist mit Charles schon einige Jahre
verheiratet. Der Sohn
schwerreicher Eltern (Michel Bouquet/Marguerte
Cassan) hatte damals beim Kennenlernen sehr starke Probleme sich von
seinen dominanten Eltern zu lösen, aber die beiden Liebenden schafften
es ohne finanzielle Hilfe, Helene war sich auch nicht zu schade in
Nachtclubs zu arbeiten, um für ihren schriftstellerisch tätigenden Mann
zu sorgen.
Dann kam das Kind und Charles griff auch zum Rauschgift, das Ergebnis
war eine jahrelang schleichende Psychose, die nun in ihrer gewaltvollen
Verkennung deutlich zum Tragen kam.
Helene will sich aufgrund des Vorfalls von Charles trennen und um ihrem
Kind nahe zu sein, mietet sich sich mit den letzten Kröten in der
Pension von Madame Pinelli (Annie Cordy) ein.
Charles wurde derweil von seinen Eltern geholt und diese strengen an das Sorgerecht für ihren Enkeln zu bekommen.
Dazu sind dem skrupellosen reichen Opa alle Mittel Recht, er engagiert
den durchtriebenen Paul Thomas (Jean Pierre Cassel), Sohn eines
ehemaligen Geschäftspartner und vor allem mittellos.
Sein Auftrag: Einen dunklen Punkt bei Helene zu finden, damit sie das Sorgerecht verliert.
Zu diesem Zweck quartiert sich der Gauner unter falschen Angaben in der
Pension ein. Er schmeichelt sich bei den drei älteren kartenspielenden
Hausbewohnerinnen (Margo Lion, Louise Chevalier, Maria Michi) ein, die
sehr neugierig sind. Und hat bereits einen perfiden Plan ausgedacht, wie
er Helenes tadellosen Ruf ruinieren kann..
"Der Riss" von Claude Chabrol stammt aus dem Jahr 1970 und gilt zu Recht als einer seiner besten Filme.
Dabei entwickelt sich der Film von einem Familiendrama zu einem
Thriller, in dem ein doppelter Boden angelegt ist und man gespannt sein
darf, ob die Hauptfigur Helene fällt.
Am Ende lockert Chabrol das fiese Szenario mit einigen surrealen
Momenten auf, ein kluger Schachzug, der den Bourgeousie-Schocker zu
einem echten Meisterwerk werden lässt.
In detailgenauer Kälte deckt der Krimimeister aus Frankreich einmal mehr die Verlogenheit der Bürgerschicht auf.
Ein Komplott, dass auch nicht davor zurückschreckt eine junge behinderte Frau (Katja Romanoff) zu missbrauchen.
So bleibt "Der Riss" auch nach dem Ende äusserst bitter in seiner
Aussage, er zeigt eine Welt in der Korruption und Verlogenheit regiert.
Bewertung: 10 von 10 Punkten
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