Freitag, 1. Juni 2018

Der amerikanische Freund







































Regie: Wim Wenders

Ripley und der Auftragsmörder...

"Der amerikanische Freund" in Wim Wenbers 1977 inszenierten Neo-Noir Krimi ist der in Hamburg lebende Tom Ripley, gleichzeitig auch die populärste Romanfigur von Patricia Highsmith. Dieser Ripley ist ein ganz amoralsicher, hedonistischer Krimineller, der auch vor Mord nicht zurückschreckt, um seine Ziele zu erreichen. Gleich in ihrem ersten Roman "Der talentierte Mr. Ripley" bewies sie die Autorin ihre Faszination für das "Böse" und dessen Sieg über das Gute. Denn der junge attraktive Mann, der im Roman allein am Strand von Positano entlangläuft, wird im Laufe der Geschichte seinen Freund, den reichen Freund Philippe Greensleaf, auf dessen Boot ermorden, um an dessen Geld zu kommen. Highsmiths erster Ripley Roman bekam zusätzlich noch größere Popularität durch die ebenso erfolgreiche Verfilmung von Rene Clement aus dem Jahr 1960 mit Alain Delon in der Titelrolle. Durch diesen Mord kann Tom Ripley in seinen weiteren Romane ein sehr sorgenfreies Leben als Boheme führen.
1970 raffte sich die Schriftstellerin auf und schrieb mit "Ripley under Ground" einen weiteren Roman um diese schillernde Hauptfigur. Weitere sollten folgen. Darunter auch "Ripleys Game", der von Wim Wenders drei Jahre nach seinem Erscheinen recht eigenwillig verfilmt wurde.
Die Geschichte spielt in Hamburg. Dort lebt irgendwo in Hafennähe der Bilderrahmer und Restaurateur Jonathan Zimmermann (Bruno Ganz) mit seiner Frau Marianne (Lisa Kreuzer). Gemeinsam sind sie glücklich mit ihren kleinen Sohn Daniel (Andreas Dedecke). Doch die Zukunft sieht düster aus. Jonathan leidet an einer gefährlichen Leukämie. Bei einer Auktion wird ihm der Kunsthändler Tom Ripley (Dennis Hopper). Jonathan hat schon viel von diesem Mann gehört, hält aber nicht viel von dessen Art Kunstgegenstände wie Aktien zu behandeln. So fällt die Begrüßung sehr schroff aus. Später erfährt Ripley von Auktionator Gantner (Rudolf Schünder) unter dem Siegel der Verschwiegenheit von der lebensbedrohlichen Krankheit des Rahmenmachers. Ripley, der sich in Hamburg niedergelassen hat, verkauft über das Auktionshaus bislang unbekannte Bilder des als tot geglaubten Malers Derwatt (Nicholas Ray), obwohl sich dieser bei bester Gesundheit inkognite in New York aufhält. Durch den Tod werden die Prieise des Künstlers natürlich massiv in die Höhe getrieben. Durch Ripleys Freundschaft mit dem Gangster Minot (Gerard Blain) wird nun der unbedarfte Jonathan zu dem Hauptdarsteller eines gefährlichen Spiels. Der der totkranke Mann scheint für Minot der absolut unauffällige und perfekte Auftragsmörder zu sein. Eine hohe Summe müsste ihn bewegen können einen Mann in Paris zu erschießen. Das Geld könnte er seiner Frau und seinem Kind nach seinem Tod hinterlassen. So nimmt zuerst Ripley Kontakt mit Jonathan auf und macht kurze Zeit später bekommt er auch Besuch von seinem Auftraggeber....



Tatsächlich wird Jonathan so extrem manipuliert, dass er den relativ einfachen Auftragsmord in einer menschenleeren Pariser U-Bahn auch ausführt. Doch das ist nicht das Ende, ein zweites Mal wird Minot auf seine Dienste als Killer pochen. In der zweiten Aktion bekommt er aber unerwartet Hilfe von seinem amerikansichen Freund. Wenders inszenierte mit ruhiger Hand und stellte auch die Annährerung der beiden verschiedenen Männer in den Vordergrund. Im Laufe der Zeit schätzen die beiden einander immer mehr und es entsteht tatsächlich so etwas wie eine Männerfreundschaft, die im Grunde nicht viel Worte braucht um zu funktionieren.
Exzellent ist Wenders Rückbesinnung auf den klassischen Noir Film. Von Anbeginn faszinierend ist die atmosphärische Dichte des Großtstadtportraits. Hamburg wird von Kameramann Robby Müller grandios eingefangen. Diese Kombination aus ruhiger Erzählweise mit großartigem Lokalkolorit macht den Film zu einem Meisterwerk. Hamburg erweist sich mit seinem Hafenflair als eine wahrhaft prächtige Film Noir Kulisse. Wenders hat straff inszeniert, die dichte Atmosphäre sorgt für Spannung. Alles ist eingebettet  in höchster Perfektion und Stilsicherheit.



Bewertung. 9,5 von 10 Punkten.

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