Regie: Richard Brooks
Big Daddy hat heute Geburtstag...
Die Kinoadaption von Tennessee Williams "Die Katze auf dem heißen
Blechdach" funktionierte bemerkenswert gut. Der Autor selbst hielt die
Verfilmung von Richard Brooks für die beste der zahlreichen Hollywood
Versionen seiner Stücke. Und dies obwohl fast alle homosexuellen
Tendenzen im Drehbuch ignoriert wurden. Paul Newman hatte seine
Enttäuschung über diese Anpassung und harmlosere Variante zum Ausdruck
gebracht. Der Hays Code ließ es aber nicht zu und reduzierte Bricks
Darstellung des sexuellen Verlangens nach seinem verstorbenen Freund
Skipper und verringerte die Kritik an Homophobie und Sexismus.
Trotzdem gelang den Schauspielern das unglaubliche Kunststück diese
versteckten bis wegreduzierten Anteile dennoch immer wieder spürbar
werden zu lassen. Auch wenn der Dialog in eine andere Richtung geht, ist
man sich als Zuschauer dennoch irgendwie sicher, dass der junge Mann,
der trinkt und nicht mit seiner Frau schläft, latent schwule
Empfindungen hat.
Paul Newman bekam für die Rolle des Brick Pollitt eine
Oscar-Nominierung. Doch er verlor gegen David Niven in "Getrennt von
Tisch und Bett". Auch Elizabeth Taylor wurde nominiert, aber auch sie
konnte sich gegen die spätere Siegerin Susan Hayward in "Laßt mich
leben" nicht durchsetzen. Immerhin war Burl Ives siegreich - er gewann
allerdings für die Nebenrolle in Wylers "Weites Land" und nicht mit
seiner legendären Rolle als Big Daddy Pollitt. So ging Richard Brooks
Klassiker trotz 6 Nominierungen am Ende des Abends total leer aus.
Trotz der Abschwächung von Tennessee Williams schockierendem
Neurosenkarussell, wurde "Die Katze auf dem heißen Blechdach" ein
riesiger Kinohit und spielte alleine in den USA fast 8 Millonen Dollar
ein, nach dem Musical "South Pacific" Platz 2 der US-Kino Jahrescharts.
Auf dem Landsitz des Plantagenbesitzers Big Daddy Pollitt (Burl
Ives) kommt anlässlich der Feier seines 65. Geburtstages die ganze
Familie zusammen. Sein ältester Sohn Cooper (Jack Carson) ist mit seiner
geschwätzigen Frau Mae (Madeleine Sherwood) und der gesamten
ungezogenen Kinderschar gekommen. Auch sein jüngerer Bruder Brick (Paul
Newman) ist mit seiner attraktiven Frau Maggie (Elizabeth Taylor) da. Am
Vorabend der Feier hat sich der Ex-Sportler, der leidenschaftlich
Football spielte, beim Versuch über Hürden zu laufen, das Bein
gebrochen. Er wird die Feier in Krücken verbringen müssen. Noch schwerer
wiegt aber sein Hang zum Alkohol und seine ewigen Streitigkeiten mit
seiner Frau, die ihn liebt. Doch Skipper hat Kummer und versucht die
Erinnerungen an seinen besten Freund Skipper, der Selbstmord begangen
hat, im Alkohol zu vergessen. Im Ehebett herrscht Funkstille. Big Mama
(Judith Anderson) freut sich aufs Heimkommen ihres Mannes, der für eine
Kurze Zeit in einer Klinik war und sich untersuchen ließ. Scheinbar
fehlt dem Patriarch nichts, die Schmerzzustände sind harmloser Natur.
Doch Dr. Baugh (Larry Gates) hat dem Patienten nicht die Wahrheit
gesagt. Der alte Mann hat Krebs und wird bald sterben. Den beiden Söhnen
von Big Daddy sagt kurz nach der Ankunft von Big Daddy die grausame
Wahrheit. So ist das Familienfest überschattet mit einer Lüge. Besonders
Brick fällt es schwer so zu tun als wäre alles gut. Im Laufe des Abends
klärt er bei einem lautstarken Streit den Vater über die Wahrheit
auf...
"Die Katze auf dem heißen Blechdach" ist natürlich vor allem eine
Meisterleistung des gesamten Schauspiel-Ensembles, hier passt einfach
alles und es ist schade, dass weder Taylor, Newman noch Ives für diese
Leistungen mit dem Oscar belohnt wurden. Hier stimmt einfach alles. Für
Liz Taylor war es die zweite Nominierung in ihrer Karriere. Ein Jahr
zuvor wurde sie bereits für ihre Leistung in "Das Land des Regenbaums"
nominiert. Ein Jahr später gabs für "Plötzlich im letzten Sommer" die
dritte Nominierung. Doch erst der vierte Anlauf in Folge wurde durch
einen Sieg gekrönt. Für "Butterfield 8" erhielt Elizabeth Taylor ihren
ersten Academy Award.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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