Regie: Jean Pierrre Melville
Der Bulle, der Gangster und das Mädchen...
Später Nachmittag des 23. Dezember: In dem an der Atlantikküste gelegene Städtchen Saint-Jean-des-Monts regnet es in Strömen, ein stürmischer Wind macht das miese Wetter perfekt. Die kleine Stadt, im Sommer ein begehrter badeort, ist fast wie ausgestorben. Leer stehen sämtliche Ferienwohnungen der Appartmentblocks, nahe des Strandes.
Eine Limousine fährt durch die menschenleeren Straßen, nur noch in der Bank herrscht letzter Betrieb, bevor sie über die Festtage schließt.
Der Wagen parkt in der Nähe der Bankfiliale. Einer der Männer steigt aus und betritt mit einem Koffer die Bank, nach einigen Minuten folgt der zweite Mann. Als der dritte Mann die Bank betritt, geht es los. Die unbekannten Gangster rauben das Geld der Bank, doch ein todesmutiger Kassierer löst nicht nur den Alarm aus, sondern kann einem der Männer (Andre Poussee) noch eine Kugel verpassen.
Die Männer fliehen. Alles ist bis ins Kleinste perfekt geplant. Simon (Richard Crenna) ist der Boss der Männer, er betreibt in Paris einen Nachtclub. Der 60jährige Paul Webber (Riccardo Cucciola) und Louis Costa (Michael Conrad) komplettieren das Quartett.
Auf der Flucht legen sie noch geschickt eine falsche Fährte, doch der schwerverletzte Marc muss unbedingt ins Krankenhaus.
In Paris ermittelt Kommissar Eduard Coleman (Alain Delon) gemeinsam mit seinem Assistenten Morand (Paul Crauch). Er ist mit Simon gut befreundet und hängt oft in dessen Lokal ab, spielt dort Klavier.
Seine heimliche Liebe heißt Cathy (Catherine Deneuve), mit ihr triff er sich gelegentlich. Simon scheint die Affäre zu ahnen.
Von Transvestit Gaby (Valerie Wilson) erhält er Information, sie ist sein Sptzel. Gaby gibt ihm den Tipp, dass im Nachtexpress nach Lissabon ein Drogenkurier mit Heroin unterwegs sein wird. Dies ist auch der nächste Coup von Simon...
Jean-Pierre Melvilles "Der Chef" aus dem Jahr 1972 war auch schon sein letzter Film. Der große Regisseur starb 1973 im Alter von 56 Jahren an einem Schlaganfall.
Zu seinen ganz großen Filmen gehören Klassiker wie "Der eiskalte Engel", "Armee im Schatten" oder "Vier im roten Kreis".
Immer wieder wurde sein Stil kopiert oder aber es liessen sich Filmemacher von Melvilles Werk inspirieren.
Seine Arbeiten kann man als französische Noir-Filme ansehen. Die Helden sind eiskalt und verfolgen nur ein Ziel.
Für Alain Delon schuf er in "Der eiskalte Engel" mit der Figur des Jeff Costello eine unvergessene Filmfigur.
Im nachfolgenden "Vier im roten Kreis" spielte Delon erneut den Gangster, dafür wurde er aber in "Der Chef" als Gesetzeshüter eingesetzt.
Allerdings einer der nicht viel besser als die Gangster agiert, dabei hat er mit seinem Engelsgesicht durchaus wieder vordergründig alle Sympathien auf seiner Seite, aber im Laufe der Geschichte merkt man wie brutal und hart Kommissar Coleman seine Ermittlungen leitet, ihm rutscht gern die Hand aus, wenn er eine Information will und auch miese Foltermethoden gehören zur Routine für ihn und sein Polizeiteam.
Wie gewohnt bei Melville ist der ganze Film durchtränkt von einer kühlen Optik und alles läuft faszinierend präzise ab.
Mit diesem Stil inszeniert er die wahnsinnig gute Eröffnungsszene und setzt gar bei dem Coup im Schnellzug noch einen drauf..obwohl die Szenen mit dem Helikopter so aussehen als seien sie mit einem Miniaturmodell im Studio gedreht. Das macht Melville aber wieder mit der minutiösen Schilderung des Coups in bestechender Hochspannung wieder wett.
Manche Bilder wirken so als wären sie mit einem blassen Blau veredelt, das gibt dem französischen Gangsterfilm zusätzlich seine perfekte Atmosphäre.
"Un flic", also "Ein Bulle" wäre die wörtliche Übersetzung, den deutschen Titel "Der Chef" halte ich für etwas irreführend.
Themen des Films sind Freundschaft und Loyalität vs. Pflicht und Verrat. Die Figuren streben nach Gewinn, am Ende steht aber immer der Verlsut.
Alain Delon in einer seiner besten Rollen.
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen