Mittwoch, 15. Mai 2019

Im Rausch der Tiefe

 





































Regie: Luc Besson

Das Duell in der Tiefe...

Wenn "Leon, der Profi" der populärste und beliebteste Film von Luc Besson ist, dann ist "The Big Blue" sicherlich sein ambitioniertester Film. Als Directors Cut kommt "Le Grand Bleu" aus dem Jahr 1988 auf eine hohe Laufzeit von über 160 Minuten und orientiert sich dabei lose an den Biografien der beiden Apnoe-Tauchrekordler Jacques Mayol und Enzo Maiorca. Die beiden waren tatsächlich Meister in ihrem Metier - allerdings ist der freundschaftliche Konkurrenzkampf der beiden erfunden und keiner der beiden starb beim Tauchen.
Was stimmt ist allerdings die Liebe von Mayol zu den Delphinen. Sein Herzschlag verlangsamte sich beim Tauchen von 60 auf 27 Schläge pro Minute und er hielt mehrere Weltrekorde. Auch Enzo Molinari (so heißt Maiorca im Film) hielt zahlreiche Tiefenrekorde.
Als europäischer Actionfilm mit besonderer Note wurde "The Big Blue" sehr schnell zu einem Kultfilm. Tatsächlich hat Luc Besson mit den beiden unterschiedlichen Charakteren - Jacques Mayol ist ein wortkarger, weltfremder Einzelgänger und Enzo könnte nicht extrovertierter sein - eine sehr spannende Geschichte geschaffen. Der hübsche Jean Marc Barr wurde in Frankreich über Nacht zum Star und zum Idol zahrlreicher Teenager. Er wurde auch für die Rolle des Jacques Mayol für einen Cesar als bester Hauptdarsteller nominiert. Sein Partner Jean Reno bekam eine Nominierung als bester Nebendarsteller und startete mit diesem Meeres-Epos seine große internationale Karriere. Im Jahr 2000 bekam er den europäischen Filmpreis für "Die herausragende Leistung eines Europäers im Weltkino".
Die Geschichte des packenden Duells zweier Männer beginnt bereits in den 60er Jahren. Kameramann Carolo Varini zeigt diese Rückblende in die Vergangenheit in wunderbaren Schwarz-Weiß Bildern. Der kleine Jacques Mayol (Bruce Guerre-Berthelot) lebt auf der Insel Amorgos und dort lebt auch der etwas ältere Jugendliche Enzo (Gregory Forstner). Schon als Kind ist Jacques ist eine echte Wasserratte und ein großes Tauchtalent. Enzo aber auch und der fordert den Jüngeren immer gern heraus. Jacques ist sich noch unsicher und lässt Enzo den Vortritt, um eine begehrte Münze am Meeresboden in Rekordzeit aufzusammeln. Kurze Zeit später verunglückt Jacques Vater beim Tauchen tödlich. Der Junge wird Zeuge dieses tragischen Unglücks und wächst bei seinem Onkel (Jean Bouise) auf. Zwanzig Jahre später sind beide bekannte Taucher. Enzo (Jean Reno) lebt in Sizilien, ist ein Playboy, lebt immer noch bei Mamma (Alexandra Vazzoler)  und wird von seinem Bruder Roberto (Marc Duret) betreut. Aus Jacques ist ein Weltenbummler geworden, die nirgends richtig seßhaft wurde, der Mann bezeichnet Delphine als seine Familie. Derzeit ist er an der Teil einer wissenschaftlichen Truppe, die sich in den vereisten Seen der peruanischen Anden befindet. Dort lernt er auch die Versicherungsangestellte Johana Baker (Rosanna Arquette) kennen. Oder besser gesagt: Sie lernt ihn kennen und verliebt sich in den introvertierten Einzelgänger. In New York zurück will sie ihn wieder treffen. Sie erfährt, dass Jacques bei den Weltmeisterschaften in Taormina auf Sizilien dabei sein wird und benutzt bei ihrem Arbeitgeber einen Trick, um dorthin zu reisen. Dort wird sie Zeuge der Weltmeisterschaft und vor allem zwischen der Besessenheit der beiden Freunde, die sich von einem Rekord zum anderen jagen. Dabei ist immer der Tod an der Seite der beiden Extremtaucher...






Immerhin gab es zwei Cesars für diesen faszinierenden Film. Die Filmmusik von Eric Serra wurde prämiert, ausserdem gabs einen Sieg für den besten Ton. Der Film wirkt etwas widersprüchlich, was jedoch an den Handlungsweisen der beiden Protagonisten liegt, die anders ticken als der Normalo. Sie sind so im Rausch der Tiefe, dass sie einen Grund haben müssen um wieder ins Leben und an die Wasseroberfläche aufzusteigen. Die Männer lieben das Tauchen und sind dafür alles zu opfern. Am Ende zahlen sie für den Betrachter einen hohen Preis für ihre Obsession, aber man hat das Gefühl, dass sie eine bessere Welt, dort unten in der Tiefe gesucht und schließlich auch gefunden zu haben.
Rosanna Arquette spielt die liebende Frau, die am Ende den Kürzeren zieht...weder die große Liebe, noch das noch nicht geborene Kind waren Grund genug ihren Freund von dieser Sucht bzw. Todessehnsucht zu befreien.






Bewertung: 9 von 10 Punkten 

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