Sonntag, 23. September 2018

Johnny zieht in den Krieg







































Regie: Dalton Trumbo

SOS...

Arme und Beine sind weg, der Kranke hat weder Kiefer, Nase noch funktionsfähige Augen.  Er ist blind, taub und stumm - nur sein Torso hat überlebt. Doch dieser halbe Körper auf dem Krankenbett ist bei völligem Bewusstsein.
Der behandelnde Arzt geht davon aus, dass die Verletzung der Hirnrinde zum völligen Verlust von Gefühl, Traum oder Gedanken geführt hat. In diesem Glauben, dass der Patient in keinster Weise mehr registrieren kann, was um ihn herum geschieht, entscheiden die Ärzte den jungen Soldaten für Experimente künstlich am Leben zu erhalten.
So liegt er in der dunklen Abstellkammer eines Lazaretts, doch Joe (Timothy Bottoms) lebt.
Er erinnert sich, gleichsam halluziniert er. Ein Unterschied zwischen den geistigen Bildern ist nur schwer möglich, um dies eínzordnen, muss sich Joe anstrengen.
Er erinnert sich an die letzte Nacht mit seiner Freundin Kareen (Kathy Fields), bevor er am nächsten Tag freiwillig in den Kriegsdienst eintritt. 
"Wenn dein Land dich braucht, musst du gehen" - ist seine patriotische Devise, er lässt sich auch von den Tränen der Freundin am Bahnhof nicht umstimmen.
Der 1. Weltkrieg tobt im fernen Europa und Joe ist dabei. Dort wird er auch schon nach kurzer Zeit beim Verlassen des Schützengrabens durch eine explodierende Granate schwer verwundet.
Immer wieder werden diese Träume durch Bewegungen im Krankenzimmer unterbrochen, dann verfolgen ihn Horrorvisionen von nagenden Ratten, aber auch Jesus Christus (Donald Sutherland) erscheint ihm in seinen Gedanken. Auch Vater (Jason Robards) und Mutter (Marsha Hunt) ziehen an seinem geistigen Auge vorbei, er beginnt mit der Zeit die Tage zu zählen. Eine besonders empathische Krankenschwester (Diane Varsi) nimmt sogar Kontakt mit ihm auf, indem sie mit dem Finger Buchstaben auf seine Brust schreibt. So wird dem Patienten seine auswegslose und erschreckende Situation immer mehr bewusst...




Dalton Trumbos Film enstand 1971, der Romanautor verfilmte damit sein eigenes Buch, dass 1939 erschien.
Dalton Trumbo verbrachte während der McCarthy Ära 11 Monate im Gefängnis und wurde auf eine schwarze Liste gesetzt, so dass er jahrelang unter Pseudonymen arbeiten musste. Zwei seiner so entstanden Werke wurden mit einem Oscar ausgezeichnet, seine Urheberschaft allerdings erst wesentlich später offiziell bestätigt.
Der Antikriegsfilm "Johnny zieht in den Krieg" wurde 1971 auf Intervention von Jean Renoir, Luis Buñuel und Otto Preminger ins offizielle Programm von Cannes aufgenommen und erhielt dort den Großen Preis der Jury.
Die Eindrücke des verletzten Soldaten wirken dabei wie Meditationen über das Leben und unterstreichen den entsetzlichen und überaus erschütternden Protest gegen den Krieg.
Etwa zeitgleich mit "Johnny zieht in den Krieg" entstanden weitere Antikriegsfilmklassiker wie "Mash" von Robert Altman oder "Catch 22" von Mike Nichols, die ebenfalls die Sinnlosigkeit des Krieges zum Thema haben. Allerdings sind diese beiden Filme wesentlich sarkastischer und satirischer konzipiert als Trumbos Film, der vor allem durch seine Menschlichkeit tief bewegend ist und ohne Ausweg erscheint.
So stirbt am Ende auch der letzte Funken Hoffnung. Ein starker, aber sehr niederschmetternder Film.




Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Der Besessene







































Regie: Marlon Brando

Rios Rache...

