Samstag, 20. Januar 2024

Banshun - Später Frühling


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Yasujiro Ozu

Erhoffte Hochzeit...

Yasujiro Ozus Film "Banshun" (internationaler Titel: Late Spring) entstand 1949 und gilt als einer der wichtigsten und besten Werke des japanischen Filmemachers, der bereits in der Stummfilmzeit tätig war. Er fing als Kamera- und Regieassistent an und galt später im eigenen Land bis zu seinem Tod als einer der führenden japanischen Regisseure. Im Ausland entdeckte man ihen erst spät. Nur ein einziger seiner Filme schaffte es in Deutschland zu einem Kinoeinsatz. Ozu war zunächst sehr stark von Charlie Chaplin und Buster Keaton beeinflusst, reduzierte aber sehr bald die komödiantischen Elemente aus seinen Filmen und wurde bald als der "japanischste" unter den Regisseuren Japans angesehen. Sein Stil ist erkennbar durch die äusserste Karkheit und Schlichtheit. Seine Vorliebe gilt Geschichten über den Alltag einfacher Menschen, das Zerbrechen familiärer und gesellschaftlicher Traditionen und die Auseinandersetzung des Individuums mit einer neuen Zeit. Seine Dramen sind nie spektakulär, sondern sie vermitteln Einsichten, Entwicklungen, Entschlüsse und Bewusstseinsveränderungen der Protagonisten. Er verzichtet auf gewagte Kameraschwenks oder Kamerafahrten, die Kamera bleibt sogar unbewegt und beobachtet die Figuren beinahe schon nebensächlich. Seine Einstellungen sind lang, er lässt sie behutsam und subtil ausklingen.
"Banshun" beginnt mit einer Teezeremonie. Professor Shukichi Somiya (Chishu Ryu), ein Witwer, hat nur ein Kind, eine 27-jährige unverheiratete Tochter, Noriko (Setsuko Hara), die sich um den Haushalt und die alltäglichen Bedürfnisse kümmert – Kochen, Putzen, Ausbessern, usw.  Auf einem Einkaufsbummel nach Tokio trifft Noriko einen Freund ihres Vaters, Professor Jo Onodera (Masao Mishima), der in Kyoto lebt. Noriko weiß, dass Onodera, der wie ihr Vater Witwer war, kürzlich wieder geheiratet hat, und sie sagt ihm, dass sie die bloße Idee seiner Wiederverheiratung abstoßend, sogar "schmutzig“ findet. Onodera und später ihr Vater necken sie, weil sie solche altmodischen Gedanken hat. Shukichis Schwester, Tante Masa (Haruko Sugimura), überzeugt ihn davon, dass es höchste Zeit ist, dass seine Tochter - nun bereits 27 Jahre alt - heiratet. Noriko ist mit dem Assistenten ihres Vaters, Hattori (Jun Usami), befreundet, und Tante Masa schlägt ihrem Bruder vor, Noriko zu fragen, ob sie an Hattori interessiert sein könnte. Als er das Thema jedoch anspricht, lacht Noriko: Hattori ist schon seit geraumer Zeit mit einer anderen jungen Frau verlobt, die Freundschaft der beiden jungen Leute ist also rein platonisch. Unerschrocken drängt Masa Noriko dazu, sich mit einem heiratsfähigen jungen Mann zu treffen, einem Absolventen der Universität Tokio namens Satake, der, wie Masa glaubt, eine starke Ähnlichkeit mit Gary Cooper hat. Noriko lehnt ab und erklärt, dass sie niemanden heiraten möchte, da dies ihren Vater allein und hilflos zurücklassen würde. Masa überrascht Noriko, indem sie behauptet, dass sie auch versucht, eine Verbindung zwischen Shukichi und Mrs. Miwa (Kuniko Miyake) zu arrangieren, einer attraktiven jungen Witwe, die Noriko kennt. Wenn Masa Erfolg hat, hätte Noriko keine Entschuldigung mehr nicht zu heiraten und könnte den geliebten Vater verlassen, um eine eigene Familie zu gründen. Bei einer Noh-Aufführung, an der Noriko und ihr Vater teilnehmen, begrüßt dieser Frau Miwa lächelnd, was Norikos Eifersucht auslöst. Als ihr Vater sie später zu einem Treffen mit Satake überreden will, erzählt er ihr, dass er vorhat, Frau Miwa zu heiraten. Am Boden zerstört beschließt Noriko widerwillig, den jungen Mann zu treffen und hat zu ihrer Überraschung einen sehr positiven Eindruck von ihm.....






In der Rolle von Norikos Freundin Aya ist die japanische Schauspielerin Vumeji Tsukioka zu sehen. Am Ende findet zwar eine Hochzeit statt, doch der Bräutigam ist nie zu sehen und das Gelingen der Festlichkeit ist deshalb machbar geworden, weil der Vater eine Lüge gebrauchte. Der Film plätschert und scheint aus der Zeit gefallen. Glück, das Bewusstsein über die Vergänglichkeit, Tradition, Einsamkeit - dies sind die Themen. In Japan wird diese Thematik als mono no aware" bezeichnet, die Traurigkeit über den Fluss der Dinge. Im Grunde eine sehr einfache Geschichte über eine vergangene Zeit, die noch gar nicht so lange zurückliegt und doch so krass unserer Lebensweise entgegen steht. Es passiert nicht viel, aber der Film wirkt interessanterweise magisch
"Banshun" wurde am 19. September 1949 veröffentlicht und fand in der japanischen Presse großen Beifall. Im folgenden Jahr wurde er mit dem prestigeträchtigen Kritikerpreis Kinema Junpo als beste japanische Produktion des Jahres 1949 ausgezeichnet. 1972 wurde der Film in den Vereinigten Staaten kommerziell veröffentlicht, wiederum mit sehr positiven Kritiken. Er wurde als das "perfekteste“ Werk des Regisseurs bezeichnet und erreichte in der Sight and Sound Umfrage über den besten Film aller Zeiten den 15. Rang. Ozus "Reise nach Tokyo" kam auf Platz 3 in dieser Umfrage





Bewertung: 10 von 10 Punkten

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