Regie: Mervyn LeRoy
Johnny Eager, der charismatische Gangster...
"Johnny Eager" aus dem Jahr 1941 ist ein unterbewerteter sehr
interessanter Film Noir, der von Mervyn LeRoy (Der kleine Caesar, Ich
bin ein entflohener Kettensträfling) inszeniert wurde. Das Budget betrug
etwas mehr als 600.000 Dollar, durch die sehr guten Einnahmen im Kino
konnte ein Umsatz von 2,6 Millionen Dollar verbucht werden, was bei der
attraktiven Besetzung Robert Taylor und Lana Turner auch nicht
verwunderlich war. Die beiden Stars sollen sogar eine Romanze gehabt
haben, doch Lana Turner zog die Notbremse, bevor es ganz ernst wurde -
sie wollte Taylors Ehe mit Barbara Stanwyk nicht in Gefahr bringen.
In der Rolle des intellektuellen und Shakespeare zitierenden, aber
alkoholsüchtigen Freund von Johnny Eager (Robert Taylor) ist Van Heflin
zu sehen, der für seine Leistung mit den Oscar als bester
Nebendarsteller ausgezeichnet wurde.
"Johnny Eager", der in Deutschland unter "Der Tote lebt" bekannt wurde, bietet zwei interessante Beziehungsgeflechte an.
Eine Geschichte um Manipulation, verborgene Gefühle und bewussten
Täuschungen. Vor allem die Freundschaft zwischen dem aalglatten Johnny
Eager und dem alkoholkranken Jeff steckt voller ungesagter Mysterien.
Viele Filmkritiker deuten diese Beziehung in eine latent homoerotische
Komponente ein. Natürlich sorgte der Hays Code dafür, dass ein solches
Thema nur versteckt angedeutet werden konnte.
Hauptfigur ist dieser Johnny Eager, ein charismatischer Verbrecher,
dessen Rest Haftstrafe zur Bewährung ausgesetzt wurde, weil Johnny
allen seine Umkehr von seiner kriminellen Ambitionen glaubhaft
vermitteln konnte. Nun arbeitet er als Taxifahrer und sein
Bewährungshelfer (Henry O´Neill) sieht in Johnny Eager ein positives
Beispiel, dass auch ein ehemaliger Straftäter von neuem ein bürgerliches
Leben anfangen kann.
Doch der Schein trügt. Während Johnny tagsüber als geläuterter
Angestellter auftritt, geht er nachts immer noch seinem alten
Gangsterleben nach. Er ist der Chef einer Gangsterbande und er will mit
manipulierten Wetten das große Geld machen. Sein Bewährungshelfer
besucht ihn von Zeit zu Zeit, unangemeldet versteht sich. Doch auch für
diesen Fall hat Johnny durch Bestechung vorgesorgt, er weiß wann die
Überprüfung in seiner Wohnung stattfindet. Eines Tages bringt der
Bewährungshelfer die Soziologiestudentin Lisabeth Bard (Lana Turner)
mit, die gar nicht glauben kann, dass Johnny dierser brave bürgerliche
Mann ist, für den er sich ausgibt. Beide fühlen sich sofort voneinander
angezogen und Johnny hat sowieso genug von seiner derzeitigen Freundin
Garnet (Patricia Dane). Er beginnt eine Affäre mit Lisabeth und wie sich
herausstellt ist seine neue Flamme sogar die Stieftochter seines
Todfeindes Staatsanwalt John Benson Farrell (Edward Arnold), mit dem er
noch eine Rechnung offen hat. Es war Farrell, der Johnny ins Gefängnis
brachte. Farrell selbst glaubt auch nicht, dass Gangster Eager sich so
gebessert haben kann, wie er alle glauben lässt. Als Farrrell von der
unheilvollen Liason erfährt, befieht er Johnny Eager das Mädchen in Ruhe
zu lassen. Doch Johnny hat bereits einen perfiden Plan ausgeheckt. Er
inszeniert im Beisein von Lisabeth einen Zweikampf mit einem seiner
Kumpane. Dort spielen die Beiden den Kampf auf Leben und Tod. Nur die
Pistole, die sich in der Nähe von Lisabeth befindet, kann Johnny vor der
Attacke des Angreifers retten. Das Mädchen schießt und der Mann bricht
zusammen und stirbt...
Natürlich lebt dieser Tote und ist das Ass im Ärmel des Gangsters,
wie er auch den Staatsanwalt dazu nötigen kann sich für seine Interessen
einzusetzen. Am Ende ist es eine traurige Ansprache seines Freundes,
die Johnny Eager möglicherweise zu einer Umkehr seines fiesen Komplotts
bewegen kann. Mervyn LeRoys Film Noir hat kein Happyend, der Gangster
stirbt in den Armen seines besten Freundes, das Mädchen wurde vorher aus
ihrem schrecklichen Trauma befreit. Es ist eine faszinierende
Geschichte mit tragischen Verbindungen
Heflins Oscar für den besten Nebendarsteller in diesem Film war
wohlverdient. Er gibt die nuancierteste und bewegendste Darbietung des
Films, die ihn viel tiefgründiger wirken lässt als die meisten
Gangsterfilme dieser Art.
In dieser Darstellung deutet Heflin auch eine romantische
Verbindung zwischen Jeff und Johnny an, die für den durchschnittlichen
heterosexuellen Zuschauer im Jahr 1942 vielleicht noch nicht so deutlich
war. Wenn wir den Film heute sehen, erkennen wir die deutlichen
Anzeichen dafür, dass Jeff nicht nur ein Freund für Johnny war.
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