Regie: Robert Siodmak
Auf der Suche nach der Frau, die es nicht gibt...
"Zeuge
gesucht", der im Original "Phantom Lady" heißt, ist ein Film Noir aus dem Jahr
1944 von Robert Siodmak und gleichzeitig dessen Auftaktsfilm in diesem Gerne,
dem später die noch erfolgreicheren Klassiker "Die Wendeltreppe", "Rächer der
Unterwelt", "Schrei der Großstadt" oder "Gewagtes Alibi" folgen sollten. Auch
die Story von der treuen Sekretärin zu ihrem Boss wurde in der Folgezeit oft
kopiert, mir fallen in diesem Zusammenhang Henry Hathaways "Feind im Dunkel"
ein, in dem eine beherzte Lucille Ball für ihren Chef durchs Feuer ging, auch
Fanny Ardent in "Auf Liebe und Tod", einem Meisterwerk von Truffaut, rettet
ihren geliebten Arbeitgeber durch ihr Eingreifen. In "Zeuge gesucht" ist es Ella
Raines, die nicht möchte, dass ihr Boss auf dem elektrischen Stuhl landet.
Dieser Boss, gespielt von Alan Curtis, ist dann tatsächlich auch die einzige
Kritik am ansonsten lupenreinen Vertreter der schwarzen Serie, denn er wird zu
unbeteiligt dargestellt. Einen Mann, der sehr bald seine Hinrichtung erwartet,
hätte ich gerne so kämpferisch und emotional gesehen wie beispielsweise ein
Tyrone Power aus "Zeugin der Anklage".
Zur
Story: Scott Henderson (Alan Curtis) hatte mal wieder wie so oft in letzter Zeit
Krach mit seiner Frau. Der 32jährige Ingenieur versucht seinen Frust in einer
Bar zu vergessen, wo er eine ebenso unglückliche Frau (Fay Helm) trifft, die
zwar ihren Namen nicht nennt, aber sich von Scott dazu überreden lässt mit ihm
eine Show der Diva Estela Monteiro (Aurora Miranda) zu sehen. Sie nehmen ein
Taxi und erleben wie der Star vor Wut kocht, weil die mysteriöse Begleitung von
Sctott denselben Hut aufhat wie sie selbst. Die beiden verabschieden sich. Als
Scott Zuhause auftaucht, ist die Polizei unter der Leitung von Inspektor
'Burgess (Thomas Gomez) schon bei der Spurensicherung. Scotts Frau wurde
ermordet und er gilt aufgrund des Streits sehr schnell als Hauptverdächtiger.
Erschwerend kommt hinzu, dass sich die geheimnisvolle Phantom Lady nicht
auffinden lässt. Sogar der Barkeeper und der Taxifahrer beschwören, dass Scott
alleine - ohne Begleitung - war. Nur seine loyale Sekretärin Carol Richman,
genannt Kansas (Ella Raines) ist von der Unschuld überzeugt. Sie beginnt eigene
Recherchen anzustellen. Auch Hendersons bester Freund, der Künstler Jack Marlow
(Francot Tone) hilft mit, als er von Südamerika zurückkehrt. Doch die fremde
Frau bleibt verschwunden...
Siodmak
gelingt es eine mysteriöse Atmosphäre aufzubauen und zu halten, die
Suspence-Anteile erinnern etwas an Alfred Hitchcock und die Form und Stil sind
am alten deutschen Film orientiert, ein perfektes Spiel von Licht und Schatten
sozusagen. Er bietet auch einen erschreckend makabren Schurken an, der schwer
krank seinem Instinkt folgt, aber lange Zeit unentdeckt bleibt. Als aufmerksamer
Zuschauer kommt man aber schnell dahinter, wer dieser Killer ist. Das Wissen tut
aber dem spannenden Vergnüngen keinen Abbruch. Eine großartige Szene ist auch
die finale Konfrontation zwischen dem rettenden Engel und dem enttarnten Teufel.
Hier agiert der Schurke teuflisch gut.