Donnerstag, 27. Dezember 2018

Die Zeit nach Mitternacht







































Regie: Martin Scorsese

New Yorker Nächte sind lang...

Neben seinen legendären Mafiafilmen "Casino", "Departed" oder "Good Fellas" und weiteren Robert de Niro Klassikern wie "Raging Bull", "Taxi Driver" oder "King of Comedy" hat Martin Scorsese von Zeit zu Zeit immer mal wieder einen Film gemacht, der den einfachen Mann im Hexenkessel New York zeigt. In "Bringing out the Dead" ist es ein Rettungssanitäter, in den 8oern ließ er einen Programmierer zum Held der der New Yorker Nacht weden. Dieser Paul Hackett (Griffin Dunne) ist solo, aber aufgeschlossen und macht in einem Cafe die Bekanntschaft mit der hübschen Marcy (Rosanna Arquette), die ihn dort einfach anquatscht, weil er versonnen in einem Buch von Henry Miller liest. Dann gibts sie ihm noch die Telefonnummer einer Freundin, bei der sie nachher anzutreffen ist. Die beiden verabschieden sich, doch zuhause angekommen ist Paul noch nicht müde. Da war doch diese Nummer und schon wählt er sie. Am Apparat ist die Kiki Bridges (Linda Fiorentino), die ihm Marcy gibt und schon sitzt Paul im Taxi in der Vorfreude, dass heute Nacht noch was in Sachen Sex laufen wird. Doch es ist eine Nacht voller unvorhergesehener Situationen und auch Pannen. Sein 20 Dollar Schein fliegt aus dem Fenster des Taxis, der viel zu schnelle Taxifahrer bekommt das Malheur gar nicht mit. Bei Kiki im Stadtteil Soho angekommen wird das Rendezvous zunehmend zähflüssiger, denn Marcy stellt sich als Problemfrau dar. Paul sucht heimlich das Weite und will die letzte U-Bahn nehmen, doch das Kleingeld reicht nicht. Nun regnet es auch noch in Strömen. Ist es jetzt Glück oder Pech, dass die Bars in dieser Gegend noch geöffnet haben. Er macht Bekanntschaft mit einenm netten Barkeeper (John Heard), einer etwas nymphoman veranlagten Blondine (Teri Garr), der Künstlerin June (Verna Bloom), die im Nachtclub Berlin wohnt sowie einer militanten Bürgerwehr, die einen Einbrecher jagt. Zu dumm, dass unser Paul immer mehr zum Verdächtigen Nr. 1 wird...




Eine sehr amüsante Geschichte hat Martin Scorsese hier realsiert. "Die Zeit nach Mitternacht" ist ein jung gebliebener Zeitgeist-film der 80er, der eine typisch nächtliche Geschichte vom Kennenlernen in einen Alptraum verwandelt. Scorsese macht sich humorvoll über die Tücken der Subkultur her, seine Nacht ist zwar prickelnd - aber überaus anstrengend. Und am Ende wirft die Nacht den Helden aus ihrem mülligen Maul.






Bewertung: 8 von 10 Punkten.

American Graffiti









































Regie: George Lucas

Rock around the Clock...

