Mittwoch, 8. Mai 2019

Der Glöckner von Notre Dame







































Regie: William Dieterle

Paris im 15. Jahrhundert...

Willlam Dieterle drehte bereits in der Weimarer Republik sehr erfolgreiche Filme. Dies brachte ihm 1930 einen Vertrag bei Warner Brothers, er verließ daraufhin Deutschland und versuchte in Hollywood sein Glück. Gemeinsam mit Max Reinhard adaptierte Deiterle 1935 die ambitionierte Verfilmung von Shakespeares "Ein Sommernachtstraum". Danach spezialisierte er sich vornehmlich auf Biopics, es entstanden Filme wie "Louis Pasteur", "Das Leben des Emile Zola" oder "Juarez". Für "Das Leben des Emile Zola" bekam er sogar eine Oscarnominierung als bester Regisseur. Allerdings unterlag er Leo McCarey, der für "Die schreckliche Wahrheit" den Preis gewann. Aber seine Zola Biografie wurde immerhin als bester Film des Jahres ausgezeichnet. Sein 1939 entstandener "Der Glöckner von Notre Dame" nach dem berühmten Roman von Victor Hugo war ein weiterer Riesenerfolg. Der Film spielte in den USA mehr als 3 Millionen Dollar ein und war damit der 8erfolgreichste Film des Jahres 1939. Viele Kritiker sehen Dieterles Film auch heute noch als die beste Verfilmung des Romans - trotz der sehr erfolgreichen Versionen von 1923 mit Lon Chaney und 1956 mit Anthony Quinn und Gina Lollobrigida.
Von allen Hollywood Filmen, die Dieterle im Laufe seiner langjährigen Karriere gemacht hat, zeigt "Der Glöckner von Notre Dame" am stärksten die Einflüsse des deutschen Stummfilms der Weimarer Ära. Dieterle bevorzugte hier düstere Bilder mit expressiven Lichteffekten. Auch die Massenszenen sind bombastisch in Szene gesetzt und als Glöckner überzeugt der große Charakterdarsteller Charles Laughton, dem der Zuschauer es zu verdanken hat, dass die rothaarige Maureen O´Hara ihre große Chance bekam - die junge Irin hatte damals durch Hitchcocks letzten englischen Film "Riff Piraten" zwar schon eine gewisse Bekanntheit, doch als Esmeralda feierte sie ein glanzvolles Hollywood Debüt und wurde zu einer berühmten Leinwanddiva der 40er Jahre.
Mit dem Ende des 15. Jahrhundert ging das Mittelalter zu Ende. Europa hatte Veränderungen erlebt. Frankreich, das von einem hundertjährigen Krieg verwüstet wurde, fand nun endlich Frieden. Die Leute unter der Herrschaft des milden Königs Louis XI (Harry Davenport) fühlten sich endlich wieder etwas freier und sie träumten vom Fortschritt. Der Buchdruck ist in aller Munde und der König ist dem neuen Medium sehr aufgeschlossen. Ein Buch kann nur in wenigen Wochen gedruckt werden - selbst die heilige Schrift. In der Vergangenheit brauchten die Mönche viele Jahre dazu um ein einziges Exemplar zu schaffen. Doch in dieser Zeit herrschen immer noch Aberglaube und Vorurteile - auch des Königs Oberrichter Jean Frollo (Sir Cedric Hardwicke) gehört zu den Menschen, denen die neu aufkeimende Lebensfreude suspekt ist. Er würde Bücher am liebsten sofort verbieten lassen. Was wäre, wenn sich der einfache Mensch bilden würde und eine eigene Meinung entwickeln könnte ? Kaum vorstellbar für die Herrschenden. In Paris ist das Volk aber völlig aus dem Häuschen, denn die Menschen feiern das Fest der Narren. Doch den Zigeunern wird der Eintritt in die Stadt verwehrt. Die junge Esmeralda schafft es aber sich unter das Volk zu mischen. Sie tanzt vor dem Publikum und die Männer sind von ihrer Schönheit hingerissen. Der junge Dichter Pierre Gringoire (Edmund O´Brien) genauso wie Quasimodo (Charles Laughton), der hässliche Glöckner von Notre Dame, der sie aus einem Versteck aus anhimmelt. Doch er wird entdeckt und später aufgrund des hässlichsten Gesichts zum König der Narren gekrönt. Frollo, sein Ziehvater bringt ihn später wieder in die oberen Räume von Notre Dame, wo er die Glocken läutet. Durch diese Glockenklänge in nächster Nähe ist der bucklige Mann taub geworden. Er ist Frollo treu ergeben. Dieser ist heimlich ebenfalls an der schönen Frau interessiert - doch er betrachtet sein Verlangen als Werk des Teufels. Und nur der Tod Esmeraldas kann ihn von dieser Besessenheit befreien. Aus Eifersucht tötet er heimlich Hauptmann  Phöbus (Alan Marshall) als der in der Nacht ein Schäferstündchen mit Esmeralda hat. Mit dem Messer in der Hand wird Esmeralda als Mörderin abgeführt. In einer Gerichtsverhandlung wird sie zum Tode verurteilt. Doch das Urteil kann nicht vollstreckt werden, da Quasimodo die Frau rettet und sie in die Kirche bringt. Damit ist sie durch das Asylrecht geschützt...




Insgesamt weicht Dieterles Verfilmung vom Roman natürlich etwas ab. Aber er begeistert auch heute noch wegen seiner brillianten Kameraführung (Jospeh H. August), imposanten Massenszenen und einem detailreichen Zeitkolorit. Charles Laughton verleiht seiner Figur eine anrührende Faszination. Maureen O´Hara fasziniert durch ihre Schönheit und Lebensfreude, die sie ausstrahlt. Als Gegenpol überzeugt Cedric Hardwicke als innerlich zerissener Schurke, der an seiner eigenen Selbstzerstörung am Ende auch zugrunde geht.




Bewertung: 9,5 von Punkten. 

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