Montag, 10. September 2018

Die Nacht vor der Hochzeit







































Regie: George Cukor

Hochzeit in Philadelphia...

1934 bekam Regisseur George Cukor für "Vier Schwestern" seine erste Oscarnominierung. Er musste aber vier weitere Anläufe nehmen, bis er 1965 den begehrten Filmpreis für "My fair Lady" endlich gewinnen konnte. Im Laufe seiner langen aktiven Filmkarriere schuf er Klassiker wie "Das Haus der Lady Alquist", "Ein Doppelleben", "Die Frauen", "Ehekrieg" oder "Die Frau mit den zwei Gesichtern" - vor allem im Genre der Screwball-Comedy feierte er mit Filmen wie "Dinner um Acht" (1933), " Die Schwester der Braut" (1938) und vor allem mit "Die Nacht vor der Hochzeit" riesige Erfolge. Der Film heißt im Original "Philadelphia Story" und spielt in dieser Stadt, wo damals noch der Hochsitz des alten Geldes war. Insgesamt brachte es der Film auf 6 Oscarnominierungen (Producer Joseph L. Manciewicz, Regisseur Cukor, Drehbuchautor Donald Ogden Stewart, Hauptdarstellerin katherine Hepburn, Nebendarstellerin Ruth Hussey und Hauptdarsteller James Stewart, der - neben dem Autor - auch den Preis gewinnen konnte.
Wobei James Stewarts Preis von vielen als Kompensation und Wiedergutmachung für das Vorjahr angesehen wird, wo Stewart in "Mr. Smith geht nach Washington" gegen Robert Donat unterlag. Eine damals gängige Praxis, wenn eine hervorragende Darstellerleistung nicht zum Sieg führte. Sie wurde in der gleichen Oscarnacht mit Joan Fontaine fortgesetzt, die den Preis für "Rebecca" schon so gut wie sicher in der Tasche hatte und dann doch gegen Ginger Rogers für "Kitty Foyle" unterlag. Im Jahr darauf kam dann Fontaine zum Zug für den etwas schwächeren Rebecca-Nachfolger "Verdacht".
Jedenfalls wurde "Die Nacht vor der Hochzeit" zu einem unverwüstlichen Klassiker, der in seiner Zeit ein riesiger Kassenerfolg war und damals über 3 Millionen Dollar einspielte, was ihm einen 5. Platz in den US-Kinojahrescharts einbrachte.
Der Film spielt bei den oberen Zehntausend von Philadelphia. In der ersten Szene sieht man einen Mann, der sehr schnell sein Zuhause verlässt. Es handelt sich um C.K. Dexter Haven (Cary Grant), der es bei seiner Ehefrau Tracy (Katherine Hepburn) nicht mehr aushält. Die perfekte Tracy konnte ihrem Mann die Schwäche fürs Trinken nicht verzeihen. Sie ist überzeugt von ihrer rigiden moralischen Haltung. Dieses Eheaus liegt schon ein paar Monate zurück. Nun steht die 2. Hochzeit von Tracy Lord bevor. Bräutigam soll der gesellschaftliche Aufsteiger George Kittridge (John Howard) werden. Doch die Familie Lord hat auch Probleme. Seth Lord (John Hallyday), Tracys Vater, hat eine Afffäre mit einem jungen Showgirl. Die Ehefrau (Mary Nash) hätte diese Liason wohl geduldet, doch Tracy trieb den Vater aus dem Haus. Sehr zum Leidwesen von Tracys kleinerer Schwester, der vorlauten und verzogenen Dinah (Virginia Weidler), die auch die Hochzeitspläne von Tracy nicht gut findet, da sie Dexter viel lieber hatte. Dexter taucht an diesem Tag tatsächlich auch auf, denn er wurde von einem skrupellosen Chefredakteur erpresst und muss nun zwei Zeitungsreporter Mike Connor (James Stewart) und Liz Imbrie (Ruth Hussey) als vermeintliche Freunde von Tracys abwesendem Bruder in die exklusive Villa der Lords einschleusen, damit die über dieses gesellschaftliche Ereignis hautnah berichten können. Ansonsten würde man die schmutzige Story über Tracys Vater veröffentlichen. Zuerst ist Tracy von der Anwesenheit Dexters nicht erbaut, aber dieser Tag hat so seine eigene Dynamik, Am Abend vor der Hochzeit findet ein großer Ball statt und Tracy trinkt entgegen ihrer Angewohnheiten Alkohol. Dexter entdeckt, dass er seine Exfrau immer noch liebt und auch Reporter Mike findet Tracy attraktiv. Am anderen Morgen liegen sich drei Rivalen in den Haaren...


Seit dem Howard Hawks Klassiker "Leoparden küsst man nicht", der bei seinem Erscheinen kein großer Kinoerfolg war, galt Katherine Hepburn als Kassengift. Erst mit dieser Screwball Comedyy konnte sie einen Riesenerfolg verbuchen. Hepburn spielt die Tracy Lord bereits am Broadway und mit der Idee zu einem Film kam sie nach Hollywood zurück. George Cukor war der ideale Regisseur für diesen Stoff, denn der "Frauenregisseur" war sehr mit dem Theater verhaftet und häufig hatten seine Filme diesen Touch von Bühnenaufführungen. Kein Wuner, denn fast alle seine Stoffe basieren auf Bühnenstücke. "Die Nacht vor der Hochzeit" ist eine Komödie, die in den feinsten Kreisen spielt. Sie hat auch ernstere Momente, etwa dann, wenn Tracy irgendwann im Lauf der Handlung in ihr eigenes Spiegelbild schaut und eine tiefe Wahrheit über sich entdeckt. Am Ende wird die reiche Widerspenstige, dann auch gezähmt -  oder besser bestraft, erzogen und belohnt.


Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

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