Der 2004 verstorbene Marlon Brando gilt als einer der größten Charakterdarsteller und Filmstars des 20. Jahrhunderts. Unsterblich sind seine Rollen in Filmen wie "Endstation Sehnsucht", "Die Faust im Nacken", "Der Pate" und "Apocalypse Now" - weniger bekannt dagegen ist seine einzige Regiearbeit in "Der Besessene". Dieser packende Western entstand 1961, heißt im Original "One Eyes Jack" und darf dennoch zu den ganz großen klassischen Western gezählt werden und man merkt, dass Brando sehr stark daran interessiert war an einer guten Figurenzeichnung. Darüberhinaus dürfte "Der Besessene" einer der besten Genrebeiträge zum Thema Doppelmoral, Ambivalenz und Betrug sein.
Maßgeblich am Gelingen des Films war auch der Kameramann Charles Lang verantwortlich, der an vielen anderen Hollywoodklassikern wie "Peter Ibbetson", "Schiffbruch der Seelen", "Der unheimliche Gast", "Heißes Eisen", "Zwei rechnen ab", "Der letzte Zug von Gun Hill" oder "Charade" beteiligt war - er hat die Geschichte in wunderschöne Bilder verpackt. Marlon Brando war als Regisseur sehr ambitioniert und engagiert. Er ließ sich sehr lange Zeit zum Drehen und bald hatten seine ängstlichen Finanziers Sorge, dass das Budget gesprengt werden könnte. Insgesamt dauerten die Dreharbeiten 6 Monate und eine 4 1/2 Stunden-Version sollte ins Kino kommen, wenn es nach dem Willen des Machers gegangen wäre. Doch man entschied fast 2 Stunden zu kürzen, am Ende wäre es beinahe so weit gekommen, dass sich Brando vom eigenen Film distanziert hätte. Obwohl er passable 4,3 Millionen Dollar in den USA einspielen konnte, waren die Kosten am Ende doch höher und so wurde "Der Besessene" zum Mißerfolg abgestempelt. Das mag in finanzieller Hinsicht vielleicht so gewesen sein, auf den künstlerischen Aspekt trifft aber dies überhaupt nicht zu.
Interessanterweise sind die meisten Figuren in Brandos Film überhaupt keine Sympathieträger und die Hauptfigur, die von Brando selbst verkörpert wird, ist ein Schurke, ein Lügner und hat nur einen Gedanken im Kopf: Sich zu rächen. Er spielt den Rio, den man auch "The Kid" nennt.
Sein Hass gilt seinem früheren besten Freund und Mentor Dad Longworth (Karl Malden), der mit ihm gemeinsam und einem dritten Mann namens Doc eine Bank in Sonora, Mexiko ausraubten. Doch die berittene Polizei verfolgt die Männer und kann Doc in einer Cantina erschießen. Rio und Dad Longworth gelingt zuerst die Flucht - doch auf einem hohen Bergkamm werden sie in die Enge getrieben. Da sie nur noch ein Pferd haben, soll einer möglichst rasch mit zwei neuen Pferden kommt, damit die Flucht doch noch gelingt. Die Wahl fällt auf Longworth, der aber nach einem kurzen Ritt beschließt alleine zu flüchten und seinen Freund alleine auf dem Berg zu lassen. Der wird gefasst und sitzt 5 Jahre in einem menschenunwürdigen Gefängnis ab, bevor ihm die Flucht gelingt. Angetrieben vom Hass hat er nur ein Ziel: Dad Longworth ausfindig zu machen und sich zu rächen. Diese ist inzwischen in Monterey Sheriff geworden - hat also die Seiten gewechselt und ist verheiratet mit der Mexikanerin Maria (Katy Jurado), auch deren Tochter Louisa (Pina Pellicier) nennt Longworth inzwischen "Dad".
Er kommt mit seinen neuen Kumpanen Chico Modesto (Larry Duran) und Bob Emory (Ben Johnson) nach Monterey und besucht dort den alten Freund, ohne jedoch zu erzählen, dass er wegen seines damaligen Verrats 5 Jahre im Knast saß. Dad Longworth ist zwar auch etwas irritiert, dass Rio anscheinend keine Rachegedanken hegt und auch nicht nach dem Geld fragt, mit dem Dad damals fliehen konnte. Es sieht beinahe so aus als wäre zwischen den beiden Freunden nie etwas gewesen - Rio wird sogar eingeladen noch einen Tag länger zu bleiben, denn zufällig feiert die Stadt ein Fest und Rio und Dads Stieftochter Louise kommen sich näher. Die beiden übernachten am Strand - am Morgen danach gesteht Rio dem Mädchen seine Lügen der Nacht und sie kehrt erst sehr früh am Morgen heim. Von Deputy Lon (Slim Pickens) erfährt Longworth von dieser Liason. Nun bricht die verborgene Feindschaft zwischen beiden Männern auf und Longworth lässt Rio auspeitschen und zerschlägt auch dessen Hand mit dem Gewehrkolben. Danach wird er aus der Stadt gejagt. Doch dies ist noch lange nicht das Ende...




