Freitag, 7. September 2018

Vor verschlossenen Türen







































Regie: Nicholas Ray

Auf der schiefen Bahn...

Andrew Morton (Humphrey Bogart) ist ein erfolgreicher Amerikaner mittleren Alters und als Anwalt einer berühmten Kanzlei steht er kurz bevor von seinen Vorgesetzten zum gleichberechtigten Partner aufzusteigen.
Doch das Leben hat es mit Morton nicht immer gut gemeint. Er wuchs in den Slums auf und ist somit einer der wenigen dort, die es geschafft haben einem Leben aus Armut, Kriminalität und Dissozialität zu entkommen.
Seit einigen Jahren hat Morton immer wieder Kontakt zu dem Jugendlichen Nick Romano (John Derek), der ebenfalls aus dem gleichen Ghetto stammt.
Morton fühlt sich für den jungen Mann, der immer mehr auf Abwege gerät, verantwortlich, weil er vor Jahren dessen Vater bei einem Verfahren mehr schlecht als recht vertrat. Weil Morton und sein damaliger Partner pfutschten, wurde der unschuldige Romano (Vater von 6 Kindern) zu einem Jahr Zuchthaus verurteilt und starb dann auch noch aufgrund einer Herzkrankheit im Knast.
Dieses Erlebnis prägte den jungen Nick, der immer mehr durch kleinere Straftaten auffällig wurde und in schlechte Kreise kommt.
Mit seinem Freund Jimmy (Summer Williams) werden dann die Vergehen immer gravierender. Die Jugendlichen werden gefasst und in eine ominöse Besserungsanstalt gesteckt. Auch dort kommt es zu unglücklichen Erlebnissen, die Nick nicht bessern lassen.
Ein kurzer Hoffnungsschimmer auf dem steilen Weg nach unten keimt mit der Liebe zu der stillen Emma (Allene Roberts) auf.
Jetzt sitzt Nick aber ganz übel in der Patsche, denn ihm wird der Mord an einem Polizisten angelastet. Morton übernimmt den Fall, obwohl der schöne Nick ihn schon sehr oft angelogen hat und ist von dessen Unschuld überzeugt.
Vor Gericht muss er jetzt beweisen, dass Nick mit seiner kriminellen Energie kein Mörder ist. Immerhin gibt es nicht nur Zeugen, die ihn als Mörder identifizieren, sondern auch Jungs aus den Slums wie Butch (Dewey Martin), die beschören, dass sie mit Nick zum Tatzeitpunkt zusammen in einer Bar feierten..



In Nicholas Rays erstem Film als Regisseur, dem 1947er Roadmovie "Im Schatten der Nacht" sind bereits die später zu seinem Markenzeichen werdenden Charaktere vorhanden - die sozialen Außenseiter und die von der Gesellschaft entfremdeten, rebellierenden Jugendlichen.
Auch "Vor verschlossenen Türen" ist von dieser Machart. Der Gerichtsfilm fungiert einerseits als Sozialdrama, dass die Gründe veranschaulichen will, warum ein Mensch auf die schiefe Bahn gerät, andererseits propagiert der Film die Botschaft, dass vor allem die ungerechte Gesellschaft auch in die Verantwortung genommen werden muss. Nicht zuletzt auch ein Plädoyer gegen die Todesstrafe, denn die schwebt über dem Angeklagten wie das Schwert des Damokles
Obwohl Ray in linksradikalen Gruppen aktiv war, schützte ihn die Zusammenarbeit mit Howard Hughes in dieser Zeit vor der in Hollywood gefüchteten schwarzen Liste, die Arbeitsverbot zur Folge hatte.
Die linksorientierte Handschrift ist aber bei "Vor verschlossenen Türen" offensichtlich.
Der Film wurde von der Santana Pictures Corporation prouziert, eine amerikanischen Filmgesellschaft, die Humphrey Bogart 1949 gründete und in der Folgezeit 7 schwarz-weiss Filme realisierte.
Der bekannteste von ihnen wurde "Schach dem Teufel".
Sieht man einmal von dem vielleicht zu moralisch aufrüttelndem Plädoyer ab, dass Humphrey Bogart am Schluß hält und aus heutiger Sicht etwas zu aufdringlich wirkt, dann findet man in vielen Szenen des Films ein gutes Klassikerpotential. Auffallend gut - wie auch schon im "Im Schatten der Nacht" ist Nicholas Ray glänzende Schauspielführung bei den jungen Darstellern John Derek und Allene Roberts, die einige ergreifende Szenen durchstehen müssen.



Bewertung: 8 von 10 Punkten.

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