Samstag, 15. Dezember 2018

Yojimbo - Der Leibwächter

 





































Regie: Akira Kurosawa

Undurchsichtiger Schwertkämpfer...

Er sieht schon klasse und cool aus...Toshiro Mifune als Kuwabataka Sanjuo in Akira Kurosawas richtungsweisendem Samuraifilm "Yojimbo" aus dem Jahr 1961.
Die Story könnte einem Western entstammen. Ein Fremder kommt in eine Stadt, in der zwei Clans um die Herrschaft kämpfen und deshalb Killer engagieren, um den Sieg davonzutragen. Es gibt täglich Tote in der Stadt. Dieser Fremde agiert verschlagen und spielt gekonnt die beiden Gegner gegeneinander aus.
Tatsächlich sieht es bis fast zuletzt so aus als wäre der fremde Samurai eine moralisch zwiespältige Gestalt, die nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht ist. In diesem Kontext weist der Film auch schon den späteren Italowestern und dessen Antihelden hin. Kein Wunder, denn Kurosawas Film hat dieses Genre maßgeblich beeinflusst und inspiriert. Er scheut auch nicht fiese Grausamkeiten zu platzieren, so sieht der Samurai beim Eintreffen in der Stadt einen Hund, der sich mit einer abgetrennten Menschenhand im Maul davonschleicht.
Dabei sollte ein Ronin doch edel, hilfreich und gut sein. Doch Gonji (Eijiro Tono), der Besitzer der kleinen Taverne, hat im Lauf der Handlung immer wieder Grund genug an der Gesinnung des exzellenten Schwertkämpfers zu zweifeln. Denn der geheimnisvolle Fremde ist nicht nur zynisch, sondern sofort nach der Ankunft auch extrem gewaltbereit. Sein erster Einsatz fordert ein paar Tote und beschert dem gierigen Bestatter (Atushi Watanabe) goldene Zeiten. Denn Särge sind gefragt wie nie.
Die Geschichte spielt um 1860 während der letzten Jahre des Tokugawa Shogunats. Der Zuschauer sieht wie der Ronin durch eine desolate japanische Landschaft wandert. Er hält bei einem Bauernhof an, dort gibts gerade Streit, weil der Sohn (Yosuke Natsuki) es satt hat seine Zukunft weiterhin als armer Bauer zu leben. Er will in diese Stadt, wo zur Zeit das Gesetz des Stärkeren gilt und sich einer der beiden Parteien anschließen.
Wenig später ist auch der Ronin in dieser Stadt, wo sich die Clans von Ushitora (Kyu Sazanka) und Seibei (Seizaburo Kawazu) bekämpfen. Er nimmt mit beiden Parteien Kontakt auf und merkt sehr schnell, dass bei Seibei dessen verschlagene, hinterhältige Frau Orin (Isuzu Jamada) die Hosen anhat und treibende Kraft im Kampf zu sein scheint. Ushitora hat mit seinen beiden Brüdern Unosuke (Tatsuya Nakadai), einen Revolverhelden und  Inokichi (Daisuke Kato) zwei ganz üble Kerle, die für Angst und Schrecken sorgen. In seinen Reihen kämpft sogar ein Oger (Namigoro Rashomon), der schon optisch seine Gegner in die Flucht schlägt.
Durch seinen ersten Auftritt verschafft sich der Ronin nicht nur Respekt bei beiden Streitparteien - er wird auch von beiden umworben als Leibwächter. So hat der Ronin den Vorteil beide Gegner kennenzulernen und deren Schwächen zu erkennen. Durch eine gegenseitige Geiselnahme wird auch das Schicksal der jungen Nui (Yoko Tsukasa) offenbar, die von ihrem Mann und ihren kleinen Jungen getrennt wurde und nun bei einem Anderen Liebesdienste verrichten muss. Erst durch die Befreiung der Frau erkennt Gonji den guten Kern seines Ronin, der bei ihm zu Gast ist. Zum ersten Mal hat er auch ein Lächeln auf den Lippen. Doch in dem Moment fliegt das doppelte Spiel unseres Helden auf...



Akira Kurosawas größte Meisterwerke im Samurai-Genre sind zweifelsohne die Klassiker "Rashomon", "Sieben Samurai" und "Ran". Für mich sind aber "Die verborgene Festung" und eben "Yojimbo" fast ebenbürtig. "Die verborgene Festung" diente ja wie jeder weiß George Lucas als Vorlage für seinen ersten Star Wars Film und "Yojimbo" ist trotz der fehlenden Tiefe ein irre cooles Actionvergnügen. In einigen Passagen erkennt man fast schon eine parodistische Tendenz. Wer das Bild dieses Samurai, der plötzlich auf der leeren Straße auftaucht und in Richtung seiner Gegner sieht, wird es auch nicht so schnell wieder vergessen. Es ist einfach ein magisches Kinobild. Sergio Leone drehte einige Jahre später seinen hochgelobten Italowestern "Für eine Handvoll Dollar". Die Rolle des coolen Toshiro Mifune bekam mit Clint Eastwood ein ebenso einprägsames neues Gesicht. Auch Leones Remake wurde ein Riesenerfolg. 



Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

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