In dem Film beschäftigt sich Brando mit komplexen Familien- und Beziehungsangelegenheiten. Psychologisch orientiert sich die Geschichte an den Ödipus-Konflikten und auch verdrängte Homosexualität kommt als weiterer interessanter Aspekt hinzu. Nicht nur als Regisseur, sondern auch als Darsteller der Hauptrolle macht Brando eine überzeugende Figur. Kein Wunder, wenn er seinen alten Kumpel Karl Malden als Kontrahent engagiert hat. Der liefert wie gewohnt eine hervorragende Performance ab. Auch Neuling Pina Pellicier, die im Grunde die einzig "gute" Haupt-Figur des Films ist, hat viele richtig gute Szenen. Die Szene am Strand, die ungefähr 10 Minuten dauert, ist vielleicht sogar die beste Szene dieses Westerns, den ich zu den ganz großen Meisterwerken dieser Sparte zählen und der immer noch irgendwie ein Schattendasein führt. Leider.





Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Westlich St. Louis







































Regie: John Ford

Wagenführer...

"Westlich St. Louis" (Original: Wagonmaster) ist vielleicht John Fords persönlichster Film überhaupt. Ein Film ohne seine üblichen Hauptdarsteller wie die Kinohelden John Ford oder Henry Fonda. Dafür aber mit vielen Schauspielern, die Ford immer wieder gerne für seine Filme verpflichtete: Ward Bond, Harry Carey Jr. oder Ben Johnson, der nie zum großen Filmstar aufstieg, aber in Herbst seines Lebens für die großartige Darstellung in Bogdanovichs "Die letzte Vorstellung" als ehemaliger Cowboy und Kinobetreiber Sam the Lion einen sowas von verdienten Oscar als bester Nebendarsteller im Jahr 1972 gewann und in ein paar Monate später in Richard Brooks Spätwestern "700 Meilen westwärts" diese unvergessliche Sterbeszene als namenloser Cowboy hatte, bei der Gene Hackman den Satz sagt "Ich wusste nicht mal, wie er heißt".
Seine Figur Travis Blue, ein junger Cowboy, der mit seinem Freund, Pferde verkauft könnte so ein namenloser Cowboy sein, der als Emmigrant einer dieser vielen Menschen war, die den Westen eroberten, die aber sehr schnell in Vergessenheit gerieten, weil es eine Kollektivaufgabe war und viele bei der Zivilisierung des Wilden Westens ihr Leben ließen.
Ford zeigt seine Figuren zwar immer wieder in vielsagenden Close-ups, dennoch ist das Land der Hauptdarsteller und die Reise einer Planwagenkarawane in den Wilden Westen wirkt immer etwas untergeordnet angesichts dieser majestätischen Landschaft und Natur, die nur mit eisenharter Stärke bezwungen werden kann. Wie die meisten großen Western ist "Wagonmaster" natürlich im Monument Valley in Arizona gedreht worden. Seine Bilder sind bestimmt vom Dualismus Natur-Mensch und die Felsen am Himmel oder die Flüsse, die durchquert werden, hätten ein gewisses Eigenleben, es wirkt als könnten sie sehen und denken. Kameramann Ben Lawrence Glennon zeigt dem Zuschauer die Landschaft in der Totalen. Ein winzig wirkende Wagenkarawane zieht neben diesen hochgetürmten, erhabenen Felsen in Richtung Zielort. Seine Geschichte bringt so den Mythos hervor, der hinter der harten Reise steckt. Diese harte Realität, die Ford zeigt, macht den Westernmythos erst richtig glaubwürdig.
