Regie: John Ford
Wagenführer...
"Westlich St. Louis" (Original: Wagonmaster) ist vielleicht John Fords persönlichster Film überhaupt. Ein Film ohne seine üblichen Hauptdarsteller wie die Kinohelden John Ford oder Henry Fonda. Dafür aber mit vielen Schauspielern, die Ford immer wieder gerne für seine Filme verpflichtete: Ward Bond, Harry Carey Jr. oder Ben Johnson, der nie zum großen Filmstar aufstieg, aber in Herbst seines Lebens für die großartige Darstellung in Bogdanovichs "Die letzte Vorstellung" als ehemaliger Cowboy und Kinobetreiber Sam the Lion einen sowas von verdienten Oscar als bester Nebendarsteller im Jahr 1972 gewann und in ein paar Monate später in Richard Brooks Spätwestern "700 Meilen westwärts" diese unvergessliche Sterbeszene als namenloser Cowboy hatte, bei der Gene Hackman den Satz sagt "Ich wusste nicht mal, wie er heißt".
Seine Figur Travis Blue, ein junger Cowboy, der mit seinem Freund,
Pferde verkauft könnte so ein namenloser Cowboy sein, der als Emmigrant
einer dieser vielen Menschen war, die den Westen eroberten, die aber
sehr schnell in Vergessenheit gerieten, weil es eine Kollektivaufgabe
war und viele bei der Zivilisierung des Wilden Westens ihr Leben ließen.
Ford zeigt seine Figuren zwar immer wieder in vielsagenden
Close-ups, dennoch ist das Land der Hauptdarsteller und die Reise einer
Planwagenkarawane in den Wilden Westen wirkt immer etwas untergeordnet
angesichts dieser majestätischen Landschaft und Natur, die nur mit
eisenharter Stärke bezwungen werden kann. Wie die meisten großen Western
ist "Wagonmaster" natürlich im Monument Valley in Arizona gedreht
worden. Seine Bilder sind bestimmt vom Dualismus Natur-Mensch und die
Felsen am Himmel oder die Flüsse, die durchquert werden, hätten ein
gewisses Eigenleben, es wirkt als könnten sie sehen und denken.
Kameramann Ben Lawrence Glennon zeigt dem Zuschauer die Landschaft in
der Totalen. Ein winzig wirkende Wagenkarawane zieht neben diesen
hochgetürmten, erhabenen Felsen in Richtung Zielort. Seine Geschichte
bringt so den Mythos hervor, der hinter der harten Reise steckt. Diese
harte Realität, die Ford zeigt, macht den Westernmythos erst richtig
glaubwürdig.
"Westlich von St. Louis" mag nicht so bekannt sein wie andere
Ford-Klassiker, es ist aber definitiv einer sehr besten und schönsten
Filme. Die Laufzeit mit 86 Minuten ist knackig kurz und trotzdem hat er
hier ein feines Epos geschaffen.
Am Anfang des Films steht ein Banküberfall der Bande von Onkel
Shilo Clegg (Charles Kemper), die aus ihm und seinen missratenen Söhnen
(u.a. Hank Worden, James Arness) besteht. Mit der Schlußszene knöpft
Ford wieder an die Brutalität dieser Banditen an, die irgendwann im Lauf
der Handlung zu diesem Wagentreck stoßen.
Eine Gruppe von Mormonen, die von dem ruppigen Ältesten Elder Wiggs
(Ward Bond) angeführt wird, hat vor den gefährlichen Weg durch den
Westen zum Colorado River zu durchqueren. Ihr Ziel ist Utah, immerhin
kann Wiggs die beiden jungen Pferdehändler Travis (Ben Johnson) und
Sandy (Harry Carey jr,) als Wagenführer verpflichten. Unterwegs trifft
der kleine Treck auf den Planwagen des Komödianten Dr. Hall (Allan
Mowbray), der mit den Schauspielerinnen Miss Fleuretty (Ruth Glifford)
und Miss Denver (Joane Dru) unterwegs war, als ihnen das Wasser ausging.
Rettung in letzter Sekunde...die Komödianten sind ebenso wie die
Mormonen in den aufstrebenden Städten des Wilden Westens nicht besonders
willkommen. Daher schließen sich die Aussenseiter anderen Aussenseitern
an und mit den Shilo Banidten kommt noch eine weitere
Aussenseitergruppe hinzu. Zu guter Letzt treffen sie auch auf Navajo
Indianer, die keine guten Erfahrungen mit dem weißen Mann gemacht haben,
aber sich dann doch den Menschen des Trecks friedlich einigen, weil sie
sich mit den Mormonen solidarisch zeigen wollen. Bei einer gemeinsamen
Feier am Abend kommt es aber zu einer unschönen Begebenheit, denn einer
von Shilos Söhnen wollte eine Indianerin (Movita Castaneta)
vergewaltigen...
Ford beweist sich einmal mehr als großartiger Chronist
amerikanischer Geschichte und setzt hier den einfachen Menschen sowie
den Außenseitern dieser Zeit ein sehr schönes Denkmal. Ein bisschen
erinnert die Romanze von Dallas und Denver an die Lovestory in "Ringo" -
auch dort verliebt sich der Cowboy John Wayne in Dallas, gespielt von
Claire Trevor, eine Frau mit nicht gerade bestem Ruf. Dernnoch sind die
beiden Meisterwerke grundverschieden. "Ringo" ist in seiner Dramaturgie
stark an die Hauptfigur gebunden und daher ist die Handlung auch
spannenden Höhepunkten unterworfen. "Westlich St. Louis" kommt ohne
diese übliche Dramaturgie aus und die vielen Figuren werden ebenbürtig
feinfühlig skizziert.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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