Regie: Jean-Pierre Melville
Eine heiße Story...
Es lohnt sich auf alle Fälle einen intensiven Blick auf die Frühwerke
des französischen Filmregisseurs Jean Pierre Melville zu werfen. Seine
Meisterwerke wie "Der eiskalte Engel", "Vier im roten Kreis", "Armee im
Schatten" oder "Der Teufel mit der weißen Weste" gehören zu den großen
französischen Filmwerken. "Zwei Männer in Manhattan" aus dem Jahr 1959
ist da weitaus weniger bekannt.
Dabei spielt die Geschichte in New York - Melville hatte ja ein Faible
für den amerikanischen Gangsterfilm und für den Film Noir. Mit "Bob le
Flambeur" entstand 1956 sein erster Unterweltskrimi. Ein Genre, dass ihn
wieder los ließ. In den Spätwerken waren diese Filme aber von einem
viel größeren Fatalismus geprägt. Die meisten dieser Kriminalgeschichten
spielten in Paris. Sein "Zwei Männer in Manhattan" bildet da eine
Ausnahme. Aber auch hier inszenierte er das Leben in der Metropole als
sehr kühl und fremd und dennoch extrem anziehend und faszinierend. Und
bei "Zwei Männer in Manhattan" handelt es gar nicht um einen Krimi, aber
die ganze Geschichte ist umhüllt von "Sex and Crime".
Nach einem anstrengenden Arbeitstag wird der AFP Chefreporter Moreau
(den spielt Melville selbst) von seinem Chef gebeten, herauszufinden,
warum der bekannte Leiter der französichen Delegation bei den Vereinten
Nationen plötzlich verschwunden ist. Dieser UN-Delegierte heißt
Fevre-Berthier und war ein Held der französischen Resistance. Moreau
erhält nur den Hinweis, dass der Mann eine große Schwäche für die
Frauen hat und es ist möglich, dass er sich bei einer seiner Geliebten
aufhält. Moreau braucht Hilfe und klingelt nachts bei seinem Kumpel, dem
skrupellosen Fotografen Delmas (Pierre Grasset), der ständig auf der
Suche ist nach sensationellen Fotos, die viel Geld einbringen. Zusammen
besuchen sie die Frauen, die wahrscheinlich ein Verhältnis mit dem
Verschwundenen haben. Die Schauspielerin Judith Nelson (Ginger Hall) ist
aber gerade auf der Bühne und hat wenig Zeit für die beiden neugierigen
Reportern und zeigt ihnen auch die kalte Schulter. Als nächstes wird
der Jazzsängerin Virginia Graham (Glenda Leigh) ein Besuch abgestattet,
doch die ist gerade im Proberaum und weiß nicht mal, dass Fevre-Berthier
derzeit in New York ist. Möglichkeit Nummer Drei ist die
BurleskeTänzerin Bessie Reed (Michele Bailly), doch die wirft die beiden
aus ihrer Garderobe. Kann vielleicht die Edelprostituierte Gloria
(Monique Henessy) Auskunft geben ? Die beiden Männer, die auf der Suche
in ganz Manhattan sind, merken nicht, dass ihnen ein Auto folgt. Dann
hören sie Radio die Nachricht, dass sich die bekannte Schauspielerin
Judith Nelson suizidieren wollte und auf der Intensivstation des
Krankenhauses liegt...
Melvilles Einfallsreichtum in diesem leider sehr unbekannten kleinen
Meisterwerk ist sehr groß. Die beiden Männer entdecken schließlich die
Leiche des Gesuchten im Appartment der Schauspielerin. Er hat wohl einen
Herzinfarkt erlitten. Während Moreau versucht den Ruf des Toten nicht
zu schädigen, hat sein rücksichtsloser Freund aber ganz andere Pläne. Er
will den Toten auf der Couch ins Bett legen und ein Foto machen, dass
beweisen soll, dass der Mann beim zu heftigen Sex mit seiner Geliebten
gestorben ist. In der Rolle der Tochter des Toten ist Christine Eudes zu
sehen. Am Ende zeigt Melville dem Zuschauer das Bild von Manhattan am
Morgen. Der Fotograf läuft nach Hause und hat es geschafft seine
Negative zu verstecken. Doch er besinnt sich und wirft das Material,
dass ihn mit einem Schlag reich machen könnte, in einen Abflussdeckel
und lacht schallend.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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