Montag, 3. April 2023

Der Tote lebt


Regie: Mervyn LeRoy

Johnny Eager, der charismatische Gangster...

"Johnny Eager" aus dem Jahr 1941 ist ein unterbewerteter sehr interessanter Film Noir, der von Mervyn LeRoy (Der kleine Caesar, Ich bin ein entflohener Kettensträfling) inszeniert wurde. Das Budget betrug etwas mehr als 600.000 Dollar, durch die sehr guten Einnahmen im Kino konnte ein Umsatz von 2,6 Millionen Dollar verbucht werden, was bei der attraktiven Besetzung Robert Taylor und Lana Turner auch nicht verwunderlich war. Die beiden Stars sollen sogar eine Romanze gehabt haben, doch Lana Turner zog die Notbremse, bevor es ganz ernst wurde - sie wollte Taylors Ehe mit Barbara Stanwyk nicht in Gefahr bringen.
In der Rolle des intellektuellen und Shakespeare zitierenden, aber alkoholsüchtigen Freund von Johnny Eager (Robert Taylor) ist Van Heflin zu sehen, der für seine Leistung mit den Oscar als bester Nebendarsteller ausgezeichnet wurde.
"Johnny Eager", der in Deutschland unter "Der Tote lebt" bekannt wurde, bietet zwei interessante Beziehungsgeflechte an.
Eine Geschichte um Manipulation, verborgene Gefühle und bewussten Täuschungen. Vor allem die Freundschaft zwischen dem aalglatten Johnny Eager und dem alkoholkranken Jeff steckt voller ungesagter Mysterien. Viele Filmkritiker deuten diese Beziehung in eine latent homoerotische Komponente ein. Natürlich sorgte der Hays Code dafür, dass ein solches Thema nur versteckt angedeutet werden konnte.
Hauptfigur ist dieser Johnny Eager, ein charismatischer Verbrecher, dessen Rest Haftstrafe zur Bewährung ausgesetzt wurde, weil Johnny allen seine Umkehr von seiner kriminellen Ambitionen glaubhaft vermitteln konnte. Nun arbeitet er als Taxifahrer und sein Bewährungshelfer (Henry O´Neill) sieht in Johnny Eager ein positives Beispiel, dass auch ein ehemaliger Straftäter von neuem ein bürgerliches Leben anfangen kann.
Doch der Schein trügt. Während Johnny tagsüber als geläuterter Angestellter auftritt, geht er nachts immer noch seinem alten Gangsterleben nach. Er ist der Chef einer Gangsterbande und er will mit manipulierten Wetten das große Geld machen. Sein Bewährungshelfer besucht ihn von Zeit zu Zeit, unangemeldet versteht sich. Doch auch für diesen Fall hat Johnny durch Bestechung vorgesorgt, er weiß wann die Überprüfung in seiner Wohnung stattfindet. Eines Tages bringt der Bewährungshelfer die Soziologiestudentin Lisabeth Bard (Lana Turner) mit, die gar nicht glauben kann, dass Johnny dierser brave bürgerliche Mann ist, für den er sich ausgibt. Beide fühlen sich sofort voneinander angezogen und Johnny hat sowieso genug von seiner derzeitigen Freundin Garnet (Patricia Dane). Er beginnt eine Affäre mit Lisabeth und wie sich herausstellt ist seine neue Flamme sogar die Stieftochter seines Todfeindes Staatsanwalt John Benson Farrell (Edward Arnold), mit dem er noch eine Rechnung offen hat. Es war Farrell, der Johnny ins Gefängnis brachte. Farrell selbst glaubt auch nicht, dass Gangster Eager sich so gebessert haben kann, wie er alle glauben lässt. Als Farrrell von der unheilvollen Liason erfährt, befieht er Johnny Eager das Mädchen in Ruhe zu lassen. Doch Johnny hat bereits einen perfiden Plan ausgeheckt. Er inszeniert im Beisein von Lisabeth einen Zweikampf mit einem seiner Kumpane. Dort spielen die Beiden den Kampf auf Leben und Tod. Nur die Pistole, die sich in der Nähe von Lisabeth befindet, kann Johnny vor der Attacke des Angreifers retten. Das Mädchen schießt und der Mann bricht zusammen und stirbt...



Natürlich lebt dieser Tote und ist das Ass im Ärmel des Gangsters, wie er auch den Staatsanwalt dazu nötigen kann sich für seine Interessen einzusetzen. Am Ende ist es eine traurige Ansprache seines Freundes, die Johnny Eager möglicherweise zu einer Umkehr seines fiesen Komplotts bewegen kann. Mervyn LeRoys Film Noir hat kein Happyend, der Gangster stirbt in den Armen seines besten Freundes, das Mädchen wurde vorher aus ihrem schrecklichen Trauma befreit. Es ist eine faszinierende Geschichte mit tragischen Verbindungen
Heflins Oscar für den besten Nebendarsteller in diesem Film war wohlverdient. Er gibt die nuancierteste und bewegendste Darbietung des Films, die ihn viel tiefgründiger wirken lässt als die meisten Gangsterfilme dieser Art.
In dieser Darstellung deutet Heflin auch eine romantische Verbindung zwischen Jeff und Johnny an, die für den durchschnittlichen heterosexuellen Zuschauer im Jahr 1942 vielleicht noch nicht so deutlich war. Wenn wir den Film heute sehen, erkennen wir die deutlichen Anzeichen dafür, dass Jeff nicht nur ein Freund für Johnny war.




Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

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