Regie: Erle C. Kenton
Dr. Moreaus Experimente...
Wie in "King Kong und die weiße Frau" und "The most dangerous game"
landet auch in Erle C. Kentons "Island of Lost Souls" (Deutscher Titel:
Insel der verlorenen Seelen) eine oder mehrere unbeiligte Personen auf
einer einsamen Insel, die sich bald als gefährlich herausstellt. In
"King Kong" traf man auf den riesigen Affenmenschen und auf jede Menge
Urzeitechsen, in "The Most Dangerous Game" war es der Großwildjäger Graf
Zaroff, der in seinem Reich Menschen jagt. In Kentons Film landet der
schiffbrüchige Edward Parker (Richard Arlen) auf einer Südseeinsel, dem
Herrschaftsgebiet des mysteriösen Dr. Moreau (Charles Laughton). Zur
Herstellungszeit dieses Horrorfilms gab es den Hays Code noch nicht
zwingend, die Filmleute wollten sich lediglich an die Vorgaben halten.
Aber zum Glück schätzten sie die künsterlischen Freiheiten mehr als die
auferlegte Zensur von sexuellen und kriminellen Inhalten sowie politisch
brisanten Themen. So kam "Island of Lost Souls" durch die
Zensurvorschriften. Zwei Jahre später war der politische Druck auf die
Motion Pictures Producers and Distributors of America so hoch, dass sie
diesen berüchtigten Code zwingend einführte und erst 1967 wieder
abschaffte.
Bis heute wirkt der Film ein bisschen wie eine verstaubte
Schatztruhe, deren Gold darauf wartet, vom Filmfan geborgen zu werden -
und tatsächlich gelang es dem Film nach dem Roman "Die Insel des Dr.
Moreau" von H.G. Wells mehr und mehr Kultstatus zu erreichen, selbst
wenn die Kostüme der Mensch-Tier Wesen aus heutiger Sicht etwas zum
Schmunzeln anregen.
Zweifelsohne gehört der Film aber zwingend in die Hall of Fame des Horrorgenres der 30er Jahre.
Edward Parker, gespielt von Richard Arlen, ist schiffbrüchig - wird
aber auf dem offenen Meer treibend von einem Frachter gerettet. Dieses
Schiff transportiert eine ganze Menge Tiere zu einer abgelegenen Insel,
die von einem Dr. Moreau bewohnt wird. Nachdem Parker sich mit dem
betrunkenen Kapitän des Frachters streitet, weil dieser einen Passagier
mit bestialischem Aussehen (Tetsu Komai in der Rolle des M´ling)
misshandelt hat, wirft der cholerische Captain Parker (Stanley Fields)
wieder über Bord. Der landet im Boot von Mr. Montgomery (Arthur Hohl),
einem von Dr. Moreaus Mitarbeitern. Nun muss er zwangsläufig ein paar
Tage auf der Insel bleiben. Dort zeigt ihm der egozentrische
Wissenschaftler seine Experimente, so auch das Haus der Schmerzen.
Moreau führt sich auf der Insel wie ein gottgleicher Herrscher auf,
seine Untertanen sind alle - mit Ausnahme von Montgomery - seltsame
Geschöpfe, die wie eine Mischung aus Affe und Mensch aussehen. Es lebt
auf der Insel auch nur eine Frau. Diese Lota (Kathleen Burke) sei aus
Polynesien. Immer wieder hört Parker schreckliche Schreie aus Dr.
Moreaus Behandlungsraum. Parker wird von Moreau auch immer wieder
vertröstet, was seine baldige Heimreise betrifft - aber Parkers Verlobte
Ruth (Leila Hyams) macht sich bereits auf der Suche nach ihrem
Liebsten...
Der schwebt natürlich bald in höchster Gefahr und erkennt auch die
Bosheit seines Gastgebers, der seit Jahren Versuche mit Tieren macht,
die sie menschenähnlicher machen soll. Um sie zu bändigen nimmt er die
Peitsche und befiehlt ihnen drei Gesetze gebetsmühlenartig aufzusagen:
1. kein Fleisch essen 2. Nicht auf allen Vieren gehen und 3. Kein Blut
vergießen. Wenn nicht gespurt wird, gibts Konsequenzen. Die
Grundatmosphäre auf der Insel ist bedrohlich, bedrückend und
angsteinflößend. Gedreht wurde auf Catalina Island vor San Pedro,
südlich von Los Angeles. Und es kam wie es kommen musste: Schon alleine
durch die Filmfigur des Dr. Moreau, der Mensch, der sich in seiner
Hybris Gott gleichsieht - dazu der Eingriff in die Natur und der
angedeutete Kannibalismus. Das musste die Zensurbehörde alarmieren. Es
führte dazu, dass der Film in einigen Ländern jahrzehntelang auf dem
Index verbrachte.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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