Freitag, 6. September 2019

Variete







































Regie: Ewald Andre Dupont

Nr. 28....

"Variete" ist ein Film von E. A. Dupont aus dem Jahr 1925, der zu einem der größten Kinoerfolge der Weimarer Republik wurde. Grandios war die "Entfesselte Kamera" von Karl Freund, der gemeinsam mit Carl Hoffmann Chefkameramann des Films war.  Karl Freund (Der letzte Mann, Berlin-Sinfonie einer Großstadt, Tartüff, Dracula, Frankenstein, Key Largo, Die gute Erde)  und Carl Hoffmann ((Dr. Mabuse, der Spieler, Faust, Die Nibelungen, Der Kongreß tanzt)  gelten gemeinsam mit Fritz Arno Wagner (Nosferatu, M, Kameradschaft, Schatten) als beste und wichtigste Kameramänner aus der Frühzeit des deutschen Films.
Die entfesselte Kamera erzeugte wesentlich dynamischere Bilder, denn vorher gabs nur Kamerabewegungen auf vertikale und horizontale Schwenks einer statischen Kamera oder Kamerafahren aus Autos oder Zügen. Karl Freund benutzte hingegen Kräne oder Schaukeln, was viel effektivere Aufnahmen zuließ. Daraus entstanden bahnbrechende Bilder - der Welterfolg war logisch.
Die Murnau Stiftung hat diesen Film vorzüglich restauriert, ähnlich überwältigend wie bereits den Robert Wiene Klassiker "Das Cabinett des Dr. Caligari" - bei der musikalischen Untermalung waren sie sehr mutig und setzten auf einen progressiven Touch. Nicht jeder wird sich mit dem Soundtrack der Tiger Lillys anfreunden können. Ich hatte zuerst auch etwas Mühe, denn deren Musik ist sehr markant und setzt gar eigene Akzente. Dies könnte vielleicht auch dem Film einen ganz anderen Stempel aufdrücken als in der Ursprungsfassung. Aber ich muss sagen, dass ich dann irgendwann beim Schauen immer mehr begeistert war von dieser gewagten Untermalung. Denn sie geht eine perfekte Symbiose mit den Bildern, mit der Handlung ein.
Es geht um den Gefangenen Nr. 28 (Emil Jannings), dessen Frau (Maly Delschaft) ein Gnadengesuch an den Zuchthausdirektor geschrieben hat. Diese Nr. 28 wurde draußen von allen nur "Boss" genannt. Sie möchte dem gemeinsamen Kind wieder einen Vater geben und hat den Fehltritt ihres Mannes verziehen. Der hat sie nämlich wegen der exotisch aussehenden Berta-Marie (Lya de Putti) verlassen. Er hat wegen dieser Frau alles aufgegeben - nicht nur Frau und Kind, sondern auch seinen Besitz einer Schaubude in St. Pauli. Die beiden schlagen sich als Luftakrobaten auf einem Rummelplatz durch. Durch Zufall werden sie vom Manager des weltbekannten Trapezkünstler Artinelli (Warwick Ward) gesehen, der unbeidngt für seinen Star Akrobaten sucht. So wird "der Boss" Fänger und kann für eine Weile nicht nur die große Liebe zu Berta-Maria genießen, sondern auch den Ruhm und Reichtum. Doch Artinelli hat sich in die Frau von Boss verguckt und verführt die Frau. Die wehrt sich zwar zuerst, doch dann gefällt ihr dessen aggressive Anmache. Natürlich wird der gehörnte Mann dahinterkommen und am Ende stellt er sich der Polizei, weil er den Rivalen mit einem Messer erstochen hat...






Das hört sich zwar sehr konventionell an, aber die Machart von Ewald Andre Duponts Film ist hervorragend bis überwältigend. Für mich einer der besten deutschen Filme überhaupt. Der wandlungsfähige Emil Jannings auch hier mit einer sehr starken Schauspielleistung. Höhepunkt des Films ist sicherlich die Sequenz im Berliner "Wintergarten", wo Boss bereits vom Ehebruch weiß und nun seinen Konkurrenten auffangen muss.






Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

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