Freitag, 1. Juni 2018
Supermarkt
Regie: Roland Klick
Auf der Straße der Verlierer...
Anders als viele seiner deutschen Regiekollegen des jungen deutschen Films machte Roland Klick vor allem Genrefilme, mit allem, was dazugehört. Er drehte sogar deutsche Western und und blieb mit der Kamera dennoch immer sehr nah bei seinem Protagonisten. Nie hat Hamburg auf der Leinwand trostloser, dreckiger und grauer ausgesehen als in seinem 1973/1974 entstandenem und leider auch irgendwo vergessenen Film "Supermarkt". Schon in den ersten Einstellungen wird klar, dass Roland Klick eine trostlose Verlierergeschichte erzählt und der halbwüchsige Willi (Charly Wierzejewski) ist ein Antiheld. Von Beginn des Films an ist der junge Mann auf der Flucht. Vor der Polizei, vor seiner eigenen Herkunft, vor seinem Betreuer, vor der Heimunterbringung. Sein Umfeld sind die Hinterhöfe eines schmutzigen Hamburgs, die Kneipen und die Bahnhöfe, die Subkultur. Der junge Mann wandert durch diese abgerissenen Hinterhöfe, durch schäbige Gassen und schummrige Kneipen. Weil er selbst keinen Pfennig besitzt, klaut er auch mal einer armen Toilettenfrau die wenigen Geldstücke auf dem Teller. Spätestens bei seiner Begegnung mit dem kriminellen Zuhälter Theo (Walter Kohut) werden die Ähnlichkeiten zu John Schlesingers Meisterwerk "Asphalt Cowboy" sichtbar. Auf der Flucht vor der Polizei, muss er im Hamburger Kiez untertauchen. Vorübergehend kann er bei dem Journalisten Frank (Michael Degen) wohnen, der eine Story mit sozialem Sprengstoff schreiben will. Auch ein reicher Schwuler (Hans Michael Rehberg) interessiert sich für den kleinen Gauner. Erst die Begegnung mit der Prostituierten Monika (Eva Mattes), der es eigentlich noch schlechter geht als ihm, wird von ihm als positives Signal gewertet. Beide verlieben sich ineinander. Doch der steile Fall nach unten ist unaufhaltsam. Er wird nun gesucht wegen versuchtem Mord, da er auf der Flucht beinahe einen Polizisten überfahren hat. Es kommt noch schlimmer....
Jost Vacanos bewegliche Kamera eilt in von Klick präzise choreografierten Szenen hinter dem jungen Rebellen her, bis hin zu dem Überfall auf einen Supermarkt, der trotz des größten Dilettantismus für einen Moment zum Triumph wird...aber auch sein Ende. Der Film kommentiert nichts, sondern zeigt sie authentisch und ungeschminkt inmitten ihres tagtäglichen Lebenskampfes. Dabei gelingt Roland Klick auch eine Art melancholischer Abgesang durch diesen Straßenjungen auf der Verliererstraße. Er drückt letztendlich auch ein Grundgefühl einer unverstandenen Jugend aus. Die Geschichte selbst ist rasant erzählt als rauer Großstadtfilm ohne Romantik. Man hat das Gefühl, dass die Macher eine sehr genaue Kentniss von dem Milieu haben, in dem die tragische Geschichte spielt.
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten.
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