"Westlich von St. Louis" mag nicht so bekannt sein wie andere Ford-Klassiker, es ist aber definitiv einer sehr besten und schönsten Filme. Die Laufzeit mit 86 Minuten ist knackig kurz und trotzdem hat er hier ein feines Epos geschaffen.
Am Anfang des Films steht ein Banküberfall der Bande von Onkel Shilo Clegg (Charles Kemper), die aus ihm und seinen missratenen Söhnen (u.a. Hank Worden, James Arness) besteht. Mit der Schlußszene knöpft Ford wieder an die Brutalität dieser Banditen an, die irgendwann im Lauf der Handlung zu diesem Wagentreck stoßen.
Eine Gruppe von Mormonen, die von dem ruppigen Ältesten Elder Wiggs (Ward Bond) angeführt wird, hat vor den gefährlichen Weg durch den Westen zum Colorado River zu durchqueren. Ihr Ziel ist Utah, immerhin kann Wiggs die beiden jungen Pferdehändler Travis (Ben Johnson) und Sandy (Harry Carey jr,) als Wagenführer verpflichten. Unterwegs trifft der kleine Treck auf den Planwagen des Komödianten Dr. Hall (Allan Mowbray), der mit den Schauspielerinnen Miss Fleuretty (Ruth Glifford) und Miss Denver (Joane Dru) unterwegs war, als ihnen das Wasser ausging. Rettung in letzter Sekunde...die Komödianten sind ebenso wie die Mormonen in den aufstrebenden Städten des Wilden Westens nicht besonders willkommen. Daher schließen sich die Aussenseiter anderen Aussenseitern an und mit den Shilo Banidten kommt noch eine weitere Aussenseitergruppe hinzu. Zu guter Letzt treffen sie auch auf Navajo Indianer, die keine guten Erfahrungen mit dem weißen Mann gemacht haben, aber sich dann doch den Menschen des Trecks friedlich einigen, weil sie sich mit den Mormonen solidarisch zeigen wollen. Bei einer gemeinsamen Feier am Abend kommt es aber zu einer unschönen Begebenheit, denn einer von Shilos Söhnen wollte eine Indianerin (Movita Castaneta) vergewaltigen...





Ford beweist sich einmal mehr als großartiger Chronist amerikanischer Geschichte und setzt hier den einfachen Menschen sowie den Außenseitern dieser Zeit ein sehr schönes Denkmal. Ein bisschen erinnert die Romanze von Dallas und Denver an die Lovestory in "Ringo" - auch dort verliebt sich der Cowboy John Wayne in Dallas, gespielt von Claire Trevor,  eine Frau mit nicht gerade bestem Ruf. Dernnoch sind die beiden Meisterwerke grundverschieden. "Ringo" ist in seiner Dramaturgie stark an die Hauptfigur gebunden und daher ist die Handlung auch spannenden Höhepunkten unterworfen. "Westlich St. Louis" kommt ohne diese übliche Dramaturgie aus und die vielen Figuren werden ebenbürtig feinfühlig skizziert.




Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

Montag, 10. September 2018

Brücke der Vergeltung

Regie: Ken Annakin

Die zwei Gesichter eines Mannes...