Modesto, Californien im Jahr 1962: Es soll die letzte Nacht in der vertrauten Heimat im Teenagerleben der beiden Freunde Curt Handerson (Richard Dreyfuß) und Steve Bolander (Ron Howard) werden, denn die beiden müssen ab morgen erwachsen werden. Sie haben ein 2.000 Dollar Stipendium erhalten, morgen soll das Collegeleben im fernen Nordosten beginnen.
Sie treffen sich auf dem Mels Drive In Parkplatz mit ihren Kumpels John Milner (Paul le Mat) und Terry "Froschauge" Fields (Charles Martin Smith). 
Curt ist unentschlossen, ob er überhaupt weggehen soll, er fühlt sich noch zu unreif, um eine tiefgreifende Entscheidung für seine Zukunft zu treffen. Steve ist sich da schon sicherer, denn er hat bereits bestimmte Vorstellungen vom Leben. Seine Freundin Laurie Handerson (Cindy Williams) ist aber unglücklich, dass ihr Boyfriend wegziehen will. Sie sieht ihre Liebe in Gefahr, zumal Steve ihr auch noch den Vorschlag macht, dass die beiden als nunmehr Erwachsene sich durchaus mit Anderen treffen und amüsieren sollten.
Das würde die Beziehung nur noch mehr stärken.
Er verleiht dann auch für seine Abwesenheit auf dem College seinen Chevy Impala an den überglücklichen Terry, der bisher autolos und glücklos beim anderen Geschlecht war.
Nun könnten seine Chancen etwas steigen, denn der beliebteste Zeitvertreib der Jugendlichen ist mit dem Wagen die Straßen der Stadt entlang zu fahren und zu cruisen.
Milner ist der ungekrönte König der Straße, keiner fährt schneller als er. Doch es gibt mit Bob Falfa (Harrison Ford) einen ernstzunehmenden Herausforderer.
Curt verliebt sich in eine vorbeifahrende Blondine in einem weißen Ford Thunderbird. Sie hat ihm von ihrem Auto aus etwas zugerufen, es hat sich wohl nach "Ich liebe dich" angehört.
Terry gabelt inzwischen die Blondine Debbie Dunham (Candy Clark) auf, während der verdutzte Milner plötzlich eine ihm etwas lästige 13jährige Göre namens Carol (MacKenzie Phillips) auf dem Beifahrersitz hat.
Curt macht dagegen Bekanntschaft mit den Greasers "The Pharaos" und auch mit dem angesagten DJ Wolfman Jack (Wolfman Jack).
Die letzte Nacht der Jugend bleibt bis zum anderen Morgen extrem turbulent...






George Lucas drehte "American Graffiti" im Jahr 1973. Es ist nach "THX 1138" sein zweiter Film, bevor er mit "Star Wars" zur Regielegende aufstieg.
Er produzierte den Film, führte Regie und schrieb auch das Drehbuch. 
Mit seinem 775.000 $ Budget hat sich der Film als einer der profitabelsten Filme aller Zeiten erwiesen. Seit seiner ersten Veröffentlichung hat "American Graffiti" schätzungsweise weit über 200 Millionen Dollar eingespielt.
Lucas begleitet eine Handvoll Jugendlicher an der Schwelle des Erwachsenwerdens und schildert die jugendliche Ausgelassenheit und Spontanität für eine Nacht, gleichzeitig weht bei dieser nostalgischen Zeitreise eine ganze Menge Wehmut.
Ein bisschen Vietnam in naher Zukunft schwingt mit, die Jugendträume sind atmosphärisch dicht gestaltet und immer glaubwürdig.
Unterlegt mit dem RocknRoll Sound dieser Zeit, 40 Hits dieser Zeit sind zu hören. Von schmachtend "Smoke gets in your eyes" bis fetzig "Lets go to the Hop".





Bewertung: 10 von 10 Punkten.

Runble Fish







































Regie: Francis Ford Coppola

Kampffische...

Tulsa, irgendwann in den 70er Jahren: Der junge Rusty James (Matt Dillon) lebt dort in einem Vorort mit seinem von allen bewunderten großen Bruder (Mickey Rourke), den alle nur "Motorcycle Boy" nennen und seinem versoffenen Vater (Dennis Hopper). Seit längerer Zeit ist der Motorcycle Boy verschwunden, er wollte nach Kalifornien.
In der Zwischenzeit eifert Rusty James in Sachen Schlägereien seinem Bruder nach, auch hat er sich in dessen Abwesenheit zum Führer der Gang aufgeschwungen.
Ein Kampf mit Biff Wilcox (Glenn Withrow) Bande steht an, Rustys Freunde Steve (Vincent Spano) und Smokey (Nicolas Cage) begleitet den jungen Rowdy zum vereinbarten Kampfplatz.
Rusty James ist siegreich, wird aber von seinem Gegner hinterhältig mit dem Messer verletzt. Doch plötzlich taucht wie aus dem Nichts der gr0ße Bruder mit dem Motorrad auf und beendet den Kampf spektakulär.
Neben dem Kämpfen liebt Rusty James vor allem die Mädchen, mit der hübschen Patty (Diane Lane) fängt er eine Freundschaft an. Doch der Junge ist nicht treu und lässt in dieser Beziehung nichts anbrennen.
Patterson (William Smith), der Polizist ist indessen gar nicht erfreut, dass der einstige Held der Jugend mit seinem Motorrad wieder in der Stadt aufgetaucht ist. Er hätte für immer wegbleiben sollen.
Der Motorcycle Boy ist schwer depressiv, manchmal taub und ist farbenblind. Er ist fasziniert von den siamesichen Kampffischen, in einer Tierhandlung kann er stundenlang vor dem Aquarium stehen und den Fisch beobachten.
Man sagt den männnlichen Tieren nach, dass diese seinen Geschlechtsgenossen gegenüber so aggressiv sind, dass es in Aquarien nur einzeln gehalten werden kann.
Er möchte nicht, dass Rusty James den gleichen Weg wie er einschlägt. Dieser jedoch tut alles, um so cool zu sein, wie sein Bruder...





Francis Ford Coppolas zweiter Film über Jugendgangs, er drehte "Rumble Fish" 1983. Das betörend fotographierte Filmwerk basiert auf einem erfolgreichen Roman der amerikanischen Schriftstellerin S. E. Hinton.
Steve Copland steuerte einen sehr stimmungsvollen Soundtrack bei, die tollen Bilder stammen von Stephen H. Burum.
Dabei fällt, genauso wie schon in "The Outsiders" auf, dass Francis Ford Coppola teilweise sehr künstliche Bilder erzeugt, die das ganze etwas unwirklich erscheinen lassen.
Das Setting erinnert stellenweise ein bisschen an "Endstation Sehnsucht", aber auch die künstliche Machart von Uli Edels "Letzte Ausfahrt Brooklyn" kam mir in den Sinn.
Dabei gelingt es Coppola diesmal noch eine Spur besser Träume und Gefühle der Jugendlichen durch eine stilisierte wie symbolträchtige Bildersprache darzustellen.





Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Dienstag, 25. Dezember 2018

Ryans Tochter

Regie: David Lean

Schicksalshafte Begegnung

David Lean drehte nach "Die Brücke am Kwai", "Lawrence von Arabien" und "Doktor Schiwago" im Jahr 1970 seinen vierten Monumentalfilm. Doch diesmal wurde seine Arbeit von sehr vielen Kritikern eher schlecht bewertet. Man warf dem bildgewaltigem Epos vor zu selbstgefällig und auch langweilig zu sein. Immerhin sah es das Publikum anders. Der Film konnte an der Kinokasse über 30 Millionen Dollar weltweit einspielen und lag am Ende nach "Love Story", "Airport", "Mash", "Patton", "Woodstock" und "Little Big Man" auf Platz 7 der Kinojahrescharts. Bei den Oscars gewann der Film zwei seiner vier Nominierungen: John Mills gewann als bester Nebendarsteller für seine Rolle des behinderten Michael und Freddie Young für seine überwältigende Kameraarbeit. Sarah Miles, die als beste Hauptdarstellerin vorgeschlagen wurden und auch die Tontechniker John Bramall und Gordon K. McCallum gingen leer aus.
 Der angesehene Kritiker Roger Ebert hat bemerkt, dass Leans Charaktere durch die übermäßige Skalierung endgültig in den Schatten der Umgebung gestellt werden. Das stimmt natürlich - aber genau dies macht den Reiz der Lean-Epen auch aus. Das war in "Lawrence von Arabien" nicht anders. Dort war die Wüste der eigentliche Hauptdarsteller. In "Die Brücke am Kwai" waren es Dschungel und Eisenbahnbrücke. Bei "Doktor Schiwago" war der russische Winter überlebensgroß und auch in seinem Spätwerk "Reise nach Indien" ist es das Land selbst, das riesigen Einfluss auf die Protagonisten nimmt. In "Ryans Tochter" ist es diese imposante Felsenlandschaft und die Küste des fiktiven Dorfs Kirrary im Südwesten Irlands. Die Zeit, in der die Geschichte spielt gibt zusätzlich einiges an Dramatik her. Es ist die Jahre 1916 und 1917, zur Zeit des Osteraufstandes. In dieser Zeit versuchten militante irische Republikaner gewaltsam die Unabhängigkeit Irlands von Großbritannien zu erzwingen. Dieser Versuch schlug zwar fehl, aber er gilt geschichtlich als Wendepunkt in der Geschichte Irlands, denn er führte letztendlich zur Abspaltung vom Empire und zur Unabhängigkeit als eigenständiger Staat.
