Regie: Pedro Almodovar
Auf der Suche nach der Vergangenheit...
Der 1999 entstandene "Alles über meine Mutter" (Originaltitel: Todo sobre mi madre) ist vermutlich der bekannteste Film des spanischen Regisseurs Pedro Almodovar. Bei einem Budget von ca. 4 Millionen Dollar spielte der Film ca. 70 Millionen ein. Außer in dem Titel sind auch in der Handlung dieses Kinowerkes Parallelen zu "Alles über Eva" von Joseph L. Mankiewicz und zu "Die erste Vorstellung" von John Cassavettes erkennen. Sicherlich wurde der spanische Kultregisseur auch von seinem Vorbild Douglas Sirk inspiriert, was sich in seinen Werken auch stets bei dem melodramatischen Inszenierungsaufbau sichtbar wird. Man weiß nicht, wo man sich positionieren soll, wenn man einen Film wie "Alles über meine Mutter" sieht, und das macht natürlich einen Teil des Reizes aus: Nimmt man ihn ernst, wie die Figuren, oder erkennt man die leuchtenden Farben und die auffällige Dekoration, die fröhlichen Hommagen an Tennessee Williams und betrachtet ihn als sogar als Parodie? Hier macht die Handlung Handstand in ihrem Eifer, Zufälle, Überraschungen und Melodrama zu nutzen und sie dem Zuschauer zu präsentieren. Doch die Figuren haben Gewicht und Realität, als hätte Almodóvar Mitleid mit ihnen gehabt – als hätte er erkannt, dass ihre Lage, obwohl sie lächerlich erscheinen mag, real genug ist, um zu verletzen. Der Ton von "Alles über meine Mutter“ ist von den offenherzigen Emotionen einer Seifenoper geprägt, aber er ist absolut aufrichtig und keineswegs affektiert. Dieser mitunter sehr emotionale Ton ist überwiegend düster und konfrontativ … die Darstellerleistungen sind brillant.Almodóvar verwebt in dieser ergreifenden Geschichte von Liebe, Verlust und Mitgefühl einen großartigen Wandteppich der Weiblichkeit mit einem liebevollen Augenzwinkern an Klassiker des Theaters und Kinos. Im Jahr 2018 belegte der Film Platz 32 in der BBC-Liste der 100 besten fremdsprachigen Filme. Manuela (Cecilia Roth) ist eine argentinische Krankenschwester, die im Ramón y Cajal Krankenhaus in Madrid Spenderorgantransplantationen betreut. Sie ist außerdem alleinerziehende Mutter von Esteban (Eloy Azorin), einem Teenager, der Schriftsteller werden möchte. An Estebans 17. Geburtstag wird er von einem Auto erfasst und getötet, als er seiner Lieblingsschauspielerin Huma Rojo (Marisa Paredes) nach einer Aufführung von "Endstation Sehnsucht“, in der Huma die Hauptfigur Blanche DuBois spielt, hinterherjagt, um ein Autogramm zu bekommen. Manuela lässt zu, dass das Herz ihres Sohnes einem Mann in A Coruña transplantiert wird. Nachdem sie den Empfänger gefunden hat, kündigt sie ihren Job und reist nach Barcelona, um Estebans Vater Lola (Toni Canto)zu suchen, eine Transgender-Frau, die Manuela vor ihrem Sohn geheim gehalten hatte, so wie sie Lola nie von dem Jungen erzählt hatte. In Barcelona trifft Manuela ihren alten Freund Agrado (Antonia San Juan) wieder, einen herzlichen und witzigen Transgender-Sexarbeiter. Sie freundet sich außerdem mit Huma sowie ihrer heroinabhängigen Co-Star und Geliebten Nina Cruz (Candela Pena) an, und mit der jungen HIV-positiven Nonne Rosa (Penelope Cruz), die in einem Heim für misshandelte Sexarbeiterinnen arbeitet und mit Lolas Kind schwanger ist. Manuelas Leben verflechtet sich mit ihrem: Sie pflegt Rosa während der Schwangerschaft, arbeitet als Humas persönliche Assistentin oder steht als Zweitbesetzung für Nina während einer ihrer Drogenkrisen auf der Bühne. Auf dem Weg ins Krankenhaus bittet Rosa das Taxi, an einem Park anzuhalten, wo sie den Hund ihres Vaters, Sapic, und dann ihren eigenen Vater (Fernando Fernan Gomze) sieht, der an Alzheimer leidet. Er erkennt Rosa nicht und fragt nach ihrem Alter und ihrer Größe, doch Sapic erkennt sie. Rosa stirbt bei der Geburt eines gesunden Jungen; bei ihrer Beerdigung sieht Manuela Lola endlich wieder. Lola (früher bekannt als Esteban) ist totkrank und wird auch bald an AIDS sterben... erzählt, wie sehr sie sich immer einen Sohn gewünscht hat. Manuela erzählt ihr von ihrem eigenen Sohn Esteban und seinem tödlichen Unfall. Manuela adoptiert Rosas Sohn Esteban und kümmert sich um ihn in Rosas Elternhaus. Der Vater versteht nicht, wer Manuela ist, und Rosas Mutter (Rosa Maria Sarda) stellt sie als die neue Köchin vor, die mit ihrem Sohn dort lebt. Manuela stellt Esteban, Rosas Sohn, Lola vor und gibt ihr ein Foto ihres eigenen Esteban. Rosas Mutter entdeckt sie auf der Straße und stellt Manuela zur Rede, weil sie Fremden das Baby zeigt. Manuela erzählt ihr, dass Lola Estebans anderer Elternteil ist, doch Rosas Mutter ist entsetzt und gibt Lola die Schuld an Rosas Tod und befürchtet, dass sie sich bei dem Baby mit HIV anstecken könnte. Da sie beschließt, nicht länger bei Rosa leben zu können, flieht Manuela mit Esteban zurück nach Madrid und schreibt einen Brief an Huma und Agrado, in dem sie sich erneut dafür entschuldigt, sich nicht wie Jahre zuvor verabschiedet zu haben. Zwei Jahre später kehrt Manuela mit Esteban, der gesund und AIDS-frei geblieben ist, nach Barcelona zurück. Auf einem AIDS-Kongress trifft sie Huma und Agrado, die inzwischen gemeinsam eine Bühnenshow veranstalten, und erzählt ihnen, dass sie zu Estebans Großeltern zurückkehrt. Als Manuela nach Nina fragt, verrät Agrado, dass Nina mit Huma Schluss gemacht hat, in ihre Stadt zurückgekehrt ist, geheiratet hat und nun selbst einen Sohn hat...
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