Regie: Federico Fellini
Wie aus einer Blockade Kunst wird...
"8 1/2" (Otto et Mezzo) gilt
heute als einer der größten Filme aller Zeiten. Dabei visualisiert der
Film eigentlich die Befindlichkeiten seines Regisseurs Federico Fellini,
der in den frühen 60er Jahren eine Schaffenskrise hatte und seine
Zweifel alle in diesem Film zeigte. Das Resultat ist ein sehr
kompromissloser, einzigartiger Film von höchster Subjektivität. Der
Titel bezieht sich dabei auf die Zahl der von Fellini bis dato gedrehten
Filme. Es scheint so als habe Fellini die bisherigen Stationen seiner
Arbeit, seines Lebens und seiner Zweifel gespiegelt. Der Film pfeift auf
eine Handlung, sondern hat lediglich ein Gerüst, an dem sich einzelne
Episoden aufhängen. Am Ende wird durch die Harmonie dieser Mosaiksteine
ein berührendes Portrait des Künstlers. Ein Regisseur, der eine gewisse
Angst hat einen neuen Film zu drehen. Dabei wird er mit seinen inneren
Gefühlen und Gedanken konfrontiert und hält eine Balance ein zwischen
dieser Angst und dem Humor, der auch nicht fehlen darf. Auch eine
Balance zwischen Realität und Traum ist gegeben, manchmal sind diese
beiden gar nicht mehr voneinander zu trennen. Ein Mann und seine
Beziehung zur Welt, zu den Menschen seiner Umgebung - zu den Frauen, die
er liebt. Oder auch von der Angst alt zu werden, was den Regisseur
Guido Anselmi, gespielt von Marcello Mastroianni, sogar auch zu seinen
Kindheitserinnerungen und -ängsten zurückkehren lässt.
Fellini schuf mit diesem
Film, der den Oscar als bester fremdsprachiger Film gewann, einen
Wendepunkt in seinem Schaffen. Somit hat diese Schaffenskrise innovative
Kräfte freigesetzt, die dann den Weg bahnten für Fellinis nachfolgende
Klassiker wie "Satyricon", "Amarcord", "Roma" oder "Casanova".
Der berühmte italienische Filmregisseur Guido Anselmi leidet unter
"Regieblockade" - er will einen Science Fiction Film drehen und als
Hauptdarstellerin scheint er die weltberühmte Claudia (Claudia
Cardinale) gewonnen zu haben. Nun ist er gesundheitlich angeschlagen und
hält sich zur Erholung in einem Sanatorium auf, da er den Menschen
seiner Umgebung für eine gewisse Zeit entkommen will. Es gibt dort
Schlammbäder und Ruhe ist angesagt. Doch plötzlich füllt sich dieser
Kurort mit vielen Gästen. Und es sind nicht die Patienten, sondern es
sind alles Menschen, die im Leben des Regisseurs eine Rolle spielen. Er
hat auch seine Geliebte Carla (Sandra Milo) eingeladen. Die lässt er
aber in einem Hotel ausserhalb übernachten, er fürchtet den Skandal und
den Ärger mit seiner Frau (Anouk Aimee), die ihn mit ihrer besten
Freundin Rosella (Rosella Falk) auch besuchen wird. Sein Produzent
(Guido Alberti) taucht auf, ebenso sein bester Freund Mario (Mario Piso)
mit egozentrischem Anhang (Barbara Steele). Dazu tauchen auch Guidos
verstorbene Eltern (Giuditta Rissone/Annibale Nichi), eine Prostituierte
(Eddra Gale) aus seinen Kindheitserinnerungen und sogar der heilige
Vater während einer Dampfbadbehandlung auf. Guido stellt ihm Fragen,
bekommt aber nie die Antworten, die er gerne hätte. Am Ende gibts die
Pressekonferenz unter freiem Himmel. Dann tauchen Zirkusmusikanten auf,
die Teilnehmer der Veranstaltung formieren sich zu einem Reien. Guido
kann seine Regieanweisungen geben und tanzt dann selbst mit beim Tanz
des Lebens...
Der Film steckt voller großartigen Episoden. Gelcih am Anfang
präsentiert Fellini eine Metapher für seine Situation. In einem Tunnel
stauen sich die Autos. Einer der Autofahrer ist Guido, die anderen
Verkehrsteilnehmer schauen ihn durch die Fensterscheiben an. Dies führt
dazu, dass Guido keine Luft mehr bekommt und vergeblich versucht Tür
oder Fenster zu öffen. Diese Stress-Situation führt dazu, dass der
Regisseur die Kur antritt. Filmkenner werden sich dabei erinnern, dass
Fellini Fan Paolo Sorrenti in seinem "Ewige Jugend" diesen Kurort wieder
reanimiert hat.
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