Regie: Debra Granik
In the Ghetto Mountains...
Das Ozark Plateau ist eine Hochlandregion in den Vereinigten Staaten, es
erstreckt sich von der südlichen Hälfte von Missouri und dem
nordwestlichen Teil von Arkansas, bis hin in den Norden von Oklahoma und
dem äussersten Südosten von Kansas. Diese Region gilt als ein
bitterarmer Landstrich mit einer sehr hohen Arbeitslosenquote, trotz dem
Sitz von mehr als 500 Major Companys. Als weit verbreiteter Nebenerwerb
gilt unter der ländlichen Bevölkerung das Kochen der Droge Meth bzw.
Crystal, eine preiswerte Droge mit aufputschender Wirkung. Crystal
gehört zu den am schnellsten zerstörenden Drogen überhaupt. Hinzu kommt,
dass es durch illegale Herstellung nicht rein, sondern verunreinigt
vorliegt.
Die siebzehnjährige Ree Dolly (Jennifer Lawrence) lebt mit ihren zwei
kleineren Geschwistern und ihrer schwerst depressiven Mutter in dieser
Region. Vater Jessup ist verschwunden, seit er im Knast saß und eine
Kaution für ihn bezahlt wurde. Er hat allerdings dem Kautionsvermittler
als Sicherheit für sein Erscheinen an der anstehenden Verhandlung das
Haus und das Waldstück der Familie gestellt.
Der Familie droht nun der Verlust des Heims, wenn der Vater beim
nächsten Gerichtstermin, der in den nächsten Tagen stattfindet, nicht
auftaucht. Es drohen ihm allerdings auch 10 Jahre Knast. Also es gibt da
für ihn durchaus ein Motiv, dass er untergetaucht ist.
Ree, die schon seit längerem als Familienoberhaupt fungiert und kein
richtiges Teenager-Privatleben kennt, macht sich verzweifelt auf die
Suche nach dem verschwundenen Dad.
Bei ihren Nachforschungen hilft ihr zuerst ihre bereits verheiratete
Freundin Freundin Gail (Lauren Sweetser), denn die kann ihrem Mann
immerhin zum Ausleihen des Wagens überreden.
Weniger Glück hat Ree bei ihrem Onkel Teardrop (John Hawkes), der sie
zunächst abblitzen lässt und ihr dringend rät, die Sache nicht weiter zu
verfolgen.
Doch das Mädchen ist hartnäckig, denn sie will für das Heim ihrer
Familie kämpfen und stößt mit ihrem Nachfragen bei den Menschen dort,
die alle miteinander verwandt zu sein scheinen (grins) auf eine Wand des
Schweigens, denn statt Hilfe von den Verwandten oder Bekannten zu
bekommen, droht ihr plötzlich Gefahr.
Vor allem der ungemütliche Patriarch Thump Milton (Ronnie Hall) und
dessen grimmige Frau Mareb (Dale Dickey) scheinen etwas verbergen zu
wollen. Bereits der erste Besuch läuft nach ein paar Minuten gezwungener
Freundlichkeit mit einer echten Drohung ab....
Vorsicht sei geboten vor allem mit diversen Kritikpunkten, die in einigen Filmrezensionen auftauchen. Der Einwand eine große Ansammlung von Klischees über diese Menschen vorzufinden, die inzwischen mit "White Trash" einen Namen und ein grausames, festgemeiseltes Etikett erhalten haben, ist durchaus nicht ganz unberechtigt.
Sie werden in einer Vielzahl als kriminelle Drogenhersteller gezeigt, die kleinen Kinder bekommen gezeigt, wie man schießt, denn sowas braucht man hier nicht nur für die Jagd auf Eichhörnchen, die dann zum Abendessen auch gehäutet werden müssen.
Ausserdem erscheint die Landbevölkerung in "Winters bone" vollständig kaputt, von Gewalt, Brutalität und Depression gekennzeichnet.
Natürlich darf der ultimative Inzest hier in der Beschreibung dieser einfachen Menschen nicht fehlen.
Hier sollte der Zuschauer in der Lage sein, die politische Korrektheit kritisch zu betrachet und auch die Allgemeingültigkeit anzuweifeln.
Als einzelne, individuelle Geschichte ist der Film allerdings sehr atmosphärisch dicht und spannend gelungen.
Auch die gute Kameraarbeit von Michael McDonaugh soll nicht unerwähnt bleiben, abgerundet wird dies noch durch die authentische Musik der Region.
Das Ende ist enorm dramatisch - auch die Darsteller waren stark, Jennifer Lawrence und John Hawkes spielen ihre Rolle sehr gut. Darüberhinaus gibt es jede Menge Charakterköpfe in den Nebenrollen, die mit ihren Gesichtern in Erinnerung bleiben.
So auch Dale Dickey als mürrische und verhermte Mareb, die neben einer Kettensäge zur Schlüsselfigur wird. Der Film erhielt 4 Oscarnominierungen. Eine davon ging an Jennifer Lawrence, die vielleicht die beste Rolle in ihrer Karriere spielt. Den Golden Globe konnte sie jedenfalls für ihre Rolle als 17jährige Ree Dolly gewinnen. Desweiteren gabs Nominierungen in den Kategorien Bester Film, bestes Drehbuch und bester Nebendarsteller (John Hawkes). In vielen Szenen hat "Winters Bone" echte Neo Noir Qualitäten.
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten.
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