Sonntag, 28. November 2021

Das Musikzimmer


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Satyajit Ray

Palast der Vergangenheit...

Wenn man einen Film sucht, der vom Abgesang des Adels handelt, dann fällt sofort "Der Leopard" von Luchino Visconti ein. Daher ist "Das Musikzimmer" des indischen Filmemacher Satyajit Ray ein naher Verwandter des italienischen Meisterwerks. "Das Musikzimmer" heißt im Original "Jalsaghar" und wird von den Filmkritikern ähnlich hoch angesehen wie Rays "Apu Trilogie", die das Leben eines armen bengalischen Dorfjungen von der Geburt bis zum Erwachsenenalter verfolgt. Ray offenbarte damit ein anderes Bild von Indien, jenseits von Bollywood und sehr nahe im traditionellen Dorf mit den vielen Entbehrungen wie Hunger und Dürre. Diese Filme sind stark vom italienischen Neorealismus geprägt. "Das Musikzimmer" ist da ganz anders. Hier geht es um eine feudale Lebensweise, die am Verschwinden ist. Hauptfigur ist der Großgrundbeseitzer Huzr Roy (Chabi Biswas) , der inzwischen verarmt ist. Er lebt aber immer noch in seinem inzwischen schon fast verfallenen Palast. Sein Diener Ananta (Kali Sarkar) ist ihm immer noch treu ergeben und erfüllt seinem Herrn jeden Wunsch. Auch der Verwalter Tulsi Lahiri) lebt im Palast, hat aber schon seit langer Zeit nicht mehr viel zu tun. Roys Leidenschaft gilt der bengalischen Musik und obwohl er beinahe alle noch vorhandenen finanziellen Mittel bereits ausgeschöpft hat, schwelgt er immer noch in der Erinnerung an glanzvollere Zeiten. Auf seinem Dach sitzend schaut er auf die öde Landschaft oder aufs Haus des Nachbars. Dieser Mahim Ganguly (Gangapada Basu) ist in seinen Augen ein Emporkömmling. Mahim ist auch Geldverleiher, hat eher derbe Manieren - aber er ist der Mann der Stunde. Er hat die Macht, die Roy verloren hat und auch einen gehobenen Status. Keine Frage: Roy ist voller Neid, weil der Andere all das inzwischen besitzt, was Roy verloren hat. Im Musikzimmer von Roy lädt er aber nach wie vor Gäste ein. Vor allem ab dem Zeitpunkt als er Musik aus dem Nachbarhaus wahrnahm. Sein Diener wusste, dass dort ein Fest wegen der Heimkehr des Sohnes gefeiert wird. Mit großer Wehmut denkt er an die schöne Zeit mit seiner Frau (Padma Devi) und seinem Sohn Khoka (Pinaki Sen Gupta) nach. Die beiden fehlen ihm - die beiden Tiere des Palastes, ein Pferd und ein Elefant, erinnern ihn besonders an Khoka, weil dieser diese beiden Tiere über alles liebte . Mutter und Sohn starben beide bei einem Unwetter, als ihr Boot kenterte. Noch einmal trotzt er am Ende der Geschichte seinem Untergang, indem er ein prächtiges Fest im Musikzimmer organisiert und seinem Konkurrenten zeigt, dass er es immer noch mit dem Neureichen aufnehmen kann. Roys Tod am Ende ist unausweichlich...




Die Handlung wird durch drei musikalische Veranstaltungen im Musikzimmer zusammengehalten. Die erste wird von der Sängerin Durga Bei (Begum Akhtar) bestritten. Beim zweiten Abend darf den Gesängen von Ustad Ujir Khan (Ustad Waheed Khan) gelauscht werden. Die letzte Vorstellung wird von der Tänzerin Krishna Bai (Roshan Kumar) gestaltet. Diese Sequenz ist gleichzeitig auch Höhepunkt, dieser Tanz wird begeisternd dargeboten und versetzt nicht nur die Zuschauer des Grundbesitzers in eine gewisse magische Stimmung. Sie ist auch auf den Zuschauer äusserst faszinierend und runden das unbekannte Filmmeisterwerk vergangener Tage aus Indien perfekt ab.



Bewertung: 10 von 10 Punkten.  

 


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