Sonntag, 18. Mai 2025

Sprich mit ihr


Regie: Pedro Almodovar

Zwei Frauen im Koma...

Für viele Filmkritiker ist das im Jahr 2002 entstandene Melodram "Sprich mit ihr" einer der besten Werke des spanischen Regisseurs Pedro Almodovar. Ein Film über die Suche nach Liebe und Geborgenheit, kühn verbunden aber auch mit der Einsamkeit und den Obsessionen der Seele. Es entstand eine doppelte Liebesgeschichte, die aber beide sehr ungewöhnlich sind - zwischen Leben und tod, Anziehung und Abstoßung, Noramlität und Tabu.  Nach dem Erfolg von "Alles über meine Mutter“ legte Almodóvar eine Pause vom Filmemachen ein, um sich auf seine Produktionsfirma El Deseo zu konzentrieren. Während dieser Pause hatte Almodóvar die Idee zu "Sprich mit ihr“, einem Film über zwei Männer, gespielt von Javier Cámara und Darío Grandinetti, die sich anfreunden, während sie sich um die komatöse Frau kümmern, die sie lieben, gespielt von Leonor Watling und Rosario Flores. Almodóvar verbindet Elemente des modernen Tanzes und des Stummfilms mit einer Erzählung, die Zufall und Schicksal umfasst. Im Film plant Almodóvar die Leben seiner Figuren, die durch unvorstellbares Pech zusammengeführt werden, hin zu einem unerwarteten Ende. "Sprich mit ihr“ kam im April 2002 in Spanien in die Kinos, War mit ca. 65  Millionen Dollar ein guter Kassenerfolg und  wurde von Kritikern gefeiert, ebenso vom Arthouse-Publikum, insbesondere in Amerika. Das einhellige Lob für "Sprich mit ihr“ brachte Almodóvar einen Oscar ein, diesmal für das beste Originaldrehbuch, und er wurde auch in der Kategorie "Beste Regie“ nominiert. Der Film gewann außerdem den César, den Golden Globe  Er gilt allgemein als einer der besten Filme des 21. Jahrhunderts und noch vor "Alles über meine Mutter" als Almodóvars Meisterwerk. Die Geschichte entfaltet sich in Rückblenden und erzählt Details zweier Beziehungen, die sich verflechten. Bei einer Aufführung von "Café Müller“, einem Tanztheaterstück von Pina Bausch, sitzen Benigno Martín (Javier Camara) und Marco Zuluaga (DArio Grandinetti) nebeneinander. Benigno bemerkt Tränen in Marcos Gesicht. Marco ist Journalist und Reiseschriftsteller und sieht ein Fernsehinterview mit Lydia González (Rosario Flores), einer berühmten Matadorin. Er findet einen Artikel über sie interessant und kontaktiert sie. Die Nachricht, dass sie sich von ihrem Freund "el Niño de Valencia“ (Adolfo Fernandez), einem anderen Matador, getrennt hat, war in allen Boulevardzeitungen zu finden. Als Marco gesteht, dass er Journalist ist und keine Ahnung vom Stierkampf hat, wird sie wütend und steigt abrupt vor ihrem Haus aus seinem Auto. Er fährt los, hält aber an, als er einen Schrei aus ihrem Haus hört. Lydia eilt hinaus: Marco geht hinein, um eine Schlange zu töten. Sie werden Freunde und später ein Liebespaar. Eines Tages sagt Lydia, sie habe nach dem Stierkampf am Nachmittag, bei dem sie aufgespießt wird und ins Koma fällt, etwas Wichtiges zu sagen. Marco bleibt im Krankenhaus an ihrer Seite und freundet sich mit Benigno an, der ihn aus dem Theater wiedererkennt. Ein Arzt sagt Marco, es gebe keinen Grund, Lydia weiterhin Hoffnung zu machen. Benigno ist besessen von Alicia Roncero (Leonor Watling), einer wunderschönen Tänzerin, die er beim Üben im Studio beobachtet, das er von der Wohnung aus einsehen kann, in der er mit seiner kranken Mutter lebt. Um sie zu pflegen, wurde er Krankenpfleger und Kosmetiker. Nach dem Tod seiner Mutter findet er den Mut, mit Alicia zu sprechen. Als sie ihr Gebäude betritt, bemerkt Benigno, dass sich dort auch die Praxis von Dr. Roncero (Roberto Alvarez), einem Psychiater, befindet. Um sich Zutritt zu Alicias Wohnung zu verschaffen, vereinbart Benigno einen Termin beim Arzt. Dort erzählt er von den Jahren, in denen er seine Mutter gepflegt hat, und sagt, er sei einsam und noch Jungfrau. In dieser Nacht wird Alicia von einem Auto angefahren und fällt ins Koma. Im Krankenhaus, wo Benigno sie pflegen soll, spricht er mit ihr, als wäre sie wach. Er sagt Marco, er solle mit Lydia sprechen, denn selbst im Koma würden Frauen die Probleme von Männern verstehen. Auf Dr. Ronceros Fragen antwortet Benigno, er sei schwul, vermutlich, um den Arzt an seiner intimen Betreuung von Alicia zu hindern. "El Niño de Valencia“, den Marco eines Tages in Lydias Zimmer trifft, erzählt Marco, dass er und Lydia sich versöhnt hätten, was sie Marco schon vor dem Vorfall erzählen wollte. Er sagt auch, er müsse sich jetzt um sie kümmern. Marco geht in Alicias Zimmer und öffnet ihr sein Herz. Als Benigno erscheint, erzählt er Marco, er habe immer gedacht, Marco und Lydia würden sich trennen. Eine Krankenschwester äußert sich besorgt darüber, dass Alicia seit zwei Monaten keine Periode mehr hatte und aufgedunsen wirkt. Auf dem Krankenhausparkplatz erzählt Benigno Marco von seinem Wunsch, Alicia zu heiraten. Das Krankenhauspersonal stellt fest, dass Alicia aufgrund einer Vergewaltigung schwanger ist. Weitere Untersuchungen ergeben, dass ihre ausbleibende Periode in ihrer Krankenakte nicht aufgeführt ist. Benigno gibt zu, die Krankenakte gefälscht zu haben. Ein anderer Pfleger berichtet, Benignos Gespräch mit Marco über seinen Heiratswunsch mit Alicia mitgehört zu haben. Ohne von Alicias Schwangerschaft zu wissen, reist Marco nach Jordanien, um ein Reisebuch zu schreiben. Monate später liest er in einer Zeitung, dass Lydia gestorben ist, ohne aus dem Koma zu erwachen. Als er im Krankenhaus anruft, um mit Benigno zu sprechen, teilt ihm eine Krankenschwester mit, dass er wegen Alicias Vergewaltigung im Gefängnis sitzt. Benigno bittet Marco, herauszufinden, was mit ihr passiert ist. Marco bleibt in Benignos Wohnung und sieht Alicia im Tanzstudio bei Reha-Übungen mit ihrer Lehrerin Katrina (Geraldine Chaplin). Er erfährt, dass Alicia eine Totgeburt hatte. Marco erhält eine Voicemail von Benigno, in der er sagt, er könne ohne Alicia nicht leben. Marco eilt zum Gefängnis, wo Benigno ihm einen Abschiedsbrief hinterlassen hat, er flüchtete aus der Situation, indem er eine Überdosis Tabletten nahm: Marco besucht sein Grab und erzählt ihm von der Totgeburt und Alicias Genesung. Der Film endet im Kinosaal, in dem er begonnen hat. Alicia und Katrina sitzen ein paar Reihen hinter Marco bei der Tanzvorführung. Marco dreht sich um und sieht eine lächelnde Alicia an. Der Film endet mit damit, dass ein Kennenlernen zwischen Marco und Alicia sehr wahrscheinlich ist....









Der Film über eine Männerfreundschaft und zwei Frauen im Koma ist subtil, selbst der sexuelle Missbrauch wird nicht spekulativ ausgeschlachtet- Almodovar ist eher an einer Porjektion auf das Unerreichbare interessiert. Es ist ein komplexer Film mit verschmelzenden Identitäten. Die gewagteste Szene ist eine surreale Stummfilmszene des fiktiven Films "Der schrumpfende Liebhaber", den Benigno sich ansah und der die Vergewaltigung durch  eine geschickte Parodie aufzeigt. Bei der Verleihung des Europäischen Filmpreises erhielt "Sprich mit ihr" in den Schlüsselkategorien Bester Film, Beste Regie und Bestes Drehbuch eine Auszeichnung. Ausserdem gab es zwei Publikumspreise.










Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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