Regie: Henry Koster
Mein Phooka...
Ein "Phooka" ist eine Gestalt aus der keltischen Mythologie. ein relativ
harmloser Geist. Den Menschen erscheint er oft in der Gestalt eines
Tieres. Seine bevorzugte Erscheinungsform ist die eines schwarzen Ponys.
Aber auch als Hund, Ziege oder gar riesiger Hase ist er schon den
Menschen erschienen. Meistens ist der "Phooka" sehr groß - im Falle von
Harvey, dem unsichtbaren Freund des eigenwilligen und recht schrulligen
Elwood P. Dowd (James Stewart), sind es stattliche 2,10 Meter. Für einen
Hasen mit einem schönen weißen Fell eine recht stattliche Größe.
1950 erlebte dieser liebenswerte Geist sein Kinodebüt durch den Film
"Harvey" von Henry Koster, der damit eine Art Vorläufer des seltsames
Begleiters von "Donnie Darko" aus dem Jahr 2001 von Richard Kelly dem
staunenden Publikum vorstellte. Es wurde gleichzeitig auch einer der
berühmtesten Filme des 1905 in Berlin geborenen Regisseurs, der wie so
viele Filmschaffende nach der Machtübernahme der Nazis Deutschland
verließ und in Hollywood mit Filmen wie "Jede Frau braucht einen Engel"
(1947), "Die Reise ins Ungewisse" (1951), "Meine Cousine Rachel"
(1952), "Das Gewand" (1953) und "Desiree" (1954), "Die jungfräuliche
Königin" (1955), "Mein Mann Gottfried" (1957) oder "Mr. Hobbs macht
Ferien" (1962) viele Erfolge feiern konnte.
Möglicherweise ist "Harvey" vielleicht sein bester Film überhaupt
geworden - die wunderbare, zeitlose Komödie wurde auch mit dem
Oscar-Sieg von Josephine Hull als beste Nebendarstellerin gewürdigt. Für
James Stewart gab es immerhin eine Nominierung. Er verlor allerdings
gegen Jose Ferrers Darstellung des Cyrano de Bergerac in "Der letzte
Musketier".
Die Geschichte spielt in einer typisch amerikanischen Kleinstadt -
Elwood P. Dowd ist ein liebenswerter Zeitgenosse, der allerdings in
manchen Dingen etwas sonderbar wirkt. Denn sein bester Freund ist ein
imaginärer Riesenhase, mit dem er seine Tage verbringt. Er trinkt sehr
gerne mal ein Gläschen zuviel - und der Hase Harvey auch. Für seine
ältere Schwester Veta Louise Simmons (Josephine Hull) und deren Tochter
Myrtle Mae (Victoria Horne) wird er allerdings immer mehr zur Belastung.
Das liegt vor allem daran, dass er es mit seinem "Dachschaden" für
einen schlechten Ruf sorgt. Wie so für Myrtle ein standesgemäßer Ehemann
gefunden werden, wenn das gesellschaftliche Leben mit Elwood nicht
möglich erscheint. So muss alles heimlich gemacht werden. Während Elwood
in "Charleys Bar" mit Harvey einen trinken geht, versucht Velma mit
illustren und angesehenen Damen der Stadt eine Party zu geben. Sie ist
ja auch auch Elwoods Wohlwollen angewiesen, denn das Vermögen gehört
ihm. Doch Elwoood bekommt Wind davon und taucht mit Harvey auf. Die
Frauen fliehen vor Entsetzen. Nun soll Elwood endlich in ein Sanatorium,
wo er von "Harvey" durch eine Spritze befreit werden soll. Aber zuerst
kommt es dort mit Schwester Kelly (Peggy Dow)und Dr. Sanderson (Charles
Drake), die sich lieben, dem Anstaltsleiter Dr. Chumley (Cecil Kallaway)
und dem robusten Pfleger Marvin (Jesse White) zu allerhand
Verwechselungen...
Natürlich kann "Harvey" die Nähe zur Bühne, zum Theater nicht leugnen.
Aber die Geschichte ist einfach sehr schön und erwärmt das Herz. Immer
mehr wird klar, dass der Mensch durch den "Phooka" reicher wird, da er
die Fantasie beflügelt und tatsächlich ist Elwood ja - trotz Harvey -
bei vielen Menschen sehr angesehen und beliebt. Die Menschen in siener
Lieblingskneipe akzeptieren die Existenz des weißen Riesenhasen.
Lediglich Daheim hängt der Haussegen schief. Aber im Laufe der
Geschichte wendet sich zum Glück alles zum Guten und "Harvey" läuft mit
Elwood, Velma und Myrtle Mae zufrieden nach Hause und sorgt für ein
wunderschönes Schlußbild. Ein runder Film und eine tolle Komödie. Gehört
für mich neben "Ist das Leben nicht schön" und "Rendezvous nach
Ladenschluß" zu James Stewarts schönsten Komödie.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen