Regie: Yoji Yamada
Der befohlene Schwertkampf...
"The Hidden Blade" ist ein leider viel zu unbekannter Samuraifilm
von Yoji Yamada aus dem Jahr 2004. Yamada begann als Drehbuchautor und
Regieassistentbei der bekannten japanischen Filmgesellschaft Shöchiku.
1961 drehte er seinen ersten Spielfilm als Regisseur und wurde in der
Heimat aufgrund der Comedy Reihe "Otoko wa tsurai yo" bekannt - die
Filmreihe hatte stets den gleichen Hauptcharakter "Toran-san" und gehört
immer noch zu den erfolgreichsten Kinofilmreihen Japans. Internationale
Beachtung fanden seine zwischen 2002 und 2006 gedrehten drei Samurai
Filme "Samurai in der Dämmerung", "Das verborgene Schwert" und "Love and
Honor". Alle drei Filme nahmen am Wettbewerb der Berlinale teil, 2010
wurde er dort mit der "Berlinale Kamera" ausgezeichnet und alle drei
Filme erhielten zahlreiche Preise. Mit "Samurai in der Dämmerung" wurde
er sogar in der Kategorie "Bester fremdländischer Film" für einen Oscar
nomniert.
Dennoch ist Yoji Yamada auf bei Filmfans weitestgehend unbekannt.
Die drei Filme beleuchten die Zeit, die in der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts vieles im Land veränderte. Es war der Beginn der
poliitschen Öffnung zum Westen, was nicht nur Wirtschafts- und
Militärstrategien massgeblich beeinflusste. In vielen Bereichen des
alltäglichen Lebens war für die Menschen eine Neuorientierung nötig, was
insgesamt immer wieder zu Spannungen führte. Das festgefahrene
Ständesystem und damit auch die feudale Oberschicht mussten immer mehr
um den Verlust ihrer Rechte fürchten, auch die große traditionelle Ära
der Samurai neigte sich dem Ende entgegen.
Der Film wurde von Yamada zusammen mit Yoshitaka Asama geschrieben
und basiert, wie sein Vorgänger The Twilight Samurai (2002), auf einer
Kurzgeschichte von Shūhei Fujisawa. Der Soundtrack ist eine
Originalkomposition von Isao Tomita.
Zwei Samurai, Munezo Katagiri (Masatoshi Nagase) und Samon Shimada
(Hidetaka Yoshioka), verabschieden sich von ihrem Freund Yaichiro Hazama
(Yukiyoshi Ozawa), der in Edo (dem heutigen Tokio) unter dem Shogunat
dieser Region dienen soll. Obwohl der Posten erstrebenswert ist, äußert
Katagiri seine Bedenken, dass ein Mann mit Yaichiros Charakter in
Schwierigkeiten geraten könnte. Seine Zweifel werden bestätigt, als der
verheiratete Yaichiro die Absicht äußert, sich in Edo den Sinnesfreuden
hinzugeben, während er dort stationiert ist.
Während des Abendessens erinnert Katagiris Mutter Samon an die
finanziellen Nöte, die die Familie seit dem Tod ihres Mannes (der
rituellen Selbstmord beging, nachdem finanzielle Unregelmäßigkeiten bei
einem Bauprojekt aufgedeckt worden waren und er unschuldig die
Verantwortung dafür übernahm) erlitten hat. Sie wünscht sich eine
Verbindung zwischen Samon und Shino (Tomoko Tabata), Katagiris
Schwester. Ebenfalls anwesend ist Kie (Takako Matsu), die Haushälterin
von Katagiri, die des Lesens und Schreibens mächtig ist und in
Umgangsformen geschult wurde. Munezo Katagiri mag Kie sehr, aber er will
sich noch nicht binden und so kommt es, dass die Frau seines Herzens
einen Mann aus der Kaufmannsschicht heiratet und den Haushalt der
Katagiris verlässt. Drei Jahre vergehen: Katagiri trifft Kie zufällig im
Ort und ist erschrocken, weil sie sehr krank und mitgenommen aussieht.
Sie gibt aber an, dass alles in Ordnung ist. Einige Zeit später erfährt
er, dass Kie tatsächlich krank ist, weil sie vom Ehemann und der
dominanten Schwiegermutter wie eine Sklavin missbraucht wurde. Er greift
beherzt ein und befreit sie aus ihrer "Gefangenschaft" ihrer neuen
Familie. Er erzwingt die Scheidung, was ihm aber aufgrund seiner
Stellung als Samurai eine gewisse Ächtung einbringt, denn er hat gegen
den Kodex verstoßen. Ausserdem scheint eine Heirat mit Kie aufgrund des
Standesunterschieds unmöglich.
Zur selben Zeit erfährt Munezo Katagiri, dass sein früherer
Gefährte Hazama, der einst auszog Karriere zu machen, als vermeintlicher
Verschwörer in der Hauptstadt verhaftet wurde. Seppuku wurde ihm
verwehrt, er soll auf Befehl des zwielichtigen Lehnsherrn Hori (Ken
Ogata) als Sträfling in seine Heimat zurückgebracht werden. Mit einer
List gelingt Hazama die Flucht. Munezo Katagiri erhält von Hori den
Befehl den Entflohnenen zu stellen und im Schwertkampf zu besiegen...
Am Ende der Ereignisse und im Anschluß an den Schwertkampf steht
ein Racheakt mit einem Beimesser des Schwerts. "The Hidden Blade" ist
ein großartiges Meisterwerk, dass es zu entdecken gilt. Der Film legt
dabei den Fokus nicht auf den Heldenmut der Samurai, sondern gibt
realistisch Einblicke in deren Leben in dieser Zeit des Umbruchts, dazu
gehören schwere Schicksalsschläge, berufliche Stagnation und vor allem
große Armut.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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