Samstag, 17. August 2024

Tage des Ruhms


Regie: Rachid Bouchareb

Vergessene Patrioten

1943, Zweiter Weltkrieg: Frankreich ist immer noch von den Deutschen besetzt. General De Gaulle stellt zu dieser Zeit ein riesiges Exilheer auf, insgesamt werden auch 233.000 Kolonialafrikaner mobilisiert und angeworben. Auch der junge und naive Said Otmari (Jamel Debbouze)verabschiedet sich in Algerien von seiner Mutter und zieht in den Krieg für seine Heimat Frankreich, ein Land, dass er noch nie betreten hat.
Dies gilt auch für alle anderen Kameraden.
Die Männer sind nicht kampferfahren und werden von Sergent Martinez (Bernard Blancan) angeführt.
Saïd ist ganz der Patriot und möchte endlich ernster genommen werden, denn er wirkt nicht besonders selbständig. Yassir (Samy Naceri) und sein Bruder kämpfen für Geld gegen jeden. Abdelkader (Sami Bouajila) ist der typische Rebell, der bereits sehr früh die Unterschiede in der Behandlung der Soldaten wahrnimmt und sich dagegen auflehnt. Der ruhige Messaoud (Roschdy Zem) sieht den Krieg eher als Sprungbrett für einen Neuanfang in dem Land, für dass er kämpft.
Erste Kampfhandlungen finden in Monte Cassino, Italien statt. Im Rahmen der Operation "Dragoon" landen sie dann nach zahlreichen Verlusten in Südfrankreich und befreien Marseille. Erste Kontakte mit der dankbaren Bevölkerung, man geht mit Mädchen aus.
Doch auch hier erfahren die Kämpfer auch grosse Diskriminierung und Rassismus. Es folgen Kämpfe in der Provence und den Vogesen. Bis am Schluss nur noch ein kleiner Stosstrupp im Elsass die allerletzten Nazis vertreiben soll...



"Tage des Ruhms" (Original: Indigènes) ist ein preisgekrönter Kriegsfilm des Regisseurs Rachid Bouchareb aus dem Jahr 2006.
Der Regisseur nahm 2006 mit seinem Film im Wettbewerb der 59. Filmfestspiele von Cannes teil. Dort wurde die Ensembleleistung der Darsteller gewürdigt, die Schauspieler Jamel Debbouze, Bernard Blancan, Samy Naceri, Roschdy Zem und Sami Bouajila wurden ausgezeichnet. Bei der César-Verleihung 2007 konnte der Film, der zahlreiche Nominierungen erhielt, immerhin den Preis für das beste Original-Drehbuch gewinnen. Bei der Oscarverleihung 2007 schaffte es der Film als offizieller Kandidat Algeriens unter die fünf besten und damit nominierten Auslandsfilme zu kommen, hatte aber gegen den deutschen Beitrag "Das Leben der Anderen" das Nachsehen.
In Deutschland ging dieser Kriegsfilm ziemlich unter, er wurde vielleicht auch fälschlicherweise mit dem Vergleich an "James Ryan" beworben, was einigermassen in die Irre führt. Denn "Tage des Ruhms" hat eine ganz andere, viel ruhigere Struktur als der Spielberg-Film. Es gibt keine drastischen Sterbeszenen und auch keine übergeordnete Handlung wie diese Suche nach einem Soldaten.
In "Tage des Ruhms" gehts darum, die Kämpfe dieser "unbeliebten" aber notwendigen Soldaten zu zeigen, von denen viele ziemlich idealistisch das Schlachtfeld für Ruhm und Ehre betreten, das Ende aber auf einem idyllischen Bauernhof im Elsass ihr Schicksal besiegeln.
Diese ca. 20 minütige Sequenz, die bitterer Höhepunkt des Films wird, ist dem Regisseur ziemlich grandios gelungen, ist reich an Action - aber auch an Tiefgang und Erschütterung.
In Frankreich wollten 1 Million Menschen den Film im Kino sehen.
Die Regierung zeigte sich über den Film, der stark in den Medien präsent war, immerhin so betroffen und passte als Reaktion die Renten für die im Film dargestellten Veteranen an die für weiße französische Soldaten an, die höher lagen.
Die schlechten Kritiken hierzulande sind mir ein Rätsel.




Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

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