 "Ryans Tochter" ist durch und durch ein Bilderfilm. Bereits die ersten Szenen beweisen dies eindrücklich. Dort auf den steilen Felsen sieht man hinab ans Meerufer und der Sonnenschirm der jungen Rosy Ryan (Sarah Miles), Tochter des örtlichen Kneipenwirts (Leo McKern) fällt die Klippen hinunter. Er landet im Wasser, aber zum Glück ganz nahe am Fischerboot des Pfarrers Collins (Trevor Howard), der sich in Begleitung des schwachsinnigen Michael (John Mills) befindet. Rosy ist eine junge Frau und ist verliebt in Charles Shaugnessy (Robert Mitchum), den örtlichen Lehrer, der aus Dublin zurückkehrte.
Das Dorf muss wohl oder übel die britischen Soldaten dulden, doch alle sind auf der Seite des Tim O´Leary (Barry Foster) und seinen Männern, die zur irischen Untergrundsbewegung gehören. Der wird gesucht und ihn und seine Männer erwartet dann der Galgen. Neu im Dorf ist der junge Randolph Doryan (Christopher Jones), der britische Befehlshaber der Garnison vor Ort. Bald findet im Dorf die Hochzeit von Rosy und ihrem Lehrer statt. Der hatte seine Frau noch zuvor gewarnt, ihn zu heiraten. Er könne ihr ja vielleicht nicht unbedingt das bieten, nach was sie sich so sehr sehnt. Tatsächlich wirkt die Ehe leidenschaftslos und obwohl Rosy ihren Mann liebt und auch seine Zuneigung und große Verlässlichkeit schätzt, gesteht sie dem Pfarrer nur wenige Wochen nach der Hochzeit, dass sie unglücklich ist. Doch als sie Doryan kennenlernt, kommt mit ihm die von ihr so erwartete Leidenschaft ins Spiel. Sie beginnt mit dem Mann eine heftige Affäre und ihr Mann hat auch sofort einen Verdacht, doch er unternimmt nichts gegen ihre Untreue. Auch im Dorf munkelt man bald über Rosy und man begegnet ihr bald mehr als feindselig...






Diese bittere Liebesgeschichte vor dieser bombastisch schönen Kulisse wird dramaturgisch von der Filmmusik von Maurice Jarre unterstützt. Der Vater von Jean Michel Jarre wurde bereits vor "Ryans Tochter" bereits zweimal für die beiden Lean Filme "Lawrence von Arabien" und "Doktor Schiwago" mit dem Oscar ausgezeichnet. Natürlich klingt der Soundtrack ähnlich. Für "Ryans Tochter" blieb er im Oscarrennen unberücksichtigt. Aber seinen dritten Oscar holte sich der französische Komponist wieder mit der Untermalung für ein Lean Epos: "Reise nach Indien" aus dem Jahr 1984. Es dauerte auch tatsächlich 14 Jahre bis Lean nach "Ryans Tochter" wieder einen Film realisierte. Man munkelte, dass Lean aufgrund der schlechten Kritikerbewertung all die Jahre keinen Film mehr realisieren wollte. Aus heutiger Sicht sind die damaligen Verrisse für diesen meditativen Ausflug ins Jahr 1917 überhaupt nicht mehr nachzuvollziehen. Lean hat es auch hier einmal mehr glänzend verstanden einen überlebensgroßen Film mit exzellenten Bilder zu machen. Eine Kunst, die er wie kein zweiter beherrschte. Aus damaliger Zeit mag der Film vielleicht zu altmodisch und zu wenig progessiv gewesen sein, aus heutiger Sicht sind diese 189 Minuten, die der britische Meisterregisseur hier präsentiert, ganz großes Kino.










Bewertung: 10 von 10 Punkten.