Während der britische Großindustrielle Carl Schaffner (Rod Steiger) in New York ein großes Geschäft abwickeln will, durchsucht Scotland Yard überraschend seine Büro in London. Dort werden Geheimpapiere entdeckt, die beweisen, dass der Finanzier 3 Millionen Pfund unterschlagen hat.
Ein Drittel davon befindet sich bereits auf einem Konto in Mexico City. Dies veranlasst Schaffner dazu von New York aus heimlich in das für ihn sichere Mexiko unterzutauchen, da er von dort nicht ins Vereinigte Königreich ausgeliefert werden kann.
Doch zuerst muss er die mexikanische Grenze überqueren und dies ist nicht einfach.
Er wählt die Fahrt mit dem Zug. Dort lernt er den mexikanischen Staatsbürger Paul Scarff (Bill Nagy) kennen, der gemeinsam mit seinem treuen Hund Dolores nach Hause zu seiner Frau (Ingeborg von Kusserow) fährt, die in der Grenzstadt Catrina wohnt.
Da ihm Scarff etwas ähnlich sieht entwickelt der skrupellose Schaffner einen teuflischen Plan. Er lädt den anderen Mann zum Alkoholtrinken ein und mischt ihm ein Schlafmittel in den Drink. Dann wirft er den ausser Gefecht gesetzten Scarff während der Fahrt aus dem Zug.
Er selbst nimmt die Identität des Anderen an.
Kurz vor Mexico verlässt er den Zug, hat von jetzt an einen neuen Pass und dazu ein Hund, der ihn zuerst mal anknurrt.
Schaffner macht sich zuerst mit dem Auto auf den Weg zur nahegelegenen mexikanischen Grenze, doch durch Zufall entdeckt er unterwegs, dass Scarff wegen der Ermordung eines Gouverneurs in Mexiko von der Polizei gesucht wird. Daher beschließt er in einem Motel zu übernachten, dass Johnny (David Knight) und Mary (Marla Landi) gehört. Dort kreuzt sich sein Weg erneut mit dem schwerverletzten Scarff...



Ken Annakin drehte "Die Brücke der Vergeltung" 1957 nach einem Roman von Graham Greene. Alles dreht sich um die scheinbar nicht zu menschlichen Gefühlen fähige Person des skrupellosen Finanzmagnaten Schaffner, der von Rod Steiger beängstigend gut dargestellt wird.
Erst sehr spät ist er tatsächlich zu einer menschlichen Gefühlsregung fähig und genau diese treibt ihn auf die gefährliche Grenzbrücke zwischen beiden Staaten, wo Scotland Yard zuschlagen will.



Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Die Nacht vor der Hochzeit







































Regie: George Cukor

Hochzeit in Philadelphia...

1934 bekam Regisseur George Cukor für "Vier Schwestern" seine erste Oscarnominierung. Er musste aber vier weitere Anläufe nehmen, bis er 1965 den begehrten Filmpreis für "My fair Lady" endlich gewinnen konnte. Im Laufe seiner langen aktiven Filmkarriere schuf er Klassiker wie "Das Haus der Lady Alquist", "Ein Doppelleben", "Die Frauen", "Ehekrieg" oder "Die Frau mit den zwei Gesichtern" - vor allem im Genre der Screwball-Comedy feierte er mit Filmen wie "Dinner um Acht" (1933), " Die Schwester der Braut" (1938) und vor allem mit "Die Nacht vor der Hochzeit" riesige Erfolge. Der Film heißt im Original "Philadelphia Story" und spielt in dieser Stadt, wo damals noch der Hochsitz des alten Geldes war. Insgesamt brachte es der Film auf 6 Oscarnominierungen (Producer Joseph L. Manciewicz, Regisseur Cukor, Drehbuchautor Donald Ogden Stewart, Hauptdarstellerin katherine Hepburn, Nebendarstellerin Ruth Hussey und Hauptdarsteller James Stewart, der - neben dem Autor - auch den Preis gewinnen konnte.
Wobei James Stewarts Preis von vielen als Kompensation und Wiedergutmachung für das Vorjahr angesehen wird, wo Stewart in "Mr. Smith geht nach Washington" gegen Robert Donat unterlag. Eine damals gängige Praxis, wenn eine hervorragende Darstellerleistung nicht zum Sieg führte. Sie wurde in der gleichen Oscarnacht mit Joan Fontaine fortgesetzt, die den Preis für "Rebecca" schon so gut wie sicher in der Tasche hatte und dann doch gegen Ginger Rogers für "Kitty Foyle" unterlag. Im Jahr darauf kam dann Fontaine zum Zug für den etwas schwächeren Rebecca-Nachfolger "Verdacht".
Jedenfalls wurde "Die Nacht vor der Hochzeit" zu einem unverwüstlichen Klassiker, der in seiner Zeit ein riesiger Kassenerfolg war und damals über 3 Millionen Dollar einspielte, was ihm einen 5. Platz in den US-Kinojahrescharts einbrachte.
Der Film spielt bei den oberen Zehntausend von Philadelphia. In der ersten Szene sieht man einen Mann, der sehr schnell sein Zuhause verlässt. Es handelt sich um C.K. Dexter Haven (Cary Grant), der es bei seiner Ehefrau Tracy (Katherine Hepburn) nicht mehr aushält. Die perfekte Tracy konnte ihrem Mann die Schwäche fürs Trinken nicht verzeihen. Sie ist überzeugt von ihrer rigiden moralischen Haltung. Dieses Eheaus liegt schon ein paar Monate zurück. Nun steht die 2. Hochzeit von Tracy Lord bevor. Bräutigam soll der gesellschaftliche Aufsteiger George Kittridge (John Howard) werden. Doch die Familie Lord hat auch Probleme. Seth Lord (John Hallyday), Tracys Vater, hat eine Afffäre mit einem jungen Showgirl. Die Ehefrau (Mary Nash) hätte diese Liason wohl geduldet, doch Tracy trieb den Vater aus dem Haus. Sehr zum Leidwesen von Tracys kleinerer Schwester, der vorlauten und verzogenen Dinah (Virginia Weidler), die auch die Hochzeitspläne von Tracy nicht gut findet, da sie Dexter viel lieber hatte. Dexter taucht an diesem Tag tatsächlich auch auf, denn er wurde von einem skrupellosen Chefredakteur erpresst und muss nun zwei Zeitungsreporter Mike Connor (James Stewart) und Liz Imbrie (Ruth Hussey) als vermeintliche Freunde von Tracys abwesendem Bruder in die exklusive Villa der Lords einschleusen, damit die über dieses gesellschaftliche Ereignis hautnah berichten können. Ansonsten würde man die schmutzige Story über Tracys Vater veröffentlichen. Zuerst ist Tracy von der Anwesenheit Dexters nicht erbaut, aber dieser Tag hat so seine eigene Dynamik, Am Abend vor der Hochzeit findet ein großer Ball statt und Tracy trinkt entgegen ihrer Angewohnheiten Alkohol. Dexter entdeckt, dass er seine Exfrau immer noch liebt und auch Reporter Mike findet Tracy attraktiv. Am anderen Morgen liegen sich drei Rivalen in den Haaren...


Seit dem Howard Hawks Klassiker "Leoparden küsst man nicht", der bei seinem Erscheinen kein großer Kinoerfolg war, galt Katherine Hepburn als Kassengift. Erst mit dieser Screwball Comedyy konnte sie einen Riesenerfolg verbuchen. Hepburn spielt die Tracy Lord bereits am Broadway und mit der Idee zu einem Film kam sie nach Hollywood zurück. George Cukor war der ideale Regisseur für diesen Stoff, denn der "Frauenregisseur" war sehr mit dem Theater verhaftet und häufig hatten seine Filme diesen Touch von Bühnenaufführungen. Kein Wuner, denn fast alle seine Stoffe basieren auf Bühnenstücke. "Die Nacht vor der Hochzeit" ist eine Komödie, die in den feinsten Kreisen spielt. Sie hat auch ernstere Momente, etwa dann, wenn Tracy irgendwann im Lauf der Handlung in ihr eigenes Spiegelbild schaut und eine tiefe Wahrheit über sich entdeckt. Am Ende wird die reiche Widerspenstige, dann auch gezähmt -  oder besser bestraft, erzogen und belohnt